Politik

Pistorius präsentiert den SPD-Tauben sein Wehrpflicht-Konzept

Der Verteidigungsminister hat seiner vom Friendenskanzler auf Linie gebrachten Partei dargelegt, wie er sich den Weg zurück zur Wehrdienst in Deutschland vorstellt. Statt auf Zwang setzt Pistorius auf Freiwilligkeit der Wehrpflichtigen – und ganz konkrete Anreize.
28.05.2024 06:57
Lesezeit: 1 min
Pistorius präsentiert den SPD-Tauben sein Wehrpflicht-Konzept
Boris Pistorius (SPD), Bundesminister der Verteidigung, spricht auf dem Flug nach Stockholm im Airbus A400M der Luftwaffe mit Mitarbeitern. Der Minister informierte sich dort über das schwedische Wehrdienst-Modell. (Foto: dpa) Foto: Kay Nietfeld

Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) hat dem SPD-Präsidium in Berlin die Wiedereinführung des Wehrdienstes schmackhaft gemacht. Er stellte verschiedene Vorschläge und Entwürfe aus Reihen seines Ministeriums vor. Das bestätigte SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert nach der Sitzung. An einer endgültigen Fassung werde noch gefeilt. Über die Herangehensweise von Pistorius sei man sich indessen weitestgehend einig, so Kühnert.

Die Personallücke bei der Bundeswehr stelle laut Kühnert ein „veritables Problem“ dar. Das könne niemand leugnen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte noch von einem „überschaubaren“ Personalproblem der Streitkräfte gesprochen - alles kein Problem.

Führerschein und Vorteile beim Studium

Pistorius will mit Hilfe eines Freiwilligen-Modells für mehr Nachfrage bei jungen Leuten sorgen. Demnach sollen Wehrpflichtige mit Anreizen wie dem kostenlosen Führerschein angelockt werden, sich freiwillig für zwölf Monate zu verpflichten. Auch die Überlegung, freiwillig Wehrdienstleistenden einen erleichterten Zugang zu bestimmten Studienfächern an Hochschulen zu gewähren oder ihnen Vergünstigungen bei der Rückzahlung von von Studienkrediten zu geben, wird hervorgekramt. Das war auch schon in den 80er-Jahren der Weg gutausgebildeten Nachwuchs zum Bund zu holen - wenn auch nur für beispielsweise Z2- oder Z4-Einsätze, also zwei- bis vierjährige Verpflichtungen.

Die Wehrpflicht für jedermann und jede junge Frau, lehnt der Verteidigungsminister dem Vernehmen nach inzwischen ab. Besser wäre es, alle junge Erwachsenen anzuschreiben und durch einen Fragebogen zu sichten - eine qualifizierte Musterung, die nicht auf Masse, sondern Qualität des Personals hinzielt.

Informationen zum Gesundheitszustand gehören freiwillig wie bei der ärztlichen Musterung für Pistorius dazu. Ein Anfang wäre damit gemacht. Die Strukturen würden reinstalliert, an sich bereits ein Schritt voran (bzw. zurück) zur Selbstverteidigungsfähigkeit wie es die Bundesrepublik lange Jahre kannte. Der Bürger in Uniform wird wieder zur Normalität in einem wehrhaften Land.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
avtor1
Peter Schubert

Peter Schubert ist stellv. Chefredakteur und schreibt seit November 2023 bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Immobilienthemen. Er hat in Berlin Publizistik, Amerikanistik und Rechtswissenschaften an der Freien Universität studiert, war lange Jahre im Axel-Springer-Verlag bei „Berliner Morgenpost“, „Die Welt“, „Welt am Sonntag“ sowie „Welt Kompakt“ tätig. 

Als Autor mit dem Konrad-Adenauer-Journalistenpreis ausgezeichnet und von der Bundes-Architektenkammer für seine Berichterstattung über den Hauptstadtbau prämiert, ist er als Mitbegründer des Netzwerks Recherche und der Gesellschaft Hackesche Höfe (und Herausgeber von Architekturbüchern) hervorgetreten. In den zurückliegenden Jahren berichtete er als USA-Korrespondent aus Los Angeles in Kalifornien und war in der Schweiz als Projektentwickler tätig.

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Föderale Modernisierungsagenda: 200-Punkte-Programm für Bürokratieabbau – ist das der große Wurf?
28.12.2025

Bund und Länder haben ein Paket beschlossen, das den Staat schlanker und schneller machen soll. Über 200 Maßnahmen zielen auf Bürger,...

DWN
Politik
Politik Steuern, Deutschlandticket, Musterung – die Änderungen 2026 im Überblick
27.12.2025

2026 bringt spürbare Änderungen bei Lohn, Rente, Steuern und Alltag. Manche Neuerungen entlasten, andere verteuern Mobilität oder...

DWN
Panorama
Panorama Keine Monster, keine Aliens: Prophezeiungen für 2025 erneut widerlegt
27.12.2025

Düstere Visionen und spektakuläre Vorhersagen sorgen jedes Jahr für Schlagzeilen – doch mit der Realität haben sie meist wenig zu...

DWN
Unternehmen
Unternehmen E-Mail-Betrug im Mittelstand: Die unterschätzte Gefahr im Posteingang – und welche Maßnahmen schützen
27.12.2025

E-Mail-Betrug verursacht im Mittelstand mehr Schäden als Ransomware. Stoïk, ein auf Cybersecurity spezialisiertes Unternehmen, zeigt,...

DWN
Technologie
Technologie China überholt Europa: Wie europäische Energieprojekte den Aufstieg befeuerten
27.12.2025

Europa hat in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zum Aufbau der chinesischen Industrie beigetragen, ohne die langfristigen Folgen zu...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Hoffnung auf den Aufschwung: Kann 2026 die Wirtschaftswende bringen?
27.12.2025

Nach mehreren Jahren der Stagnation und anhaltend schlechter Stimmung in vielen Branchen richtet sich der Blick der deutschen Wirtschaft...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Handelspolitik ist von Unsicherheit geprägt: Experten erwarten weniger Investitionen
27.12.2025

Die Unsicherheiten in der Handelspolitik lassen die Investitionen schrumpfen und führen zu Wachstumsverlusten. Zölle schaden der...

DWN
Finanzen
Finanzen KI-Blase: Warum der Hype um die Nvidia und Co. gefährlich werden könnte
27.12.2025

Die weltweite Euphorie rund um künstliche Intelligenz treibt Aktien wie Nvidia und Microsoft in immer neue Höhen und heizt die Diskussion...