Immobilien

Hochverschuldeter Immobilienkonzern China Evergrande wird abgewickelt

Platzende Immobilienblase? Ein Gericht in Hongkong hat die Abwicklung des hoch verschuldeten Immobilienentwicklers China Evergrande Group angeordnet.
29.01.2024 09:06
Aktualisiert: 29.01.2024 09:06
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..
Hochverschuldeter Immobilienkonzern China Evergrande wird abgewickelt
Passanten laufen in der Nähe des Hauptsitzes des Immobilienentwicklers Evergrande Group vorbei (Foto: dpa) Foto: Ng Han Guan

Das mit über 300 Milliarden Dollar weltweit höchstverschuldete Immobilienunternehmen habe keinen konkreten Restrukturierungsplan vorgelegt und werde daher liquidiert, urteilte das Gericht in der chinesischen Sonderverwaltungszone am Montag. "Genug ist genug", sagte Richterin Linda Chan. Der Konzern habe mehr als 18 Monate lang keine effektive Kommunikation oder Lösungen angeboten. Das Verfahren war zuvor mehrfach vertagt worden. Es wird erwartet, dass ein kommissarischer Insolvenzverwalter ernannt wird. Evergrande-Chef Siu Shawn kündigte gegenüber chinesischen Medien an, das Unternehmen werde sicherstellen, dass die Bauprojekte trotz der Liquidationsanordnung weitergeführt werden. Die Anordnung habe keine Auswirkungen auf den Betrieb.

Evergrande war Ende 2021 mit seinen Auslandsschulden in Verzug geraten und zum Symbol der Schuldenkrise im chinesischen Immobiliensektor geworden. Die Entscheidung, den Baukonzern mit Vermögenswerten in Höhe von 240 Milliarden Dollar zu liquidieren, dürfte die bereits angeschlagenen chinesischen Kapital- und Immobilienmärkte erschüttern. Auch für die sich nur schleppend erholende chinesische Wirtschaft insgesamt dürfte dies ein neuer Dämpfer sein.

Die Gerichtsentscheidung schafft die Voraussetzungen für ein voraussichtlich langwieriges und kompliziertes Verfahren, das angesichts der vielen beteiligten Behörden auch politische Aspekte beinhalten kann. Investoren werden besonders darauf achten, wie die chinesischen Behörden ausländische Gläubiger behandeln, wenn ein Unternehmen abgewickelt wird. "Dies ist nicht das Ende, sondern der Beginn eines langwierigen Liquidationsprozesses, der Evergrande das tägliche Geschäft noch schwerer machen wird", sagte Gary Ng, Senior Economist bei Natixis. Da sich die meisten Vermögenswerte von Evergrande direkt in China befänden, gebe es Unsicherheiten darüber, wie die Gläubiger Vermögenswerte beschlagnahmen können, und über den Rückzahlungsrang von auswärtigen Anleihegläubigern. "Und die Situation kann für die Aktionäre noch schlimmer werden."

Die Aktien des Unternehmens wurden vor der Anhörung mit einem Minus von bis zu 20 Prozent gehandelt. Der Handel mit China Evergrande und seinen börsennotierten Tochtergesellschaften New Energy Vehicle Group und Evergrande Property Services wurde nach dem Urteil eingestellt.

Evergrande hatte fast zwei Jahre lang mit einer einflussreichen Gruppe von Gläubigern, zu der auch mehrere Hedgefonds gehören, vergeblich um eine Umschuldung von 23 Milliarden Dollar gerungen, die der Immobilienentwickler sich auf den internationalen Märkten geliehen hatte. Der ursprüngliche Umschuldungsplan war im September geplatzt, nachdem Ermittlungen gegen Firmengründer Hui Ka Yan bekannt wurden. Der Gläubigerausschuss hatte auch den neuesten, quasi in letzter Minute vor einer Anhörung Anfang Dezember vorgelegten Restrukturierungsplan abgelehnt.

Es wird erwartet, dass das Urteil kurzfristig nur geringe Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit des Konzerns, einschließlich der Hausbauprojekte, haben wird. Die schwierigste Aufgabe für den offiziellen Abwickler dürfte es sein, die Beteiligungen in China selbst unter seine Kontrolle zu bekommen, indem er dort jeweils das Management austauscht. Das könnte Monate, wenn nicht Jahre dauern. Denn Guangzhou, wo China Evergrande seinen Sitz hat, erkennt Liquidationsbeschlüsse aus Hongkong nicht automatisch an. Außerdem sind zahlreiche dieser Firmen bereits in der Hand ihrer Gläubiger, ihre Vermögenswerte von Gerichten eingefroren - andere sind schon pleite. Angesichts der Größe von Evergrande dürften viele Behörden und Politiker hier ein Wort mitreden wollen. (Reuters)

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik 100 Tage schwarz-rote Koalition: SPD kritisiert Union
13.08.2025

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Matthias Miersch fordert 100 Tage nach dem Start der schwarz-roten Koalition, Probleme in der Zusammenarbeit...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Perplexity AI will Chrome übernehmen: KI-Suchmaschine bietet Milliarden
13.08.2025

Ein KI-Start-up wagt den Angriff auf Google: Perplexity AI will mit seiner KI-Suchmaschine den Chrome-Browser für Milliarden übernehmen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Steuerfreie Arbeitgeberzuschüsse: Attraktive Benefits als Alternative zur Gehaltserhöhung
13.08.2025

Smartphone, Kita-Gebühr, Rad oder Deutschlandticket: Mit diesen zehn Gehaltsextras können Beschäftigte Steuern und Abgaben sparen. Wie...

DWN
Politik
Politik Ukraine vor strategischem Kipp-Punkt: Russlands Vorstoß könnte Verhandlungsmasse für Putin werden
13.08.2025

Während die Front im Donbass unter schwerem Druck steht, dringt Russland kurz vor dem Trump-Putin-Gipfel tief in ukrainisches Gebiet vor...

DWN
Finanzen
Finanzen Renk-Aktie legt kräftig zu: Starke Auftragslage beflügelt Anleger
13.08.2025

Die Renk-Aktie überrascht Anleger mit starken Quartalszahlen und einem klaren Aufwärtstrend. Doch wie nachhaltig ist der Erfolg des...

DWN
Finanzen
Finanzen Eckert-Ziegler-Aktie stürzt ab – oder doch nicht? Was hinter dem vermeintlichen Kursverlust steckt
13.08.2025

Die Eckert Ziegler-Aktie zeigt zur Wochenmitte einen drastischen Kursrückgang – doch der Grund ist überraschend harmlos. Tatsächlich...

DWN
Unternehmen
Unternehmen TUI-Aktie: Tui profitiert von der Reiselust – Kreuzfahrten boomen
13.08.2025

Tui hat von April bis Juni gut verdient. Vor allem Hotels und Kreuzfahrten liefen stark. Die Gewinnprognose für das Gesamtjahr steigt.

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland: Verbraucherpreise steigen auch im Juli um 2,0 Prozent
13.08.2025

Teure Energiepreise, steigende Lebensmittelpreise: Im Schnitt haben die Verbraucherpreise in Deutschland im Juli mit 2,0 Prozent zum...