Wirtschaft

Firmeninsolvenzen in Deutschland: Anstieg verlangsamt sich

Die Pleitewelle unter deutschen Firmen ist nicht vorüber, aber sie wächst nicht mehr so rasant: Nach zwölf Monaten mit zweistelligen Steigerungsraten wurden im Juni 2024 bei den Amtsgerichten nur noch 6,3 Prozent mehr Firmeninsolvenzen angemeldet als im Vorjahr.
12.07.2024 10:33
Lesezeit: 1 min
Firmeninsolvenzen in Deutschland: Anstieg verlangsamt sich
"Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe" hängt an einem Bekleidungsgeschäft in der Stuttgarter Innenstadt: Der Anstieg der Firmeninsolvenzen in Deutschland verlangsamt sich (Foto: dpa). Foto: Bernd Weißbrod

Das berichtet das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Daten. Im Mai hatte die Steigerungsrate noch knapp 26 Prozent betragen.

Ob diese Anmeldungen tatsächlich in Insolvenzverfahren münden, entscheiden die Gerichte innerhalb von drei Monaten. Die jüngsten verfügbaren Zahlen zeigen für April dieses Jahres 1906 neue Verfahren. Das waren 33,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Forderungen der Gläubiger summierten sich auf 11,4 Milliarden Euro, verglichen mit 1,3 Milliarden Euro im Vorjahresmonat. Es wurden also besonders große Firmeninsolvenzen gestartet.

Verkehr und Lagerei besonders betroffen

Im April haben von 10.000 Unternehmen im Schnitt 5,5 eine Insolvenz beantragt. Besonders stark betroffen waren Firmen aus dem Bereich Verkehr und Lagerei mit einem Durchschnittswert von 10,1 Fällen. Auch der Bausektor (8,5) und das Gastgewerbe (7,4) wiesen eine höhere Insolvenzgefahr auf. Die Zahl der Privatinsolvenzen stieg im April ebenfalls stark an: Sie kletterte im Jahresvergleich um 27,9 Prozent auf 6277 Fälle.

Experten erwarten, dass die Zahl der Firmeninsolvenzen in Deutschland in diesem Jahr auf etwa 20.000 steigen wird. Geschwächt durch die Corona-Jahre, hohe Energiepreise und gestiegene Zinsen, geraten immer mehr Firmen in Deutschland in finanzielle Schwierigkeiten. Zudem sind Ausnahmeregelungen ausgelaufen, mit denen der Staat während der Pandemie versucht hatte, eine Pleitewelle zu verhindern.

Langfristiger Vergleich der Firmenpleiten

Für 2023 meldete das Statistische Bundesamt 17.814 Firmenpleiten. Trotz eines Anstiegs um gut ein Fünftel war dies ein vergleichsweise niedriger Wert im langjährigen Vergleich: Im Jahr 2009, während der Finanz- und Wirtschaftskrise, rutschten fast 33.000 Unternehmen in Deutschland in die Zahlungsunfähigkeit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Die EZB blockiert: Streit um EU-Pläne für eingefrorene russische Vermögenswerte
04.12.2025

Die EU ringt um einen Weg, die finanziellen Belastungen des Ukrainekriegs abzufedern, doch zentrale Institutionen setzen klare Grenzen. Wie...

DWN
Politik
Politik Friedensverhandlungen in Moskau: Trump-Gesandte führen Gespräche mit Putin
04.12.2025

Die Gespräche zwischen Washington und Moskau rücken die Suche nach einer realistischen Friedenslösung wieder in den Mittelpunkt der...

DWN
Politik
Politik EU Ermittlungen: Staatsanwaltschaft nimmt Büros von Kaja Kallas ins Visier
04.12.2025

Die Ermittlungen der Europäischen Staatsanwaltschaft rücken den Umgang mit sensiblen EU-Mitteln und institutionellen Abläufen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Trade Republic Probleme: Kundenfrust wächst trotz neuer Produkte
04.12.2025

Trade Republic wirbt mit Innovationen, doch viele Kunden erleben etwas anderes. Die Beschwerden zu Ausfällen, Support und Handelbarkeit...

DWN
Politik
Politik G7? Nein danke, sagt Putin
04.12.2025

Russlands Präsident Wladimir Putin sorgt vor seinem Indien-Besuch für Aufsehen. Er kritisiert die G7 als "nicht groß" und verweist auf...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschland im Club der Superreichen vorn dabei
04.12.2025

Fast 3.000 Menschen weltweit besitzen mehr als eine Milliarde Dollar – und Deutschland spielt eine führende Rolle. Während...

DWN
Finanzen
Finanzen Silberpreis aktuell leichter: Kurspotenzial weiter hoch – jetzt Rücksetzer nutzen und Silber kaufen?
04.12.2025

Der Silberpreis hat am Mittwoch ein Rekordhoch erreicht. Doch der starke Anstieg des Silberpreises in den vergangenen Monaten stellt die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Porsche-Aktie: 1.900 Stellen fallen weg
04.12.2025

Porsche verschärft seinen Sparkurs und fordert deutliche Zugeständnisse der Beschäftigten. 1.900 Stellen sollen bis 2029 wegfallen,...