Politik

EU und Deutschland beenden Streit um Verbrenner

Lesezeit: 2 min
25.03.2023 10:28  Aktualisiert: 25.03.2023 10:28
Auch nach 2035 können in der EU neue Verbrenner zugelassen werden, wenn man sie nur mit „klimaneutralem“ E-Fuel betanken kann. Das Verbot normaler Autos bleibt.
EU und Deutschland beenden Streit um Verbrenner
Bundesregierung und EU haben sich im Streit um Verbrenner geeinigt. Herkömmliche Autos bleiben demnach ab 2035 verboten. (Foto: dpa)
Foto: Jörg Halisch

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Politik  
Europa  
Auto  

Deutschland und die EU haben ihren Streit über das Verbrenner-Aus beigelegt. Auch nach 2035 sollen Autos mit Verbrennermotor neu zugelassen werden können, sofern sie ausschließlich mit E-Fuels betankt würden, teilte Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) am Samstag auf Twitter mit. "Der Weg ist frei: Europa bleibt technologieneutral." Ein konkreter Verfahrensweg und Zeitplan seien verbindlich festgelegt worden. In einem ersten Schritt solle eine Kategorie rein mit E-Fuels geschaffen werden, die dann in bestehende Umweltnormen für Autos integriert werden soll. Dieser Prozess solle bis Herbst 2024 abgeschlossen sein.

EU-Kommissionsvize Frans Timmermans erklärte ebenfalls auf Twitter, es werde nun daran gearbeitet, dass die Verordnung über CO2-Standards schnellstmöglich verabschiedet werde.

UMWELTMINISTERIN LEMKE BEGRÜSST ENDE DER HÄNGEPARTIE

Es sei gut, dass die Hängepartie ein Ende habe, sagte Umweltministerin Steffi Lemke von den Grünen. "Alles andere hätte sowohl das Vertrauen in die europäischen Verfahren wie auch in die europapolitische Verlässlichkeit Deutschlands schwer beschädigt." Mit der Einigung habe die Automobilindustrie nun Klarheit für ihre Umstellung auf Elektromobilität. "E-Fuels werden – das haben wir immer gesagt – eine wichtige Rolle spielen. Insbesondere für die Bereiche, die nicht ohne Weiteres auf effiziente Elektromotoren umstellen können."

Greenpeace kritisierte die Einigung als einen Rückschlag für Klimaschutz im Verkehr. Sie verwässere die dringend nötige Ausrichtung der Autobranche auf effiziente Elektromobilität, erklärte die Klima- und Umweltschutz-Organisation. "Das Ergebnis ist ein Rückschritt fürs Klima und ein Bärendienst für die europäische Autoindustrie."

Eigentlich gab es in der EU bereits im vergangenen Jahr grundsätzlich eine Einigung zum Verbrenner-Aus ab 2035, doch kurz vor der für Anfang März angesetzten formalen Zustimmung blockierte Deutschland sie. Ohne Deutschland wäre das Vorhaben nicht möglich gewesen. Wissing hatte im vergangenen Jahr bei den Verhandlungen zwischen Kommission, EU-Staaten und Europäischem Parlament einen Passus für eine Kompromiss durchgesetzt, wonach die Brüsseler Behörde um einen Vorschlag zu den E-Fuels gebeten wird. Dieser Passus ist nicht rechtsverbindlich. Die Kommission wollte ihn erst nach dem formalen Beschluss der Staaten veröffentlichen. Wissing verlangte dann aber überraschend vorher eine Einigung über die E-Fuels. In Brüssel sorgte das deutsche Vorgehen für erhebliche Verärgerung. Allerdings sprangen in der Zwischenzeit andere Staaten Deutschland bei. So sprach sich auch Italien für eine Zulassung von Biosprit-Autos aus.

EIN STREITPUNKT WENIGER BEI KOALITIONSGIPFEL AM SONNTAG

Schweden, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft inne hat, war dadurch gezwungen, einen Kompromiss auszuhandeln. Schweden strebt nun an, die Verordnung am Dienstag vom EU-Rat abnicken zu lassen. Die Bundesregierung sah zuletzt eine Lösung in dem Streit in greifbarer Nähe. "Das wird passieren und zwar bald", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Freitag zum Abschluss des EU-Gipfels in Brüssel. Mit der Einigung dürfte es auch ein Streitthema weniger bei dem für Sonntagabend geplanten Ausschuss der Ampel-Koalition geben. Dann treffen sich die Spitzen von SPD, Grünen und FDP im Kanzleramt.

E-Fuels werden bislang kaum produziert und gelten als knapp, teuer und ineffizient. Daher sollen sie nach dem Willen der EU-Kommission vor allem für den Schiffs- oder Flugverkehr reserviert werden, der nicht direkt mit Strom betrieben werden kann. Einer Studie des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) reicht die 2035 erwartete Produktionsmenge nicht einmal aus, um den Bedarf allein in diesen Bereichen zu decken. (Reuters)


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

DWN
Panorama
Panorama Amokfahrt von Magdeburg: Trauer, Entsetzen und offene Fragen halten Deutschland in Atem
22.12.2024

Fünf Menschen sind tot, 200 verletzt: Nach der folgenschweren Fahrt mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt in Magdeburg stellt sich die...

DWN
Politik
Politik Donald Trump hofft: Elon Musk übernimmt (noch) nicht die US-Präsidentschaft
22.12.2024

Kritiker nennen den Tech-Milliardär süffisant «Präsident Musk». Donald Trump stellt klar, wer das Sagen hat - bestreitet aber auch...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Quiet Quitting: Der stille Job-Rückzug mit gefährlichen Folgen
22.12.2024

Ein stiller Rückzug, der Unternehmen erschüttert: Quiet Quitting bedroht die Substanz deutscher Betriebe. Warum immer mehr Beschäftigte...

DWN
Politik
Politik Steuern und Abgaben: Mehrheit der Steuerzahler zahlt 2025 noch mehr – mit oder ohne Ampel!
22.12.2024

Das „Entlastungspaket“ der Ampel ist eine Mogelpackung, denn Steuersenkungen sind nicht vorgesehen. Im Gegenteil: Ab dem 1. Januar 2025...

DWN
Technologie
Technologie DWN-Sonntagskolumne: Künstliche Intelligenz Hype Cycle - Zwischen Revolution und Enttäuschung
22.12.2024

Ist künstliche Intelligenz nur ein Hype oder der Beginn einer Revolution? Zwischen hohen Erwartungen, Milliardeninvestitionen und...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Psychische Gewalt am Arbeitsplatz: Ursachen, Folgen und Lösungen
22.12.2024

So können Unternehmen gegen verbale Übergriffe aktiv werden- Beleidigungen, Drohungen und Beschimpfungen: Rund ein Drittel der...

DWN
Politik
Politik Migrationskrise: Asyl-Rekordhoch in Deutschland und die illegale Migration an den Grenzen geht ungebremst weiter
22.12.2024

In Deutschland leben fast 3,5 Millionen Geflüchtete, von Asylsuchenden über anerkannte Flüchtlinge bis zu Geduldeten. Das ist ein neuer...

DWN
Finanzen
Finanzen Kindergeld beantragen: Tipps und wichtige Infos für 2025
22.12.2024

Wussten Sie, dass Sie Kindergeld bis zu sechs Monate rückwirkend erhalten können? Dies gilt sowohl für Ihr erstes Kind als auch für...