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Sudan: Generäle liefern sich Gefechte mit schweren Waffen

Lesezeit: 3 min
18.04.2023 13:27  Aktualisiert: 18.04.2023 13:27
Beobachter warnen vor hohen zivilen Opfern im Sudan. Das öffentliche Leben in der Hauptstadt Khartum ist seit Beginn der Kämpfe fast zum Erliegen gekommen.
Sudan: Generäle liefern sich Gefechte mit schweren Waffen
Zerstörtes ukrainisches Flugzeug auf dem internationalen Flughafen von Khartum. (Foto: picture alliance/dpa/Maxar Technologies/AP)
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Im Sudan sind am Samstag Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Die zwei Männer führten das Land im Nordosten Afrikas mit rund 46 Millionen Einwohner seit einem gemeinsamen Militärcoup im Jahr 2021. De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist, kämpft mit dem Militär gegen seinen Stellvertreter Mohammed Hamdan Daglo, den Anführer der mächtigen paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF). Eigentlich hätten die RSF der Armee unterstellt und die Macht im Land wieder an eine zivile Regierung übertragen werden sollen.

RSF-Führer signalisiert Bereitschaft zu Waffenruhe

Im Machtkampf zwischen zwei führenden Generälen im Sudan hat sich der Anführer der Rapid Support Forces (RSF), Mohamed Hamdan Daglo, für eine 24-stündigen Waffenruhe ausgesprochen. «Die RSF stimmen einem Waffenstillstand zu, damit Zivilisten und Verwundete evakuiert werden können», teilte Daglo am Montagmorgen auf dem Kurznachrichtendienst Twitter mit.

Zuvor hatte US-Außenminister Antony Blinken sowohl mit Daglo als auch mit De-Facto-Präsident Abdel Fattah Al-Burhan telefoniert und beide rivalisierende Parteien zu einem Waffenstillstand gedrängt. «Es sind bereits zu viele Zivilisten ums Leben gekommen. Ich betonte, wie wichtig es ist, die Sicherheit des diplomatischen Personals und der Mitarbeiter von Hilfsorganisationen zu gewährleisten», teilte Blinken am Montagmorgen ebenfalls auf Twitter mit. Al-Burhan äußerte sich zu einem temporären Waffenstillstand zunächst nicht. Mehrere Versuche einer Waffenruhe waren am Sonntag und Montag laut UN-Sonderbeauftragten im Sudan, Volker Perthes, zunächst gescheitert.

Bundeswehr bereitet Option für Evakuierung aus dem Sudan vor

Die Bundeswehr bereitet wegen der Kämpfe im Sudan eine Unterstützung des Auswärtigen Amtes im Falle einer militärisch abgesicherten Evakuierung deutscher Staatsbürger vor. «Die Bundeswehr verfügt über spezialisierte Kräfte, die sich fortlaufend auf das Szenario einer Evakuierungsoperation vorbereiten und dafür permanent abrufbereit gehalten werden», sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Als Teil der Nationalen Krisenvorsorge hält die Bundeswehr Fähigkeiten zur Evakuierung von Staatsbürgern bereit und stellt auch Soldaten für Krisenunterstützungsteams (KUT), die Botschaften in Krisenlagen beraten. In der sogenannten Krisenvorsorgeliste des Auswärtigen Amtes hat sich nach Angaben einer Sprecherin vom Montag eine «niedrige dreistellige Zahl» deutscher Staatsangehöriger im Sudan registriert.

Vorbereitet werde eine Unterstützung bei einer möglichen Rückführung von Deutschen und weiteren zu schützender Personen, sagte der Sprecher des Einsatzführungskommandos. Aus Gründen der operativen Sicherheit könnten keine Details zu Umfang, Personal und Material möglicher Evakuierungskräfte der Bundeswehr genannt werden, sagte der Sprecher. Er erklärte: «Verfahren und Abläufe von Evakuierungsoperationen werden in der Bundeswehr regelmäßig geübt und weiterentwickelt.»

Tausende Menschen im Sudan ohne Essen und medizinische Versorgung

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat ein sofortiges Ende der Kampfhandlungen im Sudan gefordert. Wegen des anhaltenden Beschusses seien Tausende Zivilisten in ihren Wohnungen und Häusern gefangen, oft ohne Strom und ohne Möglichkeit, Essen, Wasser oder Medikamente zu besorgen, teilte Türk am Dienstag in Genf mit. Das Völkerrecht verlange, dass Schulen und Krankenhäuser geschützt werden. Nach UN-Angaben wurden durch die Gefechte mindestens 185 Menschen, Zivilisten wie Kämpfer, getötet und 1800 Personen verletzt. Die Kämpfe dauerten in mehreren Landesteilen an.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) verurteilte mindestens drei Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen. Dabei seien drei Menschen umgekommen. Neun Krankenhäuser in der Hauptstadt Khartum fehle es an allem, es seien nicht genügend Blutkonserven, Medikamente und Verbandsmaterial vorhanden. Wegen anhaltender Kämpfe sei es nicht möglich, die Krankenhäuser zu versorgen. Der Strom falle ständig aus, und es gebe nicht genügend Essen für Patientinnen und Patienten. Mancherorts hätten militärische Kräfte Gesundheitseinrichtungen besetzt. «Diese Attacken müssen aufhören», verlangte eine WHO-Sprecherin.

Die Rotkreuz-Gesellschaften des Sudan und vieler anderer Länder stünden mit Tausenden Helfern vor Ort bereit, um zu helfen, sagte der Sudan-Chef der Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), Farid Abdulkadir. Er war in der kenianischen Hauptstadt Nairobi, knapp 3000 Kilometer südlich von Khartum im Sudan. Es gebe Wasser und Nahrungsmittel für eine Verteilung, aber die Sicherheitslage lasse den Einsatz der Freiwilligen nicht zu, sagte er. Nur rund 240 Rotkreuzhelfer unterstützten das Personal in Krankenhäusern. «Wir verlangen humanitäre Korridore für unseren Einsatz», sagte er. Das IFRC hoffe, dass die Kämpfe bald enden. «Natürlich haben wir Hoffnung, ohne Hoffnung bleibt nichts».

Die Vereinten Nationen (UN) haben insgesamt 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Sudan, darunter 800 Ausländer. Eine UN-Sprecherin in Genf wollte nicht kommentieren, ob es Pläne für Evakuierungen gibt. Die Absicht sei auf jeden Fall, vor Ort zu bleiben, und das humanitäre Mandat der UN zu verfüllen. UN-Generalsekretär António Guterres habe mit beiden Generälen gesprochen und versuche, einen Waffenstillstand zu erreichen, sagte die Sprecherin. (dpa)


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