Der Präsident des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK), Ralph Tiesler, rechnet mit Blick auf den Winter mit einer deutlich erhöhten Wahrscheinlichkeit von Stromausfällen. „Wir müssen davon ausgehen, dass es im Winter Blackouts geben wird“, sagte BBK-Chef Ralph Tiesler der Welt am Sonntag. „Damit meine ich eine regional und zeitlich begrenzte Unterbrechung der Stromversorgung“, sagte Tiesler.
Die Ursache für diese Ausfälle wurzele dann nicht nur in der Energieknappheit, sondern werde auch durch das gezielte, zeitweise Abschalten der Netze durch die Betreiber ausgelöst, um die Netze zu schützen und die Gesamtversorgung nicht zu gefährden, zitiert der Focus aus dem Interview. „Das Risiko dafür steigt ab Januar und Februar, so dass wir davon ausgehen, dass es von da an stellenweise für eine gewisse Zeit zu Unterbrechungen der Stromversorgung kommt“, sagte Tiesler.
Kritik übte Tiesler zudem an der Verfassung einiger staatlicher Stellen. Einige davon seien nicht ausreichend auf Stromausfälle und andere Krisenfälle vorbereitet, etwa fehlten konkrete Notfall-Pläne und Möglichkeiten, die Stromversorgung im Notfall zu gewährleisten, etwa über Notstromaggregate. Auch entsprechendes Fachpersonal sei nicht immer verfügbar: „Wir haben festgestellt, dass in den Krisenstäben auf Ebene der Kommunen oder Länder Verbesserungsbedarf besteht. Es gibt genug Beispiele dafür, dass Mitarbeiter in diese Stäbe berufen wurden, die keine Ausbildung für eine solche Aufgabe hatten und die vorher in einem Krisenfall noch nie zusammengearbeitet haben. Oder dass qualifizierte Kräfte diese Stäbe verlassen haben, weil sie an anderen Stellen eingesetzt wurden“, sagte der BBK-Präsident.
Behörde rudert zurück
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe sah sich nach den Äußerungen ihres Chefs offenbar veranlasst, diese zu relativieren.
Die Behörde halte einen großflächigen Stromausfall im Winter tatsächlich für „äußerst unwahrscheinlich“, zitiert In Franken eine entsprechende Stellungnahme vom 20. November 2022. Eine BBK-Sprecherin erklärte dazu, Tiesler habe sich auf ein solches Szenario bezogen, „um die grundsätzliche Bedeutung von Vorsorgemaßnahmen hervorzuheben.“
Die BBK-Sprecherin stellte die Tatsache heraus: „Das elektrische Energieversorgungssystem ist mehrfach redundant ausgelegt und verfügt über zahlreiche Sicherungsmechanismen, um das Stromnetz bei Störungen zu stabilisieren.“ Sie fügte hinzu: „Ebenso wird die Wahrscheinlichkeit als gering angesehen, dass es regional und zeitlich begrenzt zu erzwungenen Abschaltungen kommt, um die Gesamtversorgung weiter sicherzustellen.“ Die Behörde bedauere „die missverständliche Formulierung“ Tieslers und stelle diese mit der Stellungnahme klar.