Wirtschaft

Inflation sinkt auf niedrigsten Stand seit 2021: Energie sorgt für Inflationsrückgang

Im September haben sich Waren und Dienstleistungen nicht mehr so stark verteuert wie in vielen vorherigen Monaten. Eine bestimmte Produktgruppe hat maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen. Wie geht es weiter und was heißt das für die deutsche Wirtschaft?
11.10.2024 13:07
Aktualisiert: 11.10.2024 13:07
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Insbesondere die starken Preisrückgänge bei Energieprodukten haben diesen Rückgang begünstigt, wie die Bundesbehörde am Freitag in Wiesbaden bekannt gab. Analysten hatten diese Bestätigung der ersten Schätzung erwartet. Die Phase der deutlichen Preiserhöhungen bei Waren und Dienstleistungen scheint vorerst beendet zu sein. Eine niedrigere Inflation wurde zuletzt im Februar 2021 mit 1,5 Prozent verzeichnet.

Der Rückgang der Inflation ist grundsätzlich eine positive Nachricht für die schwächelnde deutsche Wirtschaft und die Verbraucher, die aufgrund der Energiekrise und gestiegener Lebensmittelpreise langfristig Kaufkraft eingebüßt haben. Die Europäische Zentralbank (EZB) senkte im September mit Verweis auf die sinkende Inflation den Leitzins zum zweiten Mal in diesem Jahr. Ziel ist es, Kredite für Investitionen und Konsumausgaben zu verbilligen. Auf der anderen Seite sinken jedoch die Zinsen für Guthaben.

Forderung nach weiteren Zinssenkungen

In der kommenden Woche (17. Oktober) berät der EZB-Rat bei einer Sitzung in Slowenien über die zukünftige Zinspolitik. Die Ökonomin Silke Tober vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftlichen Hans-Böckler-Stiftung sieht weitere Zinssenkungen als notwendig an.

Die derzeitige geldpolitische Restriktion bremse die Wirtschaft und verhindere wichtige Investitionen. Aufgrund einer nachlassenden Lohndynamik sei in den kommenden Monaten und im nächsten Jahr im Euroraum mit Inflationsraten nahe der Zwei-Prozent-Marke zu rechnen. Die EZB betrachtet diesen Wert als Ziel für die Preisstabilität.

Energiepreise deutlich gesunken

Energieprodukte waren im September durchschnittlich 7,6 Prozent günstiger als im Vorjahr. Dies betrifft unter anderem Kraftstoffe, Heizöl und Holz. Auch die Preise für Strom und Erdgas waren niedriger als vor einem Jahr. Bei Nahrungsmitteln stellten die Statistiker eine Preissteigerung von 1,6 Prozent fest. Einige Produkte wie Olivenöl (+29,6 Prozent) und Butter (+29,3 Prozent) verzeichneten besonders starke Preisanstiege.

Die sogenannte Kerninflation, die ohne Energie und Nahrungsmittel betrachtet wird, sank auf 2,7 Prozent. Dienstleistungen verteuerten sich im Vergleich zum Vorjahr um 3,8 Prozent, was auf relativ hohe Tarifabschlüsse in vielen Branchen zurückzuführen ist.

Ökonomen blicken auf Inflationsentwicklung

Experten gehen davon aus, dass die Inflation in Deutschland zunächst unter der Zwei-Prozent-Marke bleibt, zum Jahresende jedoch wieder ansteigen könnte. Der private Konsum bleibt eine wichtige Stütze für die deutsche Wirtschaft, die weiterhin in einer Rezession verharrt. Am Mittwoch korrigierte die Bundesregierung ihre Konjunkturprognose nach unten. Sie erwartet für das laufende Jahr nun einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Unbekannte Superhelden: Ohne Finanzchefs droht Unternehmen der Stillstand
16.09.2025

Die Rolle der Finanzchefs verändert sich rasant: Statt nur Zahlen zu verwalten, gestalten sie die Strategie, treiben Digitalisierung und...

DWN
Politik
Politik Drohnenvorfall: Polen stoppt Flug über Regierungsgebäuden
16.09.2025

Ein Drohnenvorfall über Regierungsgebäuden in Warschau sorgt für Alarm. Polen nimmt zwei Weißrussen fest – und die NATO verstärkt...

DWN
Politik
Politik Unser neues Magazin ist da: Wohin steuert die EU? Europas Kampf um Souveränität und Einfluss
16.09.2025

Europa steht am Scheideweg. Zwischen globalen Machtblöcken und innerer Zerrissenheit muss die Europäische Union ihren Kurs finden....

DWN
Panorama
Panorama Online-Banking überzeugt so viele Deutsche wie nie zuvor
16.09.2025

Bankgeschäfte per Computer oder Smartphone sind in Deutschland auf Rekordniveau. Im Jahr 2024 nutzten 67 Prozent der 16- bis 74-Jährigen...

DWN
Technologie
Technologie Innovation gegen Ärztemangel- Frankreich setzt auf Hightech-Kabinen
16.09.2025

In Frankreich breiten sich in ländlichen Regionen zunehmend Kabinen mit Medizingeräten und Videoberatung durch Ärztinnen und Ärzte aus....

DWN
Politik
Politik Nawrocki besucht Berlin – Bundesregierung weist Reparationsforderungen zurück
16.09.2025

Polens neuer rechtskonservativer Präsident Karol Nawrocki ist zu seinem Antrittsbesuch in Berlin eingetroffen. Dabei könnte es zu...

DWN
Immobilien
Immobilien Smart Cities in Europa: Warum die urbane Zukunft mehr als IT braucht
16.09.2025

Smart Cities gelten als Schlüssel für die urbane Zukunft – doch ohne klare Strategie und Bürgerbeteiligung bleiben sie Stückwerk....

DWN
Politik
Politik EU-Datengesetz: Smart-TV bis E-Bike - mit Data Act haben Nutzer neue Rechte
16.09.2025

Der Data Act der EU sieht seit dem 12. September 2025 vor, dass Hersteller Zugang zu den gespeicherten Daten vernetzter Geräte gewähren...