Die US-Armee plant, ihren Standort in der Oberpfalz für 900 Millionen Dollar (etwa 822 Millionen Euro) auszubauen. Oberst Dan Kent und Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) werteten das Großbauprojekt beim Spatenstich am Freitag als starkes Signal für die Zukunft des Standortes, berichtet die dpa. Im Anschluss startete das dreitägige amerikanisch-deutsche Volksfest, zu dem mehr als 100.000 Besucher erwartet werden.
2020 hatte der frühere US-Präsident noch Donald Trump angekündigt, rund 4.500 in der Gemeinde Vilseck am Truppenübungsplatz Grafenwöhr stationierte amerikanische Soldaten abziehen zu wollen.
Zur Bausumme von 900 Millionen Dollar kommen laut einem Sprecher unter anderem Planungs- und Verwaltungskosten hinzu, so dass sich die Gesamtinvestition auf rund 1,3 Milliarden Dollar (etwa 1,1 Milliarden Euro) belaufen soll. Der Ausbau zeige die Bereitschaft der US-amerikanischen und alliierten Streitkräfte und ihrer Partner, sich für „internationale Ordnung und regionale Sicherheit“ einzusetzen, so Kent. Auch Brigadegeneral Steven Carpenter, der die Gäste mit einem bayerisch-zünftigen „Servus“ begrüßte, betonte die enge Zusammenarbeit und Partnerschaft der US-Armee mit Deutschland.
Minister Herrmann sprach von einem wichtigen Schritt „für unser aller Sicherheit.“ Angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sei die Präsenz der US-Armee in Europa, Deutschland und Bayern wichtiger denn je. Die Nato sei Garant für Frieden und Freiheit, so Herrmann.
Zudem sei die Investition für die regionale Bauwirtschaft von großer Bedeutung, sagte der Minister. Der Truppenübungsplatz biete auch zahlreiche feste Arbeitsplätze in der Region. Zwar seien die Menschen in der Region an wiederkehrende Gerüchte um eine Schließung des Standortes gewöhnt, aber dennoch sorgten sie immer wieder für Aufregung, sagte Grafenwöhrs Bürgermeister Edgar Knobloch (CSU). Die nun angekündigte Investition sei ein „ganz klares Bekenntnis der Amerikaner zu unserem Standort.“
Grafenwöhr wird NATO-Trainingshub
Für den Operational Readiness Training Complex (ORTC) sollen Unterkünfte für wechselnde Truppen der US-Armee und der Nato-Partner geschaffen werden. Diese sind nicht fest in Grafenwöhr stationiert, sondern reisen dann wochenweise für Übungen an. Im ersten Schritt seien 5.000 Plätze vorgesehen, Ziel seien 15.000 Plätze. Hinzu kommen unter anderem Verwaltungs- und Sanitätsgebäude, Werkstätten, ein Fitnesscenter und eine Kantine. Der Trainingscampus soll innerhalb der nächsten zehn Jahre fertiggestellt werden.
Nach dem Spatenstich wurde nach dreijähriger Corona-Pause das amerikanisch-deutsche Volksfest in Grafenwöhr eröffnet. Es gibt Bierzelte und einen Vergnügungspark mit Fahrgeschäften. Vor der Pandemie besuchten einem Sprecher zufolge mehr als 100.000 Menschen aus ganz Deutschland das dreitägige Fest - auch weil es eine der wenigen Gelegenheiten für Zivilisten ist, den Truppenübungsplatz betreten zu dürfen.
Am Standort Grafenwöhr/Vilseck befindet sich den Angaben nach der größte Truppenübungsplatz der US-Armee außerhalb der USA. Insgesamt sind in den Gemeinden Grafenwöhr (Landkreis Neustadt an der Waldnaab) und Vilseck (Landkreis Amberg-Sulzbach) rund 12.000 Soldaten stationiert. Hinzu kommen rund 18.000 amerikanische Zivilisten und Angehörige der Soldaten.
Die US-Armee wollte unter Präsident Donald Trump mehrere ihrer Stützpunkte in Deutschland schließen und an die Bundeswehr zurückgeben. Im August 2021 -inmitten massiver Spannungen mit Russland und der weiteren Aufrüstung der Ukraine - wurde dann plötzlich eine Kehrtwende bekanntgegeben.