Deutschland

Devisen-Affäre: BaFin bereitet Sonderprüfung gegen Deutsche Bank vor

Die BaFin will die Ermittlungen gegen die Deutsche Bank verschärfen. Wegen des Verdachts der Manipulation von Devisenkursen will die Bankenaufsicht eine Sonderprüfung vorbereiten. Dabei nisten sich Wirtschaftsprüfer bei der Bank ein, befragen Mitarbeiter und durchsuchen Unterlagen.
19.01.2014 17:38
Lesezeit: 1 min

Die deutsche Finanzaufsicht BaFin intensiviert offenbar ihre Untersuchungen zur Verwicklung der Deutschen Bank in die weltweite Manipulation von Devisenkursen. Die BaFin wolle den Devisenhandel mit einer Sonderprüfung ausleuchten, berichtete das Nachrichtenmagazin „Spiegel" unter Berufung auf „das Umfeld des Konzerns". Die Aufseher gingen der Frage nach, ob die Deutsche Bank, die als größter Devisenhändler der Welt gilt, den Bereich ordnungsgemäß organisiert hat und ob es dort ausreichende Kontrollen gibt.

Die BaFin wollte sich am Sonntag nicht zu dem konkreten Fall äußern. Sie hatte allerdings bereits im Oktober nicht ausgeschlossen, dass es in der Devisenaffäre zu Sonderprüfungen bei deutschen Banken kommen werde. Eine Sonderprüfung gilt als schärfstes Schwert der Aufsichtsbehörde. Dabei nisten sich die Aufseher – oder Wirtschaftsprüfer in deren Auftrag – oft über Wochen bei der Bank ein, befragen Mitarbeiter und durchforsten Unterlagen.

Die BaFin-Aufseher wollen in der Sonderprüfung unter anderem Chats auf einer Handelsplattform untersuchen, die sowohl von Devisenhändlern genutzt wurde, als auch von Mitarbeitern, die in der Libor-Affäre aufgefallen waren. Vor Weihnachten war bekannt geworden, dass die Deutsche Bank die Nutzung solcher Chatrooms im Handel intern verboten hat (mehr hier).

Die BaFin hat dem Magazin zufolge schon länger Zweifel, ob die Kontrollen im Devisenhandel der Deutschen Bank ausreichen, um Manipulationen zu verhindern. Bei dem Institut laufen bereits mehrere solcher Prüfungen parallel, so zur Manipulationen es Interbanken-Zinssatzes Libor und zum Vorwurf von Bilanzmanipulationen in der Finanzkrise.

Die Bank selbst hat nach einer internen Untersuchung wegen des Verdachts der Manipulation am Devisen-Fixing Finanzkreisen zufolge mehrere Händler in New York und an anderen Standorten vorsorglich suspendiert. Ein Sprecher bekräftigte die Aussage, die Deutsche Bank habe Anfragen von Aufsichtsbehörden erhalten, die den Devisenhandel unter die Lupe nehmen. „Die Bank unterstützt diese Untersuchungen und wird in begründeten Fällen disziplinarische Maßnahmen gegen einzelne Mitarbeiter ergreifen", sagte er. Auch bei anderen Banken wurden Händler beurlaubt.

Die Deutsche Bank steht zudem wegen des Verdachts der Goldpreis-Manipulation im Visier der Bankenaufsicht (hier).

Ins Rollen gebracht hatte den Fall im Sommer die britische Finanzaufsicht, inzwischen haben sich neben der BaFin auch die Behörden in den USA eingeschaltet. Die Referenzkurse, die einmal am Tag festgestellt werden, dienen Unternehmen und großen Profi-Anlegern wie etwa Investmentfonds als Basis für ihre Währungsgeschäfte.

Am Devisenmarkt werden weltweit pro Tag Währungen im Wert von mehr als fünf Billionen Dollar gehandelt. Das Segment ist der größte Markt im Finanzsystem und gilt als am wenigsten reguliert. Die Deutsche Bank hat bereits auf die Vorwürfe reagiert und einige Manager beurlaubt (hier).

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Finanzen
Finanzen Erbe aufteilen: So sichern Sie den Verbleib Ihres Partners im gemeinsamen Haus
19.07.2025

Sind Sie wiederverheiratet und haben Kinder aus früheren Beziehungen? Dann ist besondere Vorsicht geboten, wenn es darum geht, Ihr Erbe...

DWN
Finanzen
Finanzen Unser neues Magazin ist da: Kapital und Kontrolle – wem gehört Deutschland?
19.07.2025

Deutschland ist reich – doch nicht alle profitieren. Kapital, Einfluss und Eigentum konzentrieren sich zunehmend. Wer bestimmt wirklich...

DWN
Finanzen
Finanzen Steuererklärung: Wann Verspätungszuschläge unzulässig sind
19.07.2025

Viele Steuerzahler ärgern sich über Verspätungszuschläge, wenn sie ihre Steuererklärung zu spät abgeben. Doch nicht immer ist die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeiten nach der Schule: Warum viele keine Ausbildung beginnen
19.07.2025

Schnell Geld verdienen statt jahrelang pauken – das klingt für viele junge Menschen verlockend. Doch wer direkt nach der Schule in den...

DWN
Politik
Politik Militär statt Frieden? Was das EU-Weißbuch 2030 wirklich bedeutet
19.07.2025

Mit dem Weißbuch „Bereitschaft 2030“ gibt die EU ihrer Sicherheitspolitik eine neue Richtung. Doch Kritiker warnen: Statt...

DWN
Politik
Politik Nordkoreas Kronprinzessin: Kim Ju-Ae rückt ins Zentrum der Macht
18.07.2025

Kim Jong-Un präsentiert die Zukunft Nordkoreas – und sie trägt Handtasche. Seine Tochter Kim Ju-Ae tritt als neue Machtfigur auf. Was...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Birkenstock: Von der Orthopädie-Sandale zur globalen Luxusmarke
18.07.2025

Birkenstock hat sich vom Hersteller orthopädischer Sandalen zum weltweit gefragten Lifestyle-Unternehmen gewandelt. Basis dieses Wandels...

DWN
Politik
Politik 18. Sanktionspaket verabschiedet: EU verschärft Sanktionsdruck mit neuen Preisobergrenzen für russisches Öl
18.07.2025

Die EU verschärft ihren wirtschaftlichen Druck auf Russland: Mit einem neuen Sanktionspaket und einer Preisobergrenze für Öl trifft...