Politik

Ukraine beschädigt russischen Öl-Tanker mit Drohne

Lesezeit: 4 min
05.08.2023 18:16  Aktualisiert: 05.08.2023 18:16
Erneut hat die Ukraine ein russisches Schiff im Schwarzen Meer mit einer Drohne angegriffen. Sie droht zudem mit weitern Angriffen an der russischen Küste.
Ukraine beschädigt russischen Öl-Tanker mit Drohne
Rauchwolke über einem russischen Munitionsdepot auf der Krim vor zwei Wochen. Immer wieder greift die Ukraine die Halbinsel mit Drohnen an. (Foto: dpa)

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Die Ukraine hat ein weiteres russisches Schiff im Schwarzen Meer mit einer Drohne angegriffen und droht mit einer Ausweitung der Attacken an der russischen Küste. Einen Tag nach dem Angriff auf ein Kriegsschiff im russischen Hafen Noworossijsk wurde am Samstag nahe der Brücke von der Krim zum russischen Festland nach Angaben aus beiden Ländern ein russischer Öltanker durch eine Explosion beschädigt.

Die ukrainische Schifffahrtsbehörde erklärte sechs Häfen an der russischen Schwarzmeerküste zum Kriegsrisikogebiet. Dies betreffe die Häfen von Taman nahe der Krim-Brücke im Westen über Anapa, Noworossijsk, Gelendschik und Tuapse bis hin nach Sotschi im Osten kurz vor der georgischen Grenze.

Nahe der symbolträchtigen Bahn- und Straßenbrücke, die von der Halbinsel Krim zum russischen Festland führt, ereignete sich in der Nacht zum Samstag eine Explosion am Tankschiff "SIG". Die Detonation habe nahe der Wasserlinie ein Loch in den Maschinenraum gerissen, teilte die russische Behörde für See- und Flussverkehr mit. Man gehe von einem Drohnenangriff aus. Es sei niemand verletzt worden.

Die Brücke wurde nach Angaben russischer Behörden auf der Krim nicht beschädigt, jedoch vorübergehend für den Verkehr gesperrt. Der Seenotrettungsdienst in Noworossijsk entsandte zwei Schlepper, die dem Tanker zur Hilfe kommen sollten.

In Kreisen ukrainischer Geheimdienste hieß es, das Schiff habe Treibstoff für das russische Militär geladen. Der Seenotrettungsdienst in Noworossijsk erklärte hingegen, der Tanker habe lediglich technischen Ballast an Bord.

Nach Angaben eines russischen Statthalters im besetzten Teil der ukrainischen Region Saporischschja, Wladimir Rogow, war die "SIG" auf dem Rückweg aus Syrien, wo sie russische Truppen mit Treibstoff versorgt habe. Die USA hatten im Jahr 2019 Sanktionen gegen die "SIG" und deren Eignerfirma Transpetrochart aus St. Petersburg verhängt, weil sie Flugzeutreibstoff nach Syrien geliefert habe.

Ein Insider aus Kreisen ukrainischer Geheimdienste sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Tanker sei von einer Seedrohne getroffen worden. Das unbemannte Boot sei mit 450 Kilogramm Sprengstoff beladen gewesen. Der Feuerschein des nächtlichen Angriffs sei weithin zu sehen gewesen. Es habe sich um eine gemeinsame Aktion von Geheimdienst und Marine in ukrainischen Gewässern gehandelt.

Der Chef des ukrainischen Geheimdiensts SBU, Wassyl Maljuk, äußerte sich nicht zu dem Vorfall, erklärte aber, russische Schiffe und die Brücke seien legale Ziele, zumal es sich um von Russland okkupierte ukrainische Gewässer handele.

Bereits am Freitag Drohnenangriff auf russischen Hafen

Bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf den russischen Hafen Noworossijsk war ukrainischen Geheimdienstangaben zufolge ein russisches Kriegsschiff schwer beschädigt worden. Den Angriff auf die "Olenegorski Gornjak" hätten der Geheimdienst und die Marine der Ukraine vorgenommen. Die Ukraine hält sich mit offiziellen Bestätigungen solcher Angriffe in der Regel zurück.

Das russische Verteidigungsministerium hatte lediglich von einem abgewehrten Drohnenangriff gesprochen und sich zu Schäden nicht geäußert. Es wäre der erste ukrainische Angriff auf Noworossijsk, einen der wichtigsten Militär- und Handelshäfen Russlands. Nach dem Angriff war der Hafenbetrieb vorübergehend unterbrochen worden.

Russland hatte 2014 die Krim annektiert und im vergangenen Jahr einen umfassende Angriff auf die gesamte Ukraine begonnen. Zuletzt hatte Russland das internationale Abkommen zum ungehinderten Export ukrainischen Getreides über das Schwarze Meer aufgekündigt, verstärkt ukrainische Häfen beschossen und Schiffe auf dem Weg von und zu ukrainischen Häfen zu möglichen Zielen erklärt.

