Technologie

Kryptobank Silvergate gerät in Turbulenzen

Lesezeit: 2 min
02.03.2023 16:44  Aktualisiert: 02.03.2023 16:44
Als Folge des Skandals um FTX geraten mehrere Krypto-Handelsplätze in Schieflage.
Kryptobank Silvergate gerät in Turbulenzen
Die Kryptobörse Silvergate gerät ins Straucheln. (Foto: dpa)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Turbulenzen nach dem Kollaps der Kryptobörse FTX drohen ein weiteres Unternehmen der Branche in die Pleite zu treiben. Die Kryptobank Silvergate warnte in der Nacht zum Donnerstag, dass die Fortführung des Geschäfts fraglich sei. Das Institut verschob die für den 16. März geplante Vorlage der Geschäftszahlen für 2022. Als Reaktion darauf stoppte die Kryptobörse Coinbase sämtliche Zahlungen von oder an Silvergate. Man weiche auf andere Finanzdienstleister aus. Das Engagement Silvergate sei minimal.

Dies beschleunigte die Talfahrt der Aktie, die an der Wall Street zeitweise um etwa die Hälfte auf ein Rekordtief von 6,80 Dollar fiel. Das war der größte Kurssturz der Firmengeschichte. Das Institut ist auch ein Ziel sogenannter Shortseller. Daten des Analysehauses S3 Partners zufolge hatten Hedgefonds zuletzt 82 Prozent aller Silvergate-Aktien bei Wetten auf einen Kursverfall eingesetzt. Bei keinem anderen US-Unternehmen sei die Quote so hoch. Silvergate wurde 1988 gegründet und ist seit 2013 in Kryptowährungen aktiv. Die Bank gehörte bislang zu den Schwergewichten der Branche.

Kunden ziehen Gelder ab

Das auf Geschäfte mit Cyber-Devisen wie Bitcoin spezialisierte Geldhaus hatte im Januar für das vierte Quartal 2022 einen Verlust von einer Milliarde Dollar ausgewiesen. Wegen der FTX-Pleite verunsicherte Kunden hatten in diesem Zeitraum Einlagen im Volumen von acht Milliarden Dollar bei Silvergate abgezogen. Dies war ein Rückgang um etwa zwei Drittel im Vergleich zum September 2022. Um liquide zu bleiben, musste das Institut Schuldverschreibungen verkaufen und fuhr allein damit einen Verlust von 718 Millionen Dollar ein.

Zu derartigen Notverkäufen war Silvergate weiteren Angaben zufolge auch Anfang 2023 gezwungen. Wegen der daraus resultierenden Verluste könnte die Bank, die auch den Coinbase-Rivalen Kraken zu ihren Kunden zählt, "weniger als gut kapitalisiert" sein. Dies sei ein Zeichen dafür, dass Silvergate unter anhaltenden Liquiditätsschwierigkeiten leide, kommentierte Analyst Steven Alexopoulos von der Bank JPMorgan. Er stufte die Aktie daher auf "Underweight" von "Neutral" zurück und kassiere sein bisheriges Kursziel.

Ermittlungen in mehreren Affären

Parallel dazu droht Silvergate Ärger von den Behörden. So untersuchen Ermittler die Geschäftsbeziehungen der Bank zu Alameda, dem Krypto-Broker des FTX-Gründers Sam Bankman-Fried. Unabhängig davon kam Mitte Februar heraus, dass die weltgrößte Kryptobörse Binance heimlich Zugriff auf ein Konto ihrer Tochter Binance.US hatte, das bei Silvergate geführt wurde. Darüber seien mehr als 400 Millionen Dollar verschoben worden.

Silvergate ist nicht die einzige Firma, die in den Sog der FTX-Affäre geriet. So schlitterte unter anderem der Rivale Genesis teilweise in die Insolvenz. Gleichzeitig rutschte die Kryptobörse Coinbase tief in die roten Zahlen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

 

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...