Finnland ist eines der wenigen Länder weltweit, das noch immer von allen drei großen Ratingagenturen ein Triple A bekommen hat. Doch auch das nördliche Euroland gerät ins Schwanken. Wie die neuesten makroökonomischen Zahlen der finnischen Zentralbank zeigen, ging das BIP im vergangenen Jahr um 1,0 Prozent zurück – mehr als das BIP der Eurozone (-0,4%). 2012 gab es in Finnland bereits eine Kontraktion von 0,8 Prozent. „Ich würde gern sagen, dass die Eurokrise dieses Jahr enden wird, Finnlands strukturelle Reformen in der Industrie ein Ende finden und, dass sich die wachsende Staatsverschuldung beruhigt. Leider kann ich das nicht“, zitiert Bloomberg die finnische Finanzministerin Jutta Urpilainen im Januar.
Schwache In- und Auslandsnachfrage
Die schwache Inlands- und Auslandsnachfrage sind für das Nordeuropäische Land ausschlaggebend. Die Importe gingen 2013 zum Beispiel um 7,3 Prozent zurück, die Exporte sanken um 1,7 Prozent. „Eine leichte Kontraktion in der Beschäftigung wird 2014 sinkende Reallöhne zur Folge haben und dafür sorgen, dass der private Konsum nicht vor 2015 wachsen wird“, heißt es von Seiten der Zentralbank. Mit 8,1 Prozent ist die Arbeitslosenquote in Finnland zwar noch vergleichsweise niedrig, aber dennoch zeigt auch sie einen Anstieg über die vergangenen Jahre.
Die Schwierigkeiten in der finnischen Elektroindustrie haben zu der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung in den vergangenen Quartalen beigetragen. Allen voran Nokia hatte den Anschluss an andere Mobilfunkhersteller beim Boom der Smartphones verpasst. Aber auch die Entwicklung der Forstindustrie ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Die zunehmende Digitalisierung und das wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeit hat zu einer sinkenden Nachfrage in der Papierindustrie geführt – ganz zu schweigen von den Preiskämpfen im Wettbewerb mit Herstellern aus den Schwellenländern. Zudem rechnet die finnische Zentralbank mit einem Anstieg der bisher noch relativ geringen Staatsverschuldung: Die derzeitige Verschuldung von 59 Prozent werde auf über 64 Prozent in 2015 ansteigen.
Demographie
Ähnlich wie Deutschland hat Finnland auch ein demographisches Problem. „Die Zahl der Männer und Frauen im besten Arbeitsalter ist deutlich zurückgegangen“, warnt die Zentralbank. Die Babyboomer aus den 40er und 50er Jahren sind in Rente gegangen und die Generationen danach haben immer weniger Kinder gekriegt. So wird der Anteil der Menschen im Alter von über 65 Jahren sich bis 2040 von 17 auf 27 Prozent erhöhen und auf 29 Prozent bis 2060, berichtet die Statistikbehörde Finnlands. Der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter hingegen wird auf 58 Prozent (2040) und später 56 Prozent sinken.