Der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, drohte der Ukraine am Samstag mit weiteren derartigen Angriffen und einer Umweltkatastrophe. Unterdessen versucht die Ukraine mit einer Gegenoffensive, besetztes Territorium zurückzuerobern und den Nachschub für russische Truppen zu behindern. (Reuters)

Weitere Meldungen zum Ukraine-Krieg:

17.10 Uhr - Russland hat nach eigenen Angaben ein Kampfflugzeug zur Abwehr einer Aufklärungsdrohne der USA über dem Schwarzen Meer aufsteigen lassen. Die Drohne sei von der Besatzung des Su-30-Jets als Typ MQ-9A Reaper der US-Luftwaffe identifiziert worden und habe sich beim Herannahen des Jets von der russischen Grenze entfernt, erklärt das Verteidigungsministerium in Moskau.

15.50 Uhr - Der Vizechef des russischen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, droht der Ukraine mit weiteren Angriffen auf deren Häfen und umfassenden Umweltschäden. Der frühere Präsident erklärt in sozialen Medien, die Ukraine wolle eine Umweltkatastrophe anrichten und solle deswegen selbst von einer solchen Katastrophe getroffen werden. Die bisherigen russischen Angriffe auf ukrainische Häfen wie Odessa und Ismajil reichten nicht aus.

14.15 Uhr - Die Ukraine bezeichnet sechs Häfen an der gesamten russischen Schwarzmeerküste als Teil eines Gebiets mit Kriegsrisiken. Es handle sich um die Häfen Taman, Anapa, Noworossijsk, Gelendschik, Tuapse und Sotschi, teilt die ukrainische Schifffahrtsbehörde mit.

12.15 Uhr - Der Angriff auf den russischen Öltanker "SIG" hat sich ukrainischen Geheimdienstkreisen zufolge gegen einen Treibstofftransport für das russische Militär gerichtet. Das Schiff sei von einer mit 450 Kilogramm Sprengstoff beladenen Seedrohne getroffen worden, sagt ein Insider aus Kreisen der ukrainischen Geheimdienste der Nachrichtenagentur Reuters. Es habe sich um eine gemeinsame Aktion von Geheimdienst und Marine in ukrainischen Gewässern gehandelt.

08.15 Uhr - China kritisiert Russland wegen der Einreiseverweigerung von fünf Chinesen. Dies stünde in Kontrast zu dem weitgehend freundlichen Verhältnis der beiden Länder, teilt die chinesische Botschaft in Russland mit. Die fünf Personen hätten vergangenen Monat mit dem Auto von Kasachstan nach Russland fahren wollen. Nach einer vierstündigen Befragung sei ihnen die Einreise verweigert und die Visen entzogen worden. China und Russland hatten in der Vergangenheit stets ihr gutes Verhältnis betont. Am Freitag kündigte China an, einen Vertreter zu der Ukraine-Konferenz nach Saudi-Arabien an diesem Wochenende zu entsenden. Russland nimmt daran nicht teil.

06.55 Uhr - Der russische Tanker "SIG" ist russischen Angaben zufolge bei einem Drohnenangriff beschädigt worden. Durch den Angriff sei ein Loch im Maschinenraum des sich im Schwarzen Meer befindenden Schiffs entstanden, teilt die Behörde für See- und Flusstransport mit. Es befinde sich in der Nähe der Wasserlinie Steuerbord. Verletzte habe es nicht gegeben.

06.44 Uhr - Die Ukraine rechnet mit schwierigen, aber konstruktiven Gesprächen bei der Friedenskonferenz in Saudi-Arabien. Sein Land hoffe, dass sich die Teilnehmer auf Grundsätze zur Beendigung des Krieges einigen könnten, sagt der Chef des Büros von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak, in einem Interview, das am späten Freitag auf Telegram veröffentlicht wurde. An dem Treffen nehmen etwa 40 Länder teil. Russland gehört nicht dazu.

03.50 Uhr - Die Explosionen in der Nähe der Krim-Brücke stehen laut russischer Beamte im Zusammenhang mit einem ukrainischen Drohnenangriff auf einen russischen Öltanker. Der russische Seenotrettungsdienst im Schwarzmeerhafen Noworossijsk teilt mit, dass Schlepper entsandt werden, um dem beschädigten Tanker zu helfen. "Sie werden entscheiden, ob sie ihn abschleppen oder nicht. Im Moment liegt das Schiff vor Anker. Der Maschinenraum wurde etwas beschädigt, aber nicht allzu sehr," zitiert die russische Nachrichtenagentur Tass das Rettungszentrum.

02.10 Uhr - Bewohner der von Russland besetzten Krim berichten am frühen Samstag von einer Explosion in der Nähe der Brücke, die die Halbinsel mit dem russischen Festland verbindet. Ein von Russland eingesetzter Beamter in der Region bestreitet dies. "Noch einmal: Es gab keinen direkten Angriff auf die Krim-Brücke, und es gab auch keine Explosion in unmittelbarer Nähe", wird Sergej Krjutschkow von russischen Nachrichtenagenturen zitiert. Der Verkehr auf der Brücke wird am frühen Morgen zum dritten Mal in den vergangenen 24 Stunden gestoppt. (Reuters)


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