Der Fund von mindestens einem Massengrab mit 75 Toten im Südsudan hat in der jüngsten Nation der Erde die Angst vor einem ethnischen Blutvergießen geschürt. Nach Angaben der Vereinten Nationen vom Dienstag befanden sich in dem Grab im Norden des Landes die Leichen von 75 Soldaten der Volksgruppe der Dinka. Zudem zirkulierten Berichte über mindestens zwei weitere Massengräber in der Hauptstadt Juba, wie die UN-Menschenrechtsbeauftragte Navi Pillay in Genf erklärte. Internationale Medien berichten von möglicherweise tausenden Toten.
In den vergangenen Tagen seien außergerichtliche Massenerschießungen dokumentiert worden und Menschen seien allein wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer ethnischen Gruppe Ziel von Angriffen gewesen, ergänzte Pillay. Sie äußerte sich sehr besorgt über mehrere hundert Zivilisten, die angeblich bei Hausdurchsuchungen in der Hauptstadt Juba verhaftet und an einen unbekannten Ort verschleppt wurden.
Mit dem Einsatz tausender zusätzlicher Blauhelmsoldaten wollen die Vereinten Nationen einen drohenden Bürgerkrieg im Südsudan verhindern. Angesichts der rasant eskalierenden Gewalt in dem Krisenstaat genehmigte der UN-Sicherheitsrat am Dienstag einstimmig den Plan von Generalsekretär Ban Ki-Moon, die Stärke der Friedenstruppe so schnell wie möglich fast zu verdoppeln. Die Zahl der Blauhelme soll auf 12.500 von derzeit 7000 steigen und die Zahl der UN-Polizisten auf 1323 von derzeit 900. Zuvor hatten UN-Vertreter den Fund eines Massengrabes bekanntgegeben und eindringlich vor einem ethnisch motivierten Blutvergießen gewarnt.
Im Südsudan kämpfen Anhänger von Präsident Salva Kiir gegen Verbündete seines ehemaligen Stellvertreters Riek Machar. Beide Männer, die aus unterschiedlichen Volksgruppen stammen, stützen sich auf Einheiten des Militärs. Es wird befürchtet, dass sich der Konflikt zu einem Bürgerkrieg ausweiten könnte. Der Südsudan ist erst seit 2011 ein eigener Staat. Damals spaltete sich das ostafrikanische Land vom Sudan ab. Bei den jüngsten Kämpfen in dem völlig verarmten Land kamen in der vergangenen Woche Hunderte Menschen ums Leben.