Politik

Ost-Ukraine: Ein Toter bei Ausschreitungen in Donezk

Im ostukrainischen Donezk hat es bei schweren Ausschreitungen zwischen prorussischen und prowestlichen Gruppen einen Toten gegeben. Die Außenminister Kerry und Lawrow wollen einen letzten Versuch einer Gesprächsrunde unternehmen.
14.03.2014 00:31
Lesezeit: 2 min

Bei Zusammenstößen zwischen prorussischen und prowestlichen Demonstranten im ostukrainischen Donezk ist mindestens ein Mensch getötet worden. 15 weitere wurden am Donnerstag wegen diverser Verletzungen in einem Krankenhaus behandelt, wie die örtlichen Gesundheitsbehörden ferner mitteilten. Aktivisten zufolge starben zudem zwei weitere Demonstranten. Dies wurde aber zunächst nicht offiziell bestätigt. Es war der schwerste Gewaltausbruch in der Ukraine seit dem Umsturz in Kiew vor knapp drei Wochen, als binnen weniger Tage in der Hauptstadt etwa 100 Menschen getötet wurden.

Bei dem Todesopfer am Donnerstag handelte es sich laut Behördenangaben um einen 22-Jährigen, der an den Folgen einer Messerstichwunde gestorben sei. Er gehörte Aktivisten zufolge dem Lager der Demonstranten an, die eine Annäherung der Ukraine an die Europäische Union forderten. Diese waren im Zentrum des russischgeprägten Donezk auf dem Lenin-Platz mit Hunderten Sympathisanten von Russlands Präsident Wladimir Putin aneinandergeraten. Die Polizei versuchte nach Angaben von Journalisten vor Ort vergeblich, die beiden Gruppen auseinanderzuhalten. Es flogen demnach Rauchbomben und andere Wurfgeschosse. Erst am späten Abend beruhigte sich die Lage.

Donezk liegt unweit der Grenze zu Russland. Ukrainische Behördenvertreter haben der Regierung in Moskau vorgeworfen, prorussische Gruppen gezielt zu unterstützen. Russland hat sich nach dem Sturz von Präsident Viktor Janukowitsch das Recht vorgehalten, militärisch im Osten der Ukraine und auf der Krim einzugreifen, sollte die überwiegend russischstämmige Bevölkerung dort in Gefahr gerate.

Die Übergangsregierung in Kiew tritt für eine engere Anbindung an den Westen ein. Ein dazu über Monate hinweg ausgehandeltes Abkommen mit der EU hatte Janukowitsch im vergangenen Jahr kurzfristig platzen lassen und damit die Massenproteste ausgelöst, die nach gut einem Vierteljahr letztendlich zu seiner Absetzung führten.

Allerdings fühlt sich ein großer Teil der Bevölkerung insbesondere im Osten und auf der Krim Russland deutlich näher als dem Westen. Die Lage in der Ukraine hat sich in den vergangenen Tagen auch deshalb zugespitzt, weil auf der Krim am Wochenende ein Referendum über die Zukunft der Halbinsel ansteht. Dabei geht es darum, ob sich die Krim abspalten und Teil Russlands werden soll. Westliche Staaten, darunter auch Deutschland, stufen das Referendum als illegal ein und drohen der Regierung in Moskau mit Sanktionen, sollte sie sich die Krim einverleiben. Der Chef der separatistischen Krim-Regionalregierung, Sergej Aksjonow, sagte in einem Reuters-Interview, mehr als 80 Prozent der Bevölkerung auf der Halbinsel befürworteten eine Eingliederung in die Russische Föderation.

Russland hat auf der Krim seine Schwarzmeerflotte stationiert und auf der Halbinsel de facto seit vergangener Woche die Kontrolle übernommen. Das Land verstärkte zudem seine Militärpräsenz an der ukrainischen Grenze. Die Armee begann am Donnerstag mit einer Reihe von Manövern mit 8500 Soldaten. Dabei kamen nach Angaben des Verteidigungsministeriums auch Artillerie und Raketenwerfer zum Einsatz.

Die Regierung in Kiew warf Russland vor, ein Aufklärungsflugzeug in der Nähe der Meeresenge beschossen zu haben, die das ukrainische Festland von der Krim trennt. Es sei der zweite derartige Beschuss innerhalb von fünf Tagen gewesen. Ob es Schäden an der Maschine gab, erklärt die Regierung nicht.

Die Ukraine-Krise belastet zunehmend die internationalen Finanzmärkte. Mit Spannung wird das an diesem Freitag angesetzte Treffen von US-Außenminister John Kerry und seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow in London erwartet. Kerry sagte, er hoffe, dass doch noch eine Entspannung kurz vor dem Referendum am Sonntag gelinge. Sollte die Abstimmung jedoch dazu führen, dass die Krim durch Russland annektiert werde, würden die USA und die EU ernsthafte Schritte gegen Russland unternehmen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Geldanlage: Mit einem Fondsdepot mehr aus dem eigenen Geld machen

Wer vor zehn Jahren 50.000 Euro in den Weltaktienindex investiert hat, kann sich heute über mehr als 250.000 Euro freuen! Mit der...

DWN
Politik
Politik Bundestagswahl: FDP und BSW laut Hochrechnung im Bundestag - droht erneut eine Dreierkoalition?
23.02.2025

CDU und CSU gehen als klare Sieger aus der Bundestagswahl hervor – für die SPD ist es das schlechteste Ergebnis ihrer Geschichte. Die...

DWN
Politik
Politik Merz triumphiert, Scholz geschwächt: Die Konsequenzen der Wahl
23.02.2025

Deutschland hat entschieden, und es gibt einen klaren Gewinner. Dennoch dürfte die Regierungsbildung herausfordernd werden, da die Zeit...

DWN
Politik
Politik Wie es nach der Bundestagswahl weitergeht
23.02.2025

Nach der Bundestagswahl beginnt die nächste Phase: die Regierungsbildung. Dabei sind zahlreiche Schritte erforderlich, die sich über...

DWN
Politik
Politik Wahlrecht 2025: Kleinerer Bundestag, größere Auswirkungen – Das ändert sich für Wähler und Parteien
23.02.2025

Am Wahltag selbst werden die meisten Wählerinnen und Wähler keinen Unterschied bemerken. Doch hinter den Kulissen verändert sich...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Schweizer Infrastrukturexperte: "Deutschland war lange der Wirtschaftsmotor Europas – das muss wieder so sein"
23.02.2025

Deutschland kämpft mit maroden Brücken, Straßen, Schienen, Strom- und Kommunikationsnetzen. Der Schweizer Infrastrukturexperte Alexander...

DWN
Finanzen
Finanzen ROI: Return on Investment und warum eine hohe Kapitalrendite wichtig ist
23.02.2025

Eine hohe Kapitalrendite entscheidet über den finanziellen Erfolg von Unternehmen und Investoren. Erfahren Sie, warum sie so wichtig ist...

DWN
Finanzen
Finanzen BlackRock: Die unsichtbare Macht eines Finanzgiganten
23.02.2025

BlackRock ist der weltweit größte Vermögensverwalter – doch wie groß ist sein Einfluss wirklich? Buchautor Werner Rügemer erklärt,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Wirtschaft in der Krise – Welche Pläne haben die Parteien für Deutschland?
23.02.2025

Deutschland steckt in der Wirtschaftskrise – und die Bundestagswahl steht bevor. Wie wollen die Parteien Wachstum fördern, Steuern...