Finanzen

Marc Friedrich: Wie das Geld in die Welt kommt

Lesezeit: 3 min
09.12.2023 16:28  Aktualisiert: 09.12.2023 16:28
Marc Friedrich skizziert, wie Geld im herrschenden Fiat-System entsteht – und wem dies nutzt.
Marc Friedrich: Wie das Geld in die Welt kommt
Nicht nur Zentralbanken können Geld aus dem Nichts schaffen. (Foto: dpa)
Foto: Sven Hoppe

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Wenn ich auf meinen Vorträgen frage, wie Geld entsteht, bekomme ich häufig die interessantesten Antworten: es komme aus dem Automaten, aus dem Keller der Bank oder aus der Druckerpresse. Es ist essentiell wichtig zu verstehen, wie Geld entsteht, denn schon Henry Ford sagte damals zu seiner Zeit: Würden die Menschen das Geldsystem verstehen, hätten wir eine Revolution noch vor morgen früh.”

Wie das Geld in die Welt kommt

Nur ein Bruchteil unseres Geldes kommt aus der Druckerpresse der EZB und der Bundesbank. Der Großteil unseres Geldes entsteht aus dem Nichts!

Ja, Sie haben richtig gelesen. Geschäftsbanken (also Sparkassen, Volksbanken und Privatbanken) können durch die sogenannte Giralgeldschöpfung ebenfalls Geld erzeugen, indem sie Kredite vergeben.

Jedes Mal, wenn ein Kredit vergeben wird, entsteht neues Geld. Dieses Geld wird Fiat-Geld genannt. Der ein oder andere mag jetzt denken: Was hat denn der italienische Autobauer mit unserem Geld zu tun?” Keine Sorge. Nichts. Fiat kommt aus dem lateinischen und bedeutet: es werde, es entstehe. Sie kennen womöglich aus der Bibel den Ausspruchfiat lux – es werde Licht”.

Alles, was Banken für die Erschaffung von Geld aus dem Nichts benötigen, ist eine Mindestreserve von 1 Prozent des Kredits in Zentralbankgeld.

Beispielsweise muss die Bank bei 100.000 Euro Kredit 1.000 Euro in Notenbankgeld in Form von Münzen und Scheinen oder in notenbankfähigen Sicherheiten (Staats- und Unternehmensanleihen, Aktien, Immobilien) bei der EZB hinterlegen.

Zusätzlich gibt es bestimmte Eigenkapitalvorgaben abhängig von der Risikoeinstufung durch die Ratingagenturen. Das heißt, Banken können für jeden Euro das 12,5- bis 100-fache an Giralgeld erzeugen.

Angenommen, Sie nehmen einen Kredit von 500.000 Euro auf. Die Bank muss lediglich 5.000 Euro bei der EZB hinterlegen und schafft per knopfdruck 495.000 Euro aus dem Nichts wie der Magier David Copperfield.

Sie aber müssen für die kompletten 500.000 Euro, auch für die Luftnummer, Zinsen zahlen. Aus diesem Grund werden Banken alles unternehmen, um dieses lukrative Monopol zu behalten. Sie werden die Geldschöpfung durch Kreditvergabe mit allen erdenklichen Mitteln verteidigen.

Die Zentralbankgeldmenge wird wiederum direkt von der Zentralbank gesteuert. Dazu bedient sie sich der Zinspolitik. Der Leitzins ist derjenige Zinssatz, mit dem sich die Banken bei der EZB Geld leihen können.

Das ist auch der Grund, warum in jeder der vergangenen Krisen (Finanzkrise und Corona) die Geldschleusen der Zentralbanken geöffnet wurden und der Leitzins bis auf null Prozent abgesenkt wurde.

Ein ungedecktes Fiat-Geld-System hat zwei Nebeneffekte. Erstens tendieren die Staaten ausnahmslos dazu, immer mehr Schulden anzuhäufen und zweitens führt es zu immer neuen Boom-und-Bust-Zyklen.

Der Digitale Euro: die nächste Stufe der Überwachung

Dadurch, dass das Fiat-Geld beliebig nachgedruckt werden kann, ist es kein besonders guter Wertspeicher. Ganz im Gegenteil. Es ist eher ein Wertvernichter. So hat der US-Dollar, also der König unter den Fiat-Währungen, seit 1971 mehr als 98 Prozent an Kaufkraft verloren.

Auf Euro lautende Banknoten sind das einzige unbeschränkte gesetzliche Zahlungsmittel. Daher ist Bargeld innerhalb des Fiat-Geldsystems gedruckte Freiheit. Mit jeder Zahlung, die wir mit Karte tätigen, machen wir uns gläserner.

Gleichzeitig laufen bei der EZB erste Testversuche bezüglich eines digitalen Euros ((Central Bank Digital Currency, CBDC) - und das obwohl die meisten Zahlungen schon digital ablaufen.

Auf der Webseite der EZB heißt es, dass dieser eine Neuerung wäre, die das Leben erleichtert.” Doch Bequemlichkeit hat bekanntlich seinen Preis. Jeder Bürger in der EU hätte dann ein digitales Konto (Wallet) direkt bei der EZB – und die EZB somit in Echtzeit den kompletten Überblick über jede Transaktion.

