Finanzen

Nigeria ersetzt Geldkarten durch Finger-Scans

Lesezeit: 1 min
01.03.2014 00:02
Die Nigerianer müssen künftig ihre Finger scannen lassen, um Geld abzuheben. Auch beim täglichen Einkauf sollen Finger-Abdrücke die Geldkarten ersetzen. Der Zentralbank-Chef sagt, Nigeria bekomme „eines der komfortabelsten und sichersten Finanzsysteme der Welt“.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Nigerianer heben ihr Geld künftig ohne Karte ab. Um Geldscheine aus dem Bank-Automaten zu bekommen, müssen sie ihre Finger auf den Scanner legen.

Die Technik zur Abhebung per Fingerabdruck liefert ein Hamburger Unternehmen. Für 50 Millionen Dollar (36,4 Millionen Euro) soll der Biometrie-Spezialist Dermalog ein System zur Identifikation aller Bank-Kunden per Fingerabdruck einführen. „Das ist der größte Auftrag unserer Firmengeschichte“, zitiert Die Welt Geschäftsführer Günther Mull.

Doch die Nigerianer sollen künftig nicht nur am Bankautomaten ihre Finger auflegen, um Geld abzuheben, sondern auch an der Ladenkasse, um ihren Einkauf zu bezahlen.

Der Gouverneur der Nigerianischen Zentralbank, Sanusi Lamido Sanusi, hat die Technik schon mit seinen eigenen Finger getestet. „Innerhalb der nächsten anderthalb Jahre werden wir das Projekt landesweit umsetzen“, sagte Sanusi. Dann werde Nigeria eines der komfortabelsten und sichersten Finanzsysteme der Welt besitzen. Betrug, Identitäts-Fälschung und Geldwäsche könne auf diese Weise vorgebeugt werden.

„Betrug ist eine der größten Herausforderungen im nigerianischen Bankwesen“, sagt Dermalog-Geschäftsführer Mull. Es gebe viele Länder, in denen die Einwohner mehrere Identitäten haben. So nähmen etwa Brasilianer gern Kredite unter einem falschen Namen auf und zahlten sie nicht zurück. Daher habe HSBC mit 1.300 Bank-Filialen in Brasilien 2012 das Automatisierte Fingerabdruck-Identifizierungssystem (Afis) von Dermalog gekauft.

Das System sei sicherer als passwortgesicherte Daten, sagt Mull. Die Technik entwickelte das Unternehmen zusammen mit dem Institut für Rechtsmedizin von Professor Klaus Püschel. Der Scanner erkenne, ob die Finger künstlich oder bereits abgestorben seien. Die Software stelle nämlich fest, ob die Haut beim Auflegen des Fingers weiß und das Blut herausgedrückt wird. Zudem werde der Sauerstoffgehalt des Blutes analysiert.

Die Technik wird nicht nur im Finanzsektor, sondern vor allem von den Behörden eingesetzt. In Deutschland hat das Unternehmen seit 2007 mehr als 20.000 Fingerabdruckscanner für die Einwohnermeldeämter und für die Ausländerbehörden geliefert. Damit werden die Hautkonturen für die neuen Pässe, Ausweise und Aufenthaltstitel gespeichert.

Auch am Hamburger Flughafen hinterlassen Passagiere ihre Fingerabdrücke auf Scannern von Dermalog. Dennoch machte Deutschland für die Hamburger 2013 nur 2 Prozent ihres Umsatzes aus. „Deutschland ist kein Biometrie-Paradies“, sagt Mull.

Eine Zusammenarbeit mit der Handelskette Rewe, bei der die Kunden ihre Einkäufe per Fingerscan bezahlen konnten, musste beendet werden. Das Bezahlen mit den Fingern ging deutlich schneller als mit Bargeld oder mit der Geldkarte. Doch viele Deutsche hätten eine Abneigung gegenüber neuen Technologien, so Dermalog. Von den in Deutschland gesammelten Erfahrungen könne nun Nigeria profitieren.


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...