Politik

Lagebericht: Massive Stromausfälle in der Ukraine greifen auf erstes Nachbarland über

Die Angriffe der russischen Armee auf die ukrainische Energie-Infrastruktur haben erstmals direkte Folgen für ein Nachbarland.
23.11.2022 16:00
Aktualisiert: 23.11.2022 16:39
Lesezeit: 2 min
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Nach neuen russischen Raketenangriffen auf die Ukraine hat auch deren Nachbarland, die Republik Moldau, von großflächigen Blackouts berichtet. „Nach Russlands Bombardierung des ukrainischen Energiesystems in der vergangenen Stunde haben wir landesweit massive Stromausfälle“, schrieb der moldauische Vizepremier Andrei Spinu am Mittwoch im Nachrichtendienst Telegram. Der Versorger Moldelectrica arbeite daran, das Problem zu lösen.

Der Gouverneur der ukrainischen Region Chmelnyzkyj teilte mit, das dortige Atomkraftwerk sei nach den jüngsten Angriffen vom Stromnetz abgetrennt worden. Medien berichteten zudem von Notabschaltungen in zwei weiteren Kraftwerken. Ob es einen Zusammenhang zwischen diesen Vorfällen und den Stromausfällen in Moldau gab, war zunächst unklar.

Russland hat die Ukraine vor knapp neun Monaten angegriffen. Nach zunehmenden militärischen Rückschlägen begann Moskau vor einigen Wochen mit gezielten Angriffen auf die Energieversorgung des Nachbarlandes und richtete dabei bereits massive Schäden an. Die Ukraine muss nun immer wieder stundenweise den Strom abschalten, um größere Engpässe zu vermeiden.

Russland lanciert neue Raketen-Angriffe

Bei neuen russischen Raketenangriffen auf Kiew und weitere Gebiete sind nach Angaben der Ukraine mehrere Menschen getötet worden, darunter ein Säugling in einem Krankenhaus. Kritische Infrastruktur sei beschädigt, erklärte Bürgermeister Vitali Klitschko am Mittwoch. Die Ukraine leidet ohnehin unter Energienot und plant deswegen Tausende Wärmestuben.

Der neuerliche russische Beschuss habe wieder ein Objekt der kritischen Infrastruktur beschädigt, schrieb Kiews Bürgermeister Klitschko im Nachrichtendienst Telegram. Kurzzeitig fiel das Antennenfernsehen aus und es gab stärkere Schwankungen im ohnehin angeschlagenen Stromnetz. In der gesamten Metropole mit ihren drei Millionen Einwohnern war zudem die Wasserversorgung unterbrochen.

Nach Angaben der Militärverwaltung wurden in Kiew drei Menschen getötet und sechs weitere verletzt. Im ganzen Land wurde Luftalarm ausgelöst. Über Explosionen - teils auch durch die Flugabwehr - wurde auch aus den Gebieten Odessa, Mykolajiw, Poltawa und Dnipropetrowsk berichtet. Die westukrainische Stadt Lwiw war nach Angaben von Bürgermeister Andrij Sadowyj nach Angriffen zunächst komplett ohne Strom.

Raketeneinschläge meldete die Ukraine auch aus der Region Donezk, wo ein Mensch getötet und acht weitere verletzt worden sein sollen. Die Angaben der Kriegsparteien sind grundsätzlich kaum rasch und unabhängig zu verifizieren. Die Vereinten Nationen haben seit Kriegsbeginn mehr als 6500 zivile Todesopfer registriert, darunter mehr als 400 Kinder. Die UN gehen aber von höheren Zahlen aus.

Das EU-Parlament hatte Russland kurz zuvor als staatlichen Unterstützer von Terrorismus verurteilt. Die verabschiedete Resolution fordert eine noch drastischere Beschränkung der diplomatischen Kontakte zu Russland und weitere Strafmaßnahmen wie ein Embargo gegen russische Diamanten. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj begrüßte den Beschluss. Rechtlich bindend ist dies aber nicht.

Wegen der russischen Angriffe auf die Versorgung spricht die ukrainische Führung von Energieterror. Selenskyj hatte am Dienstag erklärt, landesweit würden 4000 sogenannte Stabilitätspunkte in Schulen und Verwaltungsgebäuden eingerichtet. Dort gebe es unter anderem Strom, mobile Kommunikation und Internet, Wärme, Wasser und Erste Hilfe.

Bodenkämpfe wurden wie in den Tagen zuvor vor allem aus dem Donbass im Osten der Ukraine gemeldet. Aus der Stadt Sewastopol auf der Halbinsel Krim gab es am Dienstagabend Berichte über einen Angriff ukrainischer Drohnen. Stadtchef Michail Raswoschajew teilte mit, zwei Drohnen seien abgeschossen worden. Sie hätten ein Strom- und Heizkraftwerk im Stadtteil Balaklawa angreifen sollen.

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