Der digitale Euro hätte vielfältige Möglichkeiten der Überwachung und Kontrolle der Bürger. Man könnte das digitale Geld programmieren und mit einem Ablaufdatum versehen, ein Co2-Guthabenkonto dazubuchen, Steuern und Strafen sofort einziehen, den Impfstatus hinterlegen, das Konto sperren falls man auf der falschen Demonstration gesichtet wird oder gar nach chinesischen Modell ein Sozialpunktesystem implementieren.

Selbst wenn die EZB aktuell vielleicht ehrbare Ziele hat, kann dies mit einem Knopfdruck in einem Regimewechsel gegen Freiheit und Menschen verwendet werden.

Zudem: Egal ob Bargeld oder digitaler Euro. Bei beiden handelt es sich um sogenannte ungedeckte Fiat-Währungen, die in der Geschichte der Menschheit immer über kurz oder lang kollabiert sind.

Bitcoin als Lösung

Doch es gibt eine hoffnungsvolle Alternative: Bitcoin. Der Bitcoin ist ein Kind der Krise. Das Whitepaper dazu wurde in den dunkelsten Stunden der Finanzkrise 2008 von Satoshi Nakamoto veröffentlicht.

Im Gegensatz zu Euro und Co. steht hinter Bitcoin keine Zentralbank, kein Politiker und kein Unternehmen. Bitcoin ist dezentral und limitiert auf 21 Millionen Einheiten. Bitcoin ist ein grenzenloses Zahlungsmittel, mit dem Sie jederzeit jeder Person auf dieser Erde in sekundenschnelle Geld senden können, ohne den lästigen und mühsamen Weg über Banken und Finanzdienstleister gehen zu müssen, die im Regelfall noch horrende Gebühren für den Geldtransfer verlangen.

Genau wie Martin Luther im Jahr 1517 mit seinen 95 Thesen den Grundstein zur Trennung von Staat und Kirche legte, hat der anonyme Erfinder von Bitcoin Satoshi Nakamoto mit seiner Idee des Bitcoins den Grundstein für eine Trennung von Staat und Geldsystem gelegt und damit die größte Revolution aller Zeiten eingeleitet.

Marc Friedrich ist Deutschlands erfolgreichster Sachbuchautor (7 SPIEGEL Bestseller in Folge), ausgewiesener Finanzexperte, gefragter Redner, YouTube-Star, bekannt aus Funk und TV, Vordenker, Freigeist und Honorarberater. Sein neuestes Buch trägt den Titel „Die größte Revolution aller Zeiten – Warum unser Geld stirbt und wie Sie davon profitieren“ und beschäftigt sich ausschließlich mit den Themen Bitcoin, Zyklen und Geldgeschichte.

Mehr Informationen: www.friedrich-partner.de und www.marc-friedrich.de
Twitter und Instagram: @marcfriedrich7


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik Flüchtlingswellen und Wirtschaftskrisen: Was ein Zerfall der Levante für Deutschland bedeuten würde
24.11.2024

Die Levante könnte sich zur Achillesferse Europas entwickeln, wenn sich der schwelende Konflikt zwischen Israel und Iran zu einem...

DWN
Panorama
Panorama Alarmierende Umfrage: Kriege und Klimakrise belasten Schüler in Deutschland
24.11.2024

Eine neue Umfrage zeigt: Viele Schülerinnen und Schüler in Deutschland sind von Sorgen geplagt. Kriege, Klimakrise und Leistungsdruck...

DWN
Politik
Politik Nato-Generalsekretär trifft sich in Florida mit Trump
24.11.2024

Die zweite Amtszeit von Donald Trump wird in der Nato von vielen Alliierten mit Sorge gesehen. Schon vor dem Machtwechsel reist der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Leerstand in Innenstädten: Decathlon setzt auf Expansion gegen die Krise
24.11.2024

Leerstand prägt deutsche Innenstädte. Doch Decathlon sieht Chancen: Bis 2027 sollen mehr als 60 neue Filialen entstehen – viele davon...

DWN
Finanzen
Finanzen DWN-Sonntagskolumne: The Rational Investor - warum Emotionen bei der Geldanlage schaden
24.11.2024

Als ich gehört habe, dass in einer Umfrage des ZDF vor der US-Präsidentschaftswahl am 5. November 2024 über 70 Prozent der Deutschen...

DWN
Politik
Politik Christian Lindners Vorwurf lautet: SPD strebt "Zerstörung" der Liberalen an
24.11.2024

Seit dem Bruch der Ampel-Koalition herrscht ein scharfer Ton zwischen SPD und FDP. Nun legt der entlassene Finanzminister nach. Die SPD...

DWN
Unternehmen
Unternehmen VW hält an Werksschließungen fest - Sparansage auch bei Bosch
24.11.2024

Im Streit um Einsparungen bei VW bleibt das Unternehmen hart: Die Kapazitäten sollen schnell runter. Die IG Metall reagiert in der...

DWN
Panorama
Panorama Sammelkarten als Wertanlage: Das Geschäft mit begehrten Karten
24.11.2024

Sammelkarten sind weit mehr als nur ein Zeitvertreib. Besonders seltene Karten erzielen zum Teil Rekordpreise. Was steckt hinter diesem...