Finanzen

Inflation trifft besonders die mittleren Einkommen

Zwar galoppiert die Inflation nicht mehr so voran wie noch vor einiger Zeit, aber die Preise steigen weiter. Unser Leben im Alltag ist merklich teurer geworden und die fortschreitende Inflation trifft insbesondere die Mittelschicht.
17.08.2024 06:02
Aktualisiert: 17.08.2024 11:02
Lesezeit: 2 min

Die Kaufkraft ist für Familien mit einem mittleren Einkommen in den vergangenen Jahren besonders stark gesunken, trotz der diversen Entlastungspakete, die die Bundesregierung auf den Weg gebracht hat. Dies wurde in einer Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung festgestellt.

Bei den Entlastungspaketen der Bundesregierung wurde unter anderem die Einkommensteuer reduziert und Unternehmen konnten ihren Mitarbeitern eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie zahlen. Durch die Maßnahmen sollten die Folgen einer kalten Progression aufgefangen werden. Diese entsteht dann, wenn Gehaltserhöhungen von der Inflation neutralisiert werden, auf das nun höhere Einkommen dann aber eine höhere Steuer bezahlt werden muss. Diese Effekte führen dazu, dass letztendlich die Kaufkraft real sinkt.

Familien der Mittelschicht und Alleinerziehende profitierten nicht

Nach den Ergebnissen der Studie haben von den Regierungsmaßnahmen nur bestimmte Bevölkerungsgruppen profitiert. Dazu gehören Gutverdiener, Geringverdiener und kinderlose Paare. Inzwischen haben die meisten Haushalte in Deutschland wegen der gestiegenen Löhne und den Steuernachlässen kaum noch Kaufkraftverluste.

Eine real gesunkene Kaufkraft findet sich jedoch bei Familien mit einem mittleren Einkommen. Eine Familie mit zwei Kindern und zwei arbeitenden Elternteilen hat bei einem mittleren Bruttojahreseinkommen von knapp 60.000 Euro einen Kaufkraftverlust von fast 500 Euro zu verkraften. Für diese Bevölkerungsgruppe wurde also die durch Inflation entstandene Teuerung nicht ausgeglichen. Ähnliches gilt für Alleinerziehende mit einem Kind. Diese Personengruppen konnten weniger stark von der Einkommensteuersenkung profitieren. Zusätzlich wurde auch das Kindergeld nicht entsprechend angehoben.

Insbesondere in den Jahren 2021 und 2022 stiegen die Preise für Lebensmittel und Energie stark an. Diese Preissteigerungen betreffen besonders Haushalte mit einem geringen Einkommen, die durch die Maßnahmen der Bundesregierung auch stark entlastet wurden. Die Mittelschicht konnte hingegen weniger davon profitieren.

Direkter Ausgleich durch mehr Kindergeld?

In der IMK-Studie werden die Ergebnisse als soziale Schieflage bezeichnet; Experten fordern nun einen Ausgleich durch direkte Hilfen in Form eines höheren Kindergeldes. Ihrer Ansicht nach ist gerade das Kindergeld in den vergangenen Jahren nicht ausreichend erhöht worden, um einen Inflationsausgleich bewirken zu können. Durch eine weitere Erhöhung des Kindergeldes würde das Geld direkt bei den betroffenen Familien ankommen.

Auch die weiter steigenden Sozialversicherungsbeiträge seien ein Problem, hier wäre eine weitere Steigerung ebenfalls problematisch. Um das Steigen der Beiträge zu vermeiden, sollten versicherungsfremde Leistungen verstärkt über Steuern des Bundeshaushaltes finanziert werden, nach Meinung der Experten.

Bundesregierung plant nur geringe Steigerungen bei den Kinderleistungen

Das sieht das Bundesfinanzministerium allerdings ganz anders. Es argumentiert, dass das Kindergeld im Jahr 2023 von vorher 219 Euro auf 250 Euro erhöht wurde und der Kinderzuschlag sowie der Kindergrundfreibetrag ebenfalls eine Erhöhung erfahren haben. Ferner wurde im Jahr 2022 ein Kindersofortzuschlag für Kinder, die von Armut betroffen sind, eingeführt.

Die weiteren Pläne der Bundesregierung sehen für die kommenden Jahre nur sehr moderate Erhöhungen vor. