Politik

Schweizer Notenbank behält bei den Gold-Reserven trotz Verlust die Nerven

Lesezeit: 2 min
07.01.2014 00:41
Der Einbruch des Goldpreises hat der Schweizer Nationalbank einen milliardenschweren Verlust beigebracht. Der Bund, die Kantone und die Aktionäre tragen den finanziellen Nachteil. Dennoch will die SNB nicht von ihrer Linie abweichen. Die Goldinitiative verbietet den Abverkauf der Goldbestände.
Schweizer Notenbank behält bei den Gold-Reserven trotz Verlust die Nerven

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Schweizer Nationalbank hat im vergangenen Jahr 9 Milliarden Euro Verlust gemacht. Grund ist der Einbruch des Goldpreises. Nun müssen Bund und Kantone um finanzielle Mittel fürchten. Auch die Aktionäre werden keine Dividende erhalten, da die Ausschüttunsreserve dazu nicht ausreicht.

Durch die Goldinitiative sind der SNB jedoch die Hände gebunden. Selbst wenn sie vorher von dem Einbruch des Goldkurses gewusst hätte, wären keine Maßnahmen ergriffen worden, um die Verluste zu minimieren. Die SNB muss 20 Prozent ihrer Aktiva in Gold halten.

Die Goldverkäufe in den neunziger Jahren werden mittlerweile als kapitaler Fehler angesehen. Auf den Druck der USA verkaufte die SNB über 1.500 Tonnen Gold zu einem niedrigen Preis. Die Bestände wurden als „überflüssig“ betrachtet und man kaufte damit unter anderem Fremdwährungen.

Weitere Goldverkäufe soll es nun nicht mehr geben: „Das Gold ist heute fast noch der einzige wirklich werthaltige Aktivposten in der Nationalbank-Bilanz – aber es ist auf nur noch 1'040 Tonnen zusammengeschmolzen“, heißt es auf der Seite der Goldinitiative.

Die SNB hatte daher keine andere Wahl, als die Verluste durch den Einbruch des Goldpreises hinzunehmen (hier). Der Goldbestand hat sich seit 2008 nicht verändert.

Die SNB schreibt:

„Einem Bewertungsverlust auf den Goldbeständen von rund 15 Mrd. Franken stehen ein Gewinn von ca. 3 Mrd. Franken bei den Fremdwährungspositionen sowie ein Ertrag von über 3 Mrd. Franken aus dem Verkauf des StabFund gegenüber.

Nach Zuweisung von 3 Mrd. Franken an die Rückstellungen für Währungsreserven wird ein ausschüttbares Jahresergebnis von rund minus 12 Mrd. Franken resultieren. Da dieser Verlust deutlich höher sein wird als die Ausschüttungsreserve von 5,3 Mrd. Franken, kann die SNB gemäss den Bestimmungen des Nationalbankgesetzes sowie der Gewinnausschüttungsvereinbarung zwischen Eidgenössischem Finanzdepartement und Nationalbank keine Ausschüttungen vornehmen. Das betrifft sowohl die Dividende an die Aktionäre als auch die Gewinnausschüttung an Bund und Kantone.“

Die Folgen sind weitreichend: Der Bund rutscht wegen der ausbleibenden Gewinnausschüttung der SNB in die roten Zahlen. Der Tageszanzeiger rechnet mit einem Defizit von 212 Millionen Franken. Auch die Kantone müssen auf viel Geld verzichten. Peter Hegglin, Präsident der Finanzdirektorenkonferenz (FDK), rechnet mit einem Fehlbetrag von 667 Millionen Franken: „Fehlt dieser Betrag, fallen durchschnittlich 0,8 Prozent der gesamten Erträge der Kantonshaushalte weg.“

Angesichts der zahlreichen Währungskrisen (mehr hier) gilt Gold aber weiterhin als beste Absicherung für die eigene Währung. Euro und Dollar haben in den letzten Jahren enorme Schwankungen durchlaufen. Japan treibt seine eigene Währung absichtlich in die Inflation. Die SNB hat darauf bereits reagiert und den nach wie vor starken Franken an den Euro gekoppelt, um den Wert der eigenen Währung nicht nach oben schnellen zu lassen und den Exportsektor der Schweiz zu gefährden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...