Die Verbraucherpreise in Deutschland sind zu Jahresbeginn nicht ganz so stark gestiegen wie befürchtet. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Januar um durchschnittlich 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mit einer höheren Inflationsrate von 8,9 Prozent gerechnet.
Im Dezember hatte die Inflation noch 8,6 Prozent betragen, doch kann diese Zahl wegen einer Revision der Statistik noch nachträglich verändert werden. Details dazu will das Bundesamt erst am 22. Februar nennen. Im Vergleich zum Vormonat verteuerten sich Waren und Dienstleistungen diesmal um 1,0 Prozent.
"Der Inflationsgipfel ist überschritten", sagte Chefökonom Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. "Die Energiepreise sprechen für weitere und deutliche Rückgänge der Inflationsrate." Im Dezember hatte die Übernahme der Abschlagzahlungen für Gas durch den Bund die gemessenen Verbraucherpreise gedrückt, doch ist dieser Effekt zu Jahresbeginn weggefallen, was den Anstieg nach Einschätzung von Ökonomen erklärt.
"Auch im Februar könnte die Inflationsrate noch einmal hoch ausfallen", erwartet der wissenschaftliche Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Sebastian Dullien. Ein nachhaltiger und deutlicher Rückgang der Teuerung sei ab März zu erwarten, wenn Gas- und Strompreisbremsen greifen würden.
"Die Zeiten mit zweistelligen Inflationsraten in Deutschland dürften nun endgültig hinter uns liegen", sagte Dullien. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet das IMK mit einer Inflationsrate von leicht über fünf Prozent, nachdem für 2022 mit 7,9 Prozent der höchste Wert seit Bestehen der Bundesrepublik gemessen wurde.
Experten hatten mit einem Anstieg der Teuerungsrate zu Jahresbeginn gerechnet - auch weil das Statistikamt die Gewichtung innerhalb des Warenkorbes geändert hat, der zur Ermittlung der Inflationsrate herangezogen wird. "Als neues Basisjahr wurde trotz der Corona-Pandemie turnusgemäß das Jahr 2020 auserkoren, dementsprechend werden Dienstleistungen, Pauschalreisen oder Kultur deutlich an Gewicht einbüßen, während Haushaltsenergie und Waren kräftig hinzugewinnen", so die Experten der BayernLB. Hinzu komme noch, dass viele Verkäufer den Jahreswechsel besonders gern zu Preisanhebungen nutzten.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat auch wegen der hohen Inflation in Europas größer Volkswirtschaft ihre Leitzinsen mehrfach angehoben. "Ein entschiedenes und robustes Handeln der EZB ist auch in den kommenden Monaten erforderlich", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. "Nur so lässt sich sicherstellen, dass die Inflation mittelfristig auf zwei Prozent zurückgeht und die Erwartungen verankert bleiben." (Reuters)