Politik

Deutschland und Großbritannien wollen Stromkabel durch die Nordsee

Lesezeit: 2 min
03.11.2023 14:23  Aktualisiert: 03.11.2023 14:23
Es ist eine Art „Nordsee-Allianz“: Die deutsch-britischen Wirtschaftsbeziehungen sollen nach dem Brexit wieder vorangebracht werden. Dabei gibt es einen Schwerpunkt. Bewegung könnte es bei einem anderen Thema geben.
Deutschland und Großbritannien wollen Stromkabel durch die Nordsee
Großbritanniens Energieministerin Claire Coutinho und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck unterhalten sich über eine Energie- und Klimakooperation. (Foto: dpa)

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Deutschland und Großbritannien wollen ihre Zusammenarbeit im Energiebereich vertiefen. Geplant sind Stromkabel zwischen Großbritannien und der deutschen Nordseeküste. Das sieht eine Erklärung vor, die am Freitag in London von Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne) und der britischen Energieministerin Claire Coutinho unterzeichnet wurde. Habeck sagte, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien sollten wieder flott gemacht werden. Dazu biete sich der Energiebereich besonders an.

Eine Zusammenarbeit bei Windparks in der Nordsee über sogenannte hybride Interkonnektoren soll künftig substanzielle «grüne» Strom- und Wasserstoffimporte generieren, hieß es. Bereits in Planung ist die Seekabelverbindung «NeuConnect» zwischen der Isle of Grain in Kent in Südengland und Wilhelmshaven. Nach ihrer Fertigstellung werde sie die zweitlängste britische Mehrzweck-Stromleitung mit rund 725 Kilometer Land- und Unterwasserkabeln sein. Der Regelbetrieb solle bis 2028 aufgenommen werden. Laut Habeck könnten bis zu 1,5 Millionen Haushalte mit «zuverlässiger, erschwinglicher und sauberer» Energie versorgt werden.

Außerdem solle der Interkonnektor «Tarchon» zwischen Niederlangen im Emsland und Essex entwickelt werden. Die Inbetriebnahme ist demnach für 2030 geplant. Vorgesehen ist zudem eine Seekabelverbindung von Norddeutschland nach Schottland unter Einbindung schottischer Windparks. Großbritannien ist stark vor allem im Offshore-Sektor, also bei Windparks in der Nordsee. Rund 75 Prozent der installierten Offshore-Wind-Kapazität in der Nordsee befinden sich laut Habeck in deutschen und britischen Gewässern.

Zusammenarbeit bei Wasserstoff

Ende September hatten Deutschland und Großbritannien bereits angekündigt, beim Ausbau von «grünem» Wasserstoff enger zusammenarbeiten zu wollen. Von «grünem» Wasserstoff spricht man, wenn bei dessen Herstellung Strom aus regenerativen Energiequellen verwendet wird.

Habeck sagte, die britische Regierung könne noch nicht sagen, wieviel des künftig in Großbritannien produzierten Wasserstoffs dort gebraucht werde - und ob Wasserstoff nach Deutschland importiert werden könne.

Wasserstoff soll bei der Energiewende eine Schlüsselrolle spielen, also bei der Umstellung auf klimafreundlichere Produktionsprozesse zum Beispiel in der Stahlindustrie. Die Bundesregierung hatte im Sommer angekündigt, bis zum Jahr 2030 deutlich mehr Erzeugungsmöglichkeiten in Deutschland zu schaffen. Habeck hatte gesagt, ungefähr ein Drittel des benötigten Wasserstoffs solle in Deutschland erzeugt werden, zwei Drittel müssten importiert werden.

Brexit-Zölle für E-Autos

Mit Blick auf den Handel zwischen der EU und Großbritannien sprach sich Habeck dafür aus, Elektroautos länger von Zöllen auszunehmen. Die nach dem Brexit vereinbarte Zollbefreiung für E-Autos laufe Ende des Jahres aus. Es sei aber noch nicht gelungen, eine eigene Batterieproduktion in der EU hochzufahren. Deswegen setze er sich genau wie die britische Seite für eine Verlängerung der Zollbefreiung um drei Jahre ein, so Habeck. «Die Entscheidung muss europäisch gefällt werden. Aber ich werbe dafür, dass auch die anderen europäischen Partner sie unterstützen.»

Hintergrund ist, dass wegen des britischen EU-Austritts eigentlich zum 1. Januar 2024 neue Zollregeln in Kraft treten sollen. Fahrzeuge, deren Wertschöpfung zu weniger als 45 Prozent in der EU oder Großbritannien umfasst, sollen mit einem Zoll von 10 Prozent belegt werden. Das ist mangels eigener Akku-Produktion in Großbritannien sowie der EU auf absehbare Zeit bei E-Autos aber nicht zu umgehen. Daher fürchten britische Autohersteller, auf dem wichtigen Exportmarkt EU nicht mehr wettbewerbsfähig zu sein. Auch deutsche Autobauer müssen befürchten, dass beim Export nach Großbritannien künftig Zölle anfallen. Der Verband der Automobilindustrie hatte gefordert, die geltenden Regeln bis Ende 2026 zu verlängern. (dpa)


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