In den vergangenen Tagen hat es die türkische Regierung den hiesigen Twitter-Usern immer schwerer gemacht, den Kurznachrichtendienst zu nutzen. Einem Verbot am Abend des 20. März folgte eine Blockierung der meisten DNS-Optionen am vergangenen Samstag sowie eine direkte Blockade über die IP-Adresse. Jetzt der nächste Schritt: Nur Stunden, nachdem der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan auf einer Wahlkampfveranstaltung erneut gegen Twitter, YouTube und Facebook schoss, blockierten die Behörden den Zugang zum hauseigenen Linkverkürzer t.co.
Mit t.co verkürzte Links sind nicht mehr aufrufbar
Versuchen türkische Twitter-Nutzer jetzt einen Link hinter einer mit t.co verkürzten URL aufzurufen, landen sie im sprichwörtlichen technischen Nirvana. Twitter benutzt die Domain t.co als Teil des Services für seine Nutzer, der sie auch vor schädlichen Aktivitäten zu schützen. Der eigene URL-Shorter ist seit Sommer 2010 im Angebot des Unternehmens. Die geschrumpften Links werden mit einer Liste von Malware-Seiten abgeglichen. Im Falle eines Treffers wird eine Warnmeldung herausgegeben. Mit der Blockade dieses Angebots verschärft die türkische Regierung nun ihren Zensuraparat noch einmal deutlich.
Die Türkei setzt im Fall von t.co auf eine IP-basierte Sperre, so die türkische Zeitung Hürriyet. Das bedeutet im Klartext, dass viele User, die Twitter bisher über eine Hintertür erreichen konnten, nun via Twitter nicht mehr auf dort verlinkte Internetseiten zugreifen können.
Twitter in der Türkei: Nur noch Zugang über VPN-Dienste
Bisher haben die türkischen Behörden noch keine Erklärung zur jüngsten t.co-Sperrung abgegeben. Erreicht werden kann Twitter in der Türkei derzeit nur noch über so genannte VPN-Dienste. Diese stellen einen verschlüsselten Tunnel zum Internet her.
Mit der jüngsten Entwicklung dürften sich auch die Hoffnungen im In- und Ausland zerschlagen, dass Erdoğan von seinem Feldzug gegen die Sozialen Medien abrückt. Zuletzt hatte auch Präsident Abdullah Gül die Hoffnung geäußert, dass die Blockade nicht mehr allzu lange dauern werde. „Es ist rechtlich nicht möglich, das Internet und solche Plattformen (wie Twitter) dicht zu machen“, zitiert Channel News Asia Präsident Abdullah Gül zu Reportern in Ankara kurz vor seinem Abflug in die Niederlande. „Ich glaube, dieses Problem wird bald vorüber sein.“ Für ein so entwickeltes Land wie die Türkei, das Gewicht in der Region habe und gerade Verhandlungen mit der Europäischen Union führe, sei das eine „unangenehme Situation“. Aus diesem Grunde müsse diese alsbald überwunden werden.
Sorge um YouTube: Ist Videoportal als nächstes dran?
Unterdessen steht zu befürchten, dass der türkische Premier Recep Tayyip Erdoğan schon die nächste Seite im Visier hat. So wurde Google aufgefordert, pikante Inhalte auf YouTube zu entfernen. Doch der Internetriese stellte sich nicht nur einmal quer und ließ die veröffentlichten Gesprächsmitschnitte stehen. Jetzt könnte also abermals das Videoportal an der Reihe sein. Dass es tatsächlich so kommen könnte, deutete Kommunikationsminister Lutfi Elvan bereits an: „Ob Twitter, Yahoo oder Google, alle Social-Media-Unternehmen haben sich an die Gesetze der Türkischen Republik zu halten und das werden sie auch“, zitiert ihn abc news.