Politik

Bundeskanzler Scholz gibt Bayern Mitschuld an hohen Energiepreisen

Lesezeit: 2 min
28.09.2023 15:18  Aktualisiert: 28.09.2023 15:18
Die deutsche Industrie leidet unter zu hohen Strompreisen. Bundeskanzler Scholz gibt dem Land Bayern Mitschuld. Er fordert starke Investitionen in eine klimaneutrale Zukunft, lehnt jedoch staatliche Subventionen ab.
Bundeskanzler Scholz gibt Bayern Mitschuld an hohen Energiepreisen
Bayerischer Ministerpräsident Markus Söder (r) sprach sich zuvor gegen unterschiedliche Strompreiszonen aus (Foto: dpa)
Foto: Bernd von Jutrczenka

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bundeskanzler Olaf Scholz sieht Deutschland ungeachtet mauer Wirtschaftsdaten gut unterwegs. Zwar würden gerade die deutschen Exportmärkte schwächeln und das gehe am Land nicht spurlos vorüber. „Aus dieser zyklischen Schwäche aber den Schluss zu ziehen, es liefe etwas grundlegend falsch, hielte ich für einen schweren Fehler.“ So sei er fest davon überzeugt, dass Deutschland zu den Staaten gehören werde, denen der Umstieg in die klimaneutrale Zukunft am schnellsten und erfolgreichsten gelingen werde. In dem Bereich stünden in den kommenden Jahren hunderte Milliarden Euro Investitionen an. „Das wird wichtige Wachstumsimpulse setzen.“

Deutschland fahre dabei einen klaren Kurs. Der russische Überfall auf die Ukraine habe die Sicherheitsarchitektur Europas zwar fundamental infrage gestellt. Auf diese Zeitenwende habe man aber entschlossen reagiert – „mit dem 100-Milliarden-Euro-Sondervermögen für die Bundeswehr, mit der Stärkung unserer Landes- und Bündnisverteidigung und mit all den Schritten, die wir gegangen sind, um uns rasch unabhängig zu machen von russischen Energielieferungen.“ Zudem habe er einen Deutschlandpakt vorgeschlagen: „Lasst uns das Dickicht der überflüssigen Vorschriften lichten, die Bremse lösen und für mehr Tempo beim Planen und Bauen in Deutschland zu sorgen.“

Auf die Frage, ob Deutschland wieder Wachstumsraten von sieben oder acht Prozent sehen werde, sagte der Kanzler: „Ich halte es für durchaus möglich, zu hohen Wachstumsraten zu gelangen.“

Staatliche Subventionen sollen nicht die einzige Lösung sein

Gegenüber einem Industriestrompreis bekräftigt Bundeskanzler Scholz seine ablehnende Haltung. „Der Strommarkt muss auf Dauer ohne Subventionen funktionieren. Zu überlegen wäre allenfalls, ob wir in Einzelfällen eine Unterstützung zur Überbrückung brauchen“, sagte Scholz der „Wirtschaftswoche“. Die deutsche Industrie sei natürlich von zentraler Bedeutung für das Land. Der Kern vieler Vorschläge zu dem Thema sei aber, Staatsschulden zu machen, um Industrieunternehmen zu subventionieren, die Gewinne erzielten. „Das kann ja wohl nicht die Antwort sein.“ Der Staat dürfe kein Geld aus dem Fenster werfen. „Bisher gibt es jedenfalls noch keine Lösung, die alle überzeugt hat. Mich eingeschlossen.“

Einig seien sich gleichwohl alle, dass es in Deutschland strukturell niedrige Energiepreise geben müsse, sagte Scholz. Darum gehe es auch beim Ausbau Erneuerbarer Energien und des Übertragungsnetzes. „Wenn es nicht so viele Widerstände aus Bayern gegeben hätte, wären wir beim Stromnetz längst am Ziel. Das würde sofort zu niedrigeren Preisen führen.“ Deshalb werde dieser Ausbau beschleunigt. „Jetzt sehen wir bereits deutlich fallende Preise, wenn sie auch noch nicht das Niveau vor Russlands Angriffskrieg erreicht haben.“Mit Blick auf die hohen Anreize, die die USA für Unternehmen in bestimmten Bereichen über das Inflation Reduction Act (IRA) und niedrige Energiekosten setzten, sagte Scholz, auch in der EU und in Deutschland werde „eine Menge“ mobilisiert. Wie das ausgehe, werde sich am Schluss zeigen. Man sage aber den USA in aller respektvollen Deutlichkeit, dass staatliche Zuschüsse nicht zum Normalfall werden dürften. „Für riskante Investitionen – ja. Für Großvorhaben, die anders keine Chance hätten – ja. Aber es kann nicht zur Regel werden, dass Unternehmen immer öffentliches Geld dazu bekommen.“ (Reuters)


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Bildung für die Zukunft SOS-Kinderdorf Thüringen im Einsatz für die Demokratie

In einer Zeit, in der die Unzufriedenheit mit der Politik wächst, engagiert sich das SOS-Kinderdorf Thüringen mit einem Demokratieprojekt...

 

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Händler setzen auf Apps und Bonusprogramme: So sparen Verbraucher mit digitalen Treueangeboten
23.12.2024

Die großen Handelsketten wie Lidl, Rewe und Penny gehen neue Wege, um Kunden langfristig an sich zu binden. Mit Apps und Treueprogrammen...

DWN
Politik
Politik Wahljahr 2025: Neue Regierung bis Ostern?
23.12.2024

Kurz, kalt und knackig: So wird der Wahlkampf 2025. Wie lange es danach dauert, bis Deutschland wieder gut regiert wird, ist schwer...

DWN
Politik
Politik Steuerverschwendung: Regierung verschleudert massiv Steuergelder auch ans Ausland - ohne jede Prüfung
23.12.2024

Angeblich muss die Politik künftig unbegrenzt Schulden machen, weil der Staat zu wenig Geld hat: Doch Deutschland hat kein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Stromnetz als Supergau - Dunkelflaute macht Wahnsinnspreise kurzfristig real
23.12.2024

Der Strompreis an der Pariser Strombörse erreichte letzte Woche einen außergewöhnlich hohen Stand. Wie Energieexperten dies erklären -...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Ex-VW-Chef Winterkorn lehnt Richter als befangen ab
23.12.2024

Im Strafverfahren zur Dieselaffäre hat der frühere VW-Chef Martin Winterkorn den Vorsitzenden Richter für befangen erklärt. Er...

DWN
Panorama
Panorama Russland: Ölkatastrophe könnte 200.000 Tonnen Boden verseuchen
23.12.2024

Zwei Tanker sind vor mehr als einer Woche im Schwarzen Meer verunglückt, seither läuft Öl aus. Die Folgen für die Umwelt zeigen sich...

DWN
Finanzen
Finanzen EU: 13,5 Milliarden Euro für Deutschland
23.12.2024

Mehr saubere Energie und Digitalisierung: Deutschland erhält 13,5 Milliarden Euro aus Brüssel – und weitere Finanzhilfen könnten...

DWN
Panorama
Panorama Privater Gebrauchtwagenmarkt: Diese Vorteile bieten Privatkäufe für Käufer und Verkäufer
23.12.2024

In einer aktuellen Analyse haben die Experten des Internetportals AutoScout24 den Privatmarkt für Gebrauchtwagen untersucht. Laut einer...