Deutschland

Alarm im Ländle: Baden-Württemberg schrammt knapp an Strom-Engpass vorbei

Der baden-württembergische Netzbetreiber TransnetBW hat die Bürger Mitte der Woche in einer Warnmeldung aufgefordert, den Stromverbrauch sofort zu reduzieren.
09.12.2022 11:00
Aktualisiert: 09.12.2022 11:22
Lesezeit: 2 min
Alarm im Ländle: Baden-Württemberg schrammt knapp an Strom-Engpass vorbei
Strommasten im Abendlicht: in Baden-Württemberg hat der Netzbetreiber TransnetBW vor Stromabschaltungen gewarnt. (Foto: dpa) Foto: Armin Weigel

Der Nachrichtenblog Tichy’s Einblick berichtet, dass der baden-württembergische Netzbetreiber TransnetBW die Bürger Mitte der Woche in einer Warnmeldung aufgefordert hatte, den Stromverbrauch sofort zu reduzieren, um Stromabschaltungen zu verhindern.

Tichy’s Einblick wörtlich:

Zum ersten Mal hat mit TransnetBW einer der Übertragungsnetzbetreiber eine angespannte Situation im Stromnetz angekündigt, wie im TE Wecker gemeldet. Über eine App von TransnetBW wurden die Verbraucher darüber informiert, dass der verfügbare Strom in den Netzen nicht mehr ausreicht.

Am Mittwoch 0:00 Uhr sprang in der App erstmals die Warnung von grün auf gelb. Dies bedeutet „Verbrauch vorverlegen“. Also elektrische Haushaltsgeräte früher benutzen, Kaffee machen, Kuchen backen und Mittagessen kochen vorziehen, denn ob zur Mittagszeit noch genügend Strom für das Schnitzel mit Spätzle vorhanden sein würde, war unklar.

Ab 14:00 Uhr sprang die App auf rot. Soll bedeuten: „Die Situation im Stromnetz ist angespannt. Reduziere jetzt den Stromverbrauch, um mitzuhelfen, das Stromnetz stabil zu halten.“ Bis 15:00 Uhr waren die Baden-Württemberger aufgefordert, Strom zu sparen.

Drastischer kann kaum deutlich werden, dass in Baden-Württemberg Kraftwerke fehlen. Der grüne Ministerpräsident Kretschmann hatte bestehende Kohle- und Kernkraftwerke stilllegen lassen. Es konnte ihm nicht schnell genug gehen, das Kernkraftwerk Philippsburg nach dem Abschalten unbrauchbar zu machen, in dem er die Kühltürme sprengen ließ, damit der Ausstiegsbeschluss nicht rückgängig gemacht werden konnte.

(...)

Von einer angespannten Situation sprach TransnetBW. Offizielle Begründung laut TransnetBW-Sprecherin: unzureichende Transportkapazitäten im Stromnetz. Es hätte zu wenig Strom von den Windrädern aus Norddeutschland nach Süddeutschland geführt werden können.

Doch die Windräder dort stehen auch seit Tagen weitgehend still, eine weitere Stromtrasse hätte nichts transportieren können. Der Wind frischte gestern an der Küste etwas auf, die Windräder lieferten kurzzeitig um 12:00 Uhr knapp 14 GW, Deutschland benötigte um 12:00 Uhr 75,5 GW.

TransnetBW: Haben Strom aus dem Ausland geordert, um Engpass abzuwenden

In einer Pressemitteilung schreibt TransnetBW:

Stuttgart. Die Anforderung eines hohen Redispatch-Volumens im Ausland hat die Ampel in der „StromGedacht“-App von TransnetBW erstmals auf Gelb und dann auf Rot springen lassen. Diese Ampelfarben bedeuten allerdings nicht, dass konkret Stromabschaltungen zu befürchten gewesen wären. Im Sinne einer Sensibilisierung der Bevölkerung signalisieren sie aber, dass TransnetBW mehr als gewöhnlich dafür tun muss, das Stromnetz stabil zu halten. Und dass Bürgerinnen und Bürger mit einem angepassten Stromverbrauch selbst einen aktiven Beitrag leisten können.

