Politik

Silicon Valley: Anrainer protestieren gegen Internet-Millionäre

In San Francisco protestieren Bürger gegen die Internet-Konzerne des Silicon Valley. Sie machen die hochbezahlten Angestellten für steigende Mieten und Zwangsräumungen verantwortlich. Der Zorn der Bürger entlädt sich an den Bussen, die die Mitarbeiter ins Silicon Valley bringen.
27.01.2014 00:04
Lesezeit: 2 min

Der Streit zwischen den Bürgern von San Francisco und den Internet-Unternehmen des Silicon Valley droht zu eskalieren. Die Bürger protestieren gegen Google, Facebook und Apple, da ihre hochbezahlten Mitarbeiter für steigende Preise und Mieten in San Francisco sorgen würden.

Der Protest richtet sich dabei zunehmend gegen die kostenlosen und mit WLAN ausgerüsteten Busse, die die Technologie-Unternehmen ihren Mitarbeitern jeden Tag zur Verfügung stellen, um sie aus San Francisco ins Silicon Valley zu fahren. Diese würden zu geringe Parkgebühren zahlen und sich nicht entsprechend an den Kosten der Infrastruktur beteiligen.

Vor wenigen Wochen schossen Protestler sogar auf einen der Busse, der voller Google-Mitarbeiter war. Die Kugel durchschlug eine Scheibe, jedoch wurde niemand verletzt, wie die FT berichtet. Anfang dieser Woche blockierten Anwohner zwei Busse von Facebook und Google, die sich auf dem Weg ins Silicon Valley befanden. In der Stadthalle von San Francisco kam es daraufhin zum Disput zwischen Vertretern der Technologie-Unternehmen und den Bürgern der Stadt.

Die Bürger beschweren sich darüber, dass die Gemeinschaft zu wenig vom Technologie-Boom profitiert hätte. Verschieden Sprecher verurteilten die Busse als Symbol der „stinkreichen Konzerne, die es sich leisten könnten mehr zu zahlen“ und sprachen vom „Klassenkampf“.

Viele Mitarbeiter von Google, Facebook und Apple bevorzugen San Francisco als Wohnsitz zu den Vororten vom Silicon Valley. Sie werden aus der ganzen Welt von den Technologie-Unternehmen rekrutiert und zahlen schon mal eine ganze Jahresmiete im Voraus. Dadurch stiegen die Mieten um bis zu 20 Prozent an und Zwangsräumungen nahmen um 40 Prozent zu.

„Es ist eine beängstigende Zeit für durchschnitts- und niedrigverdienende Anwohner von San Francisco“, sagte Sue Vaughan, eine Anwohnerin und Protestlerin, die zu den Sprechern in der Stadthalle gehörte.

Die Protest-Gruppe „Heart of the City“ forderte die Unternehmen auf, die Kosten für ihren Einfluss auf Infrastruktur und Wohnen zu übernehmen. Google forderte seine Mitarbeiter auf, dem Vorschlag beizupflichten. Demnach würden die Busse einen Dollar für jede Haltestelle an die Stadt zahlen und dadurch zur Gemeinschaft beitragen. Zudem sollten die Google-Mitarbeiter darauf hinweisen, dass sie ohne den kostenlosen Shuttle-Service einfach mit dem Auto zur Arbeit fahren würden. Das würde die Straßen weiter verstopfen und die Umwelt zusätzlich belasten.

„Ich wollte nur sagen, dass nicht jeder bei Google Milliardär ist. Wie viele andere auch, zahle ich seit zehn Jahren noch immer meinen Studentenkredit ab“, sagte Crystal Scholz, eine Programmiererin von Google, in der Stadthalle.

Der Verkehrsausschuss stimmte zu Gunsten der Technologie-Unternehmen. Er legalisierte den Shuttle-Service von etwa 35,000 Mitarbeitern. Diese werden fortan in den Privatbussen von öffentlichen Haltestellen abgeholt und wieder abgesetzt. Dafür beteiligen sich die Unternehmen an den Kosten für Infrastruktur.

Google sagte, es „freue sich sehr“ auf das gemeinsame Pilotprojekt und wolle am „gemeinsamen Ziel eines effizienten Transports“ arbeiten.

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