Gemischtes

Speicheltest soll Teenager vor Depression schützen

Lesezeit: 2 min
22.02.2014 00:19
Der Wert des Cortisol-Spiegels spielt bei Depression im jugendlichen Alter eine große Rolle. Etwas Speichel und ein Fragebogen könnten zukünftig Jugendliche davor bewahren, immer tiefer in eine starke Depression zu verfallen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Forscher der Cambridge Universität haben eine biologische Möglichkeit gefunden, dass Risiko, an Depression zu erkranken, bei Jugendlichen einschätzen zu können. Damit könnte man Jugendliche, die ein hohes Depressionsrisiko haben, früher behandeln. „Durch unsere Forschungen haben wir jetzt einen sehr königlichen Weg gefunden, um diejenigen Teenager zu identifizieren, die am wahrscheinlichsten eine klinische Depression entwickeln werden“, sagte der Leitende Wissenschaftler Ian Gooyer.

Cortisol als Biomarker

Für ihre Untersuchungen ließen die Wissenschaftler hunderten Jugendliche Speichel abgeben und Fragebogen ausfüllen.  Im Anschluss daran wurden die Jugendlichen je nach Cortisol-Wert und Anzeichen für Depression in verschiedene Gruppen eingeteilt. Nach 12 und 36 Monaten wurden die Schüler erneut befragt. Wie sich herausstellte, kommt gerade bei Jungen der Cortisol-Wert als Biomarker für Depression infrage.

Jungen, die hohe Cortisol-Werte aufgewiesen und von depressiven Symptomen berichtet hatten, entwickelten innerhalb der drei Jahre am ehesten eine klinische Depression. Das Risiko an einer schlimmen Depression zu erkranken, war in dieser Gruppe 14 Mal höher als bei Jugendlichen mit depressiven Symptomen und einem niedrigen Cortisol-Wert. Bei Mädchen ließ sich eine derartige Signifikanz nicht feststellen. Den Wissenschaftlern zufolge kann dies jedoch daran, liegen, dass der Cortisol-Wert bei Mädchen generell niedriger ist als bei Jungen.

Depression oft Ursache für Suizid

Die Erkenntnisse der Studie könnten dem Co-Autor Matthew Owens zufolge dazu führen, die Zahl der an Depression erkrankten Menschen in den kommenden Jahren zu reduzieren. Insbesondere „in einer Zeit, in der die Selbstmordrate unter Jugendlichen und jungen Männern zugenommen hat“, so Owens.

Weltweit leiden etwa 121 Millionen Menschen an Depression – in Deutschland sind es dem Bundesministerium für Bildung und Forschung zufolge drei Millionen. Zwischen 2000 und 2010 hat sich zudem die Zahl der wegen Depression ins Krankenhaus Eingewiesenen verdoppelt. 50 Prozent der Depressionen beginnen bereits im Kindes- und Jugendalter, warnt die Psychologin Yvonne Schiller von der LMU in München. Bei der Mehrheit der 10.000 Suizide und etwa 150.000 Suizidversuche in Deutschland liegt eine „nicht optimal behandelte Depression“ zugrunde, so die Stiftung Deutsche Depressionshilfe.

Mehr Depressionen bei Jugendlichen

Die Zahl der 10 bis 19-Jährigen, die aufgrund einer Depression stationär aufgenommen wurden, hat sich zwischen 2009 und 2012 in Hamburg um 60 Prozent erhöht, so die Techniker Krankenkasse. 500 Kinder und Jugendliche sind es 2012 gewesen. In Niedersachsen ist die Zahl in den vergangenen drei Jahren sogar um 84 Prozent gestiegen. In vielen anderen deutschen Bundesländern zeigte sich eine ähnliche Entwicklung.

Gerade bei Jugendlichen ist es nicht immer einfach, sofort die Anzeichen einer Depression zu erkennen. Schließlich werden einige Symptome oft auf die Pubertät geschoben. „Depression hat im Jugendalter ein Allerweltsgesicht“, erläutert die Psychotherapeuten Kammer NRW. Sie unterscheide sich kaum von allgemeinen alterstypischen Stimmungen und Verhaltensweisen. „Doch Depression kann sich schon in jungen Jahren gefährlich zuspitzen.“ Umso bedeutender könnte der Zusammenhang mit dem Cortisol-Wert bei Jungen sein, wenn es um eine frühzeitige Erkennung einer Depression geht.

 


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...