Ein solcher Punkt war in der Nacht zum Dienstag (7. Dezember 2022) erreicht, als die Kolleginnen und Kollegen in der Hauptschaltleitung von TransnetBW mehr als 700 Megawatt (MW) für Redispatch-Maßnahmen im Ausland geordert haben. Damit sollte eine für Mittwoch zwischen 14 und 15 Uhr prognostizierte angespannte Netzsituation abgemildert werden. Sinnvoll war in dieser Situation, den Strombedarf in den Vormittag vorzuziehen oder hinauszuzögern.

Unter dem Motto „Heute schon an StromGedacht?“ soll die App Menschen nicht erst in drohenden Strommangel-Situationen zum Stromsparen aufrufen. Sie kann auch zur Reduktion von Kosten und CO2 beitragen: Denn bei hohem Redispatch-Bedarf fahren zumeist fossile Kraftwerke im In- und Ausland ihre Erzeugung hoch – und je weniger Strom dann in diesen Situationen gebraucht wird, desto besser für das Klima und den eigenen Geldbeutel. Die Kosten für Redispatch werden über die Netzentgelte umgelegt und kommen so über die Stromrechnung beim Endverbraucher an. Mit StromGedacht bekommen Bürgerinnen und Bürger erstmals die Möglichkeit, ihren Stromverbrauch an die jeweilige Netzsituation anzupassen.

„Wir bedanken uns bei allen, die unsere App nutzen und mithelfen, das Stromnetz stabil zu halten. Und freuen uns über alle neuen Nutzerinnen und Nutzer“, heißt es im Entwicklerteam von „StromGedacht“.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Panorama
Panorama Rabattschlacht: Warum Fake-Shops am Black Friday besonders riskant sind – und wie Sie sie erkennen
27.11.2025

Der Black Friday lockt mit Rekordrabatten – doch zwischen echten Deals verstecken sich zunehmend Fake-Shops. Professionell gestaltet und...

DWN
Immobilien
Immobilien EH-55-Förderung kehrt zurück: Was Bauherren ab Dezember beachten müssen
27.11.2025

Ab Mitte Dezember fließt wieder Geld für Neubauten im EH-55-Standard. Die KfW öffnet ein bekanntes Förderfenster – doch nur unter...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neue EU-Regeln: Mehr Bargeld im Supermarkt und besserer Schutz vor Online-Betrug
27.11.2025

Die Europäische Union stellt Zahlungsdienste auf den Prüfstand: Neue EU-Regeln sollen Kunden besser schützen und den Alltag erleichtern....

DWN
Finanzen
Finanzen Wacker Chemie-Aktie steigt: Anleger honorieren Stellenabbau und Sparanstrengungen
27.11.2025

Wacker Chemie zieht angesichts der anhaltenden Branchenflaute die Reißleine und legt ein Sparpaket auf. Mehr als 1.500 Jobs stehen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Verdi und DGB warnen vor AfD-Kurs der Familienunternehmer
27.11.2025

Der Streit um den AfD-Kurs spitzt sich zu. Nun warnen Verdi und der DGB vor einem Rechtsdrift. Unternehmer verweisen auf die historische...

DWN
Finanzen
Finanzen Puma-Aktie hebt ab: Gerüchte treiben Aktienkurs des Sportartikelherstellers nach oben
27.11.2025

Neue Bloomberg-Gerüchte haben die Puma-Aktie am Donnerstag kräftig bewegt, während der Konzern tief in der Krise steckt. Mehrere...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft GfK-Konsumklima: Droht ein schwacher Weihnachtskonsum?
27.11.2025

Viele Händler blicken vor den Feiertagen skeptisch nach vorn. Aktuelle Umfragen zur Kauflaune liefern ein zwiespältiges Bild. Zwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Bankenriesen in den USA gefährdet: Cyberangriff auf SitusAMC legt Schwachstellen offen
27.11.2025

Ein gezielter Cyberangriff auf einen zentralen US-Dienstleister zeigt, wie verwundbar selbst die stabilsten Finanzstrukturen sein können....