Finanzen

US-Notenbank kündigt Zins-Wende für 2015 an

Die US-Notenbank will weiter US-Staatsanleihen kaufen, jedoch im Jahr 2015 die Politik der niedrigen Zinsen beenden. Die Fed hofft, dass es bis dahin zu einem Aufschwung in den USA kommt.
19.03.2014 21:40
Lesezeit: 2 min

Die US-Notenbank wird voraussichtlich nächstes Jahr ihre Politik des extrem billigen Geldes beenden. Die Federal Reserve (Fed) kündigte am Mittwoch an, ihre monatlichen Geldspritzen zur Stärkung der Wirtschaft um weitere zehn auf 55 Milliarden Dollar zu verringern. Die große Mehrheit der Notenbanker rechnet zudem 2015 mit ersten Zinserhöhungen. Diese dürften auch kräftiger ausfallen als zuletzt noch gedacht. An den Aktienmärkten sorgte dies für Kursverluste. Der Dollar stieg dagegen deutlich zum Euro.

Um die Wirtschaft in der Finanzkrise zu stützen, hält die Fed die Zinsen seit Jahren auf dem historisch niedrigen Niveau von null bis 0,25 Prozent. Zudem wurden mehrere Billionen Dollar in den Geldkreislauf gepumpt - unter anderem über den Ankauf von Staatsanleihen und Hypotheken-Papieren. Damit ist es der Fed gelungen, dass sich die US-Wirtschaft und auch der Arbeitsmarkt erholt hat. Kritiker monieren allerdings, dass mit dem vielen billigen Geld die Grundlage für Preisblasen gelegt wird. Die Finanzkrise begann Mitte 2007, als die Preisblase am US-Immobilienmarkt platzte und zahlreiche Banken in Schwierigkeiten kamen.

Bei ihrer ersten Pressekonferenz als neue Fed-Chefin schlug Janet Yellen gleich einen neuen Ton an: Sie gab den Märkten eine andere Orientierungshilfe, wie lange die Zinsen noch bei nahe null Prozent bleiben dürften. Bislang gab es eine konkrete Marke, nämlich eine Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent, bis zu der die Fed die Füße mindestens stillhalten wollte. Jetzt orientiere sich die Notenbank an dem Inflationsziel von zwei Prozent sowie Fortschritten Richtung Vollbeschäftigung. Dies werde den jetzigen Verhältnissen besser gerecht, so Yellen. Denn die Arbeitslosenquote war zuletzt bereits auf 6,7 Prozent gefallen. Manche Börsianer kritisierten, dass die neuen Orientierungsmarken unkonkreter seien. Dadurch werde es schwieriger, die Geldpolitik der Fed vorauszusagen und sich entsprechend zu positionieren.

Die Kapitalmärkte schauen sehr genau auf die geldpolitische Wende in den USA. Misslingt sie, könnte es zu einem Crash an den Börsen kommen. "Ich fühle die Last der Verantwortung in meiner neuen Rolle", sagte Yellen, die Nachfolgerin von Ben Bernanke. Am Mittwoch büßte der Dow-Jones-Index für die wichtigsten US-Aktien knapp ein Prozent ein. Der Euro fiel um fast einen Cent auf Kurse um 1,3820 Dollar. Zinserhöhungen dürften nun eher früher als später kommen, sagte der Devisen-Experte Shaun Osborne vom Wertpapierhandelshaus TD Securities.

Yellen rechnet damit, dass die Wertpapier-Käufe noch dieses Jahr auslaufen. Auf die Frage, wie lange dann die zeitliche Lücke bis zum Beginn der Zinserhöhungen ausfallen dürfte, sprach sie von "geraumer Zeit". Das sei schwer zu definieren: "Aber es bedeutet wahrscheinlich so in etwa sechs Monate." Die große Mehrheit der Fed-Führungsmitglieder rechnet 2015 mit einem ersten Zinsschritt. Sobald es losgeht, dürfte es schneller nach oben gehen als zuletzt noch erwartet. Der Leitzins dürften dann Ende 2015 bei einem Prozent liegen. Noch im Dezember hatten die Fed-Banker für diesen Zeitpunkt einen Zinssatz von 0,75 Prozent erwartet. Ende 2016 dürfte er dann nach der aktuellen Projektion auf 2,25 Prozent steigen.

Grundlage für eine Normalisierung der Zinsen ist die deutlich gefestigte Konjunktur. Trotz der Kältewelle in den USA waren im Februar überraschend viele Jobs geschaffen worden. Auch die Industrie erholte sich von dem Wintereinbruch. In ihrer neuen Prognose rechnet die Fed nun mit einem Wachstum von 2,8 bis 3,0 Prozent. 2015 sollen es mindestens drei Prozent sein. Yellen rechnet vorerst nicht damit, dass die amerikanische oder gar die Weltwirtschaft durch die Krim-Krise beeinträchtigt wird. Doch ganz offensichtlich gebe es geopolitische Gefahren: "Für den Fall einer Eskalation haben wir das auf dem Radarschirm."

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Waffen statt Zukunft: UN warnt vor globalem Rüstungsboom
09.09.2025

Die weltweiten Militärausgaben erreichen neue Rekordhöhen – und das auf Kosten von Frieden, Bildung und Klimaschutz. Ein aktueller...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa rüstet auf: Verteidigungs-Startups erleben Investoren-Boom
09.09.2025

Die geopolitische Unsicherheit und Trumps neue Außenpolitik befeuern massive Investitionen in europäische Verteidigungs-Startups....

DWN
Politik
Politik Arbeitszeit-Debatte: Mehr als die Hälfte der Deutschen wünscht kürzere Arbeitszeiten
09.09.2025

Um Wohlstand und Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, sollten die Menschen in Deutschland mehr arbeiten, argumentieren führende Politiker....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Euro-Wirtschaft: Scheitert die Eurozone an Deutschland?
09.09.2025

Die Eurozone taumelt zwischen Mini-Wachstum und Rekord-Arbeitslosigkeit: Während Spanien boomt, steckt Deutschland weiter in der Krise –...

DWN
Panorama
Panorama Blackout: Brandanschlag auf Strommasten verursacht Stromausfall in Berlin- Bekennerbrief wird geprüft
09.09.2025

Ein Feuer an zwei Strommasten hat in der Nacht zu einem großflächigen Stromausfall im Südosten Berlins geführt. Rund 50.000 Haushalte...

DWN
Finanzen
Finanzen Rechnungshof warnt: Milliardenhilfen für Länder könnten ins Leere laufe
09.09.2025

Der Bundesrechnungshof stellt die Wirksamkeit des geplanten Sondervermögens von 100 Milliarden Euro für zusätzliche...

DWN
Technologie
Technologie Digitale Dauerbelastung: Können Erwachsene besser damit umgehen?
09.09.2025

Digitale Medien prägen unseren Alltag in allen Altersgruppen – vom Smartphone über Social Media bis hin zu Streamingdiensten. Während...

DWN
Technologie
Technologie Taiwan stärkt Chip-Lieferketten angesichts geopolitischer Spannungen
09.09.2025

Taiwan stärkt seine Halbleiter-Lieferketten angesichts geopolitischer Spannungen und des wachsenden KI-Wettbewerbs. Präsident Lai...