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Blackout: Netzbetreiber proben erstmals Katastrophenfall nach totalem Stromausfall

Lesezeit: 2 min
16.07.2022 09:15  Aktualisiert: 16.07.2022 09:15
Erstmals überhaupt wurde in Deutschland ein sogenannter „Schwarzstart“ - also die Wiederherstellung von Stromnetzen nach einem Ausfall - unter realen Bedingungen geprobt.
Blackout: Netzbetreiber proben erstmals Katastrophenfall nach totalem Stromausfall
Noch nie zuvor wurde ein Schwarzstart unter Realbedingungen geprobt. (Foto: iStock.com/Svetlosila)
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Offenbar werden sich die politischen Entscheidungsträger hierzulande in zunehmendem Maße über das Risiko flächendeckender Stromausfälle bewusst. Nun wurde zum ersten Mal überhaupt in der deutschen Geschichte die grundlegende Wiederherstellung von Stromnetzen nach einem Stromausfall unter realen Bedingungen geprobt. In der Vergangenheit waren solche Notmaßnahmen ausschließlich mithilfe von Computersoftware simuliert worden, berichtet das Portal Blackout News.

Die Übung fand bereits am 30. April unter Leitung der Netzbetreiber TransnetBW und Amprion sowie der Schluchseewerk AG im Schwarzwald statt. TransnetBW und Amprion sind zwei der vier Netzbetreiber in Deutschland. Das von TransnetBW verwaltete Netz ist weitgehend deckungsgleich mit dem Bundesland Baden-Württemberg. Amprion unterstehen der gesamte westdeutsche Bereich sowie ein zentral in Süddeutschland gelegener Streifen, der weitgehend mit dem bayerischen Bezirk Schwaben identisch ist.

Die Schluchseewerk AG war involviert, weil sie ein am aufgestauten Schluchsee gelegenes Pumpspeicherkraftwerk betreibt. Dieses kann Elektrizität generieren, indem Turbinen durch das vom natürlichen Reservoir Schluchsee auf ein niedrigeres Höhenniveau fallende Wasser angetrieben werden. Ein Pumpspeicherkrftwerk kann somit aus sich heraus, ohne externe Kraftquellen oder „Zündungen“, Elektrizität erzeugen und gilt deshalb als „schwarzstartfähig“.

Nebenbei sei angemerkt, dass weder Windräder noch Solaranlagen, Kohlekraftwerke, Atomkraftwerke und auch die meisten Gaskraftwerke nicht schwarzstartfähig sind. Im Falle eines flächendeckenden Stromausfalls sind Pumpspeicherkraftwerke also unerlässlich - quasi systemrelevant - und dienen als „Kerne“, um die herum langsam Teilnetze aufgebaut werden können, welche - im besten Fall - dann unter Zuschaltung weiterer Kraftwerke zu einem großen Gesamtnetz synchronisiert werden.

Genau dieser Ablauf ist am 30. April zum ersten Mal unter realen Bedingungen durchgeführt worden - und zwar erfolgreich, wie das Blackout News berichtet.

Vier Jahre Vorbereitungszeit

Blackout News berichtet von dem extrem komplexen Unterfangen: „Unter der Projektleitung von Amprion erstreckte sich die Vorbereitung dazu über vier Jahre. Zusätzlich zu den zwei großen Netzbetreibern wurden auch noch kleinere Verteilnetzbetreiber in die Vorbereitung mit eingebunden. Bei der Übung sammelten die beteiligten Unternehmen große Datenmengen, die zusammen mit dem Lehrstuhl „Elektrische Energiesysteme“ der Universität Duisburg-Essen analysiert und weiter verarbeitet werden.

Beim Test mit der Schluchseewerk AG haben die beteiligten Netzbetreiber zwei sogenannte Hochfahrnetze getrennt aufgebaut und im Anschluss zusammengeschaltet. Das Anfahren eines Hochfahrnetzes ist die technische Grundlage, um die Versorgung nach einem Blackout wiederherzustellen. Die Netzbetreiber bezeichneten den erfolgreichen Praxistest als Meilenstein für die systemrelevante Elektrizitätsinfrastruktur. Sowohl die Kommunikation als auch die technischen Abläufe hätten bei dem Praxistest einwandfrei funktioniert.“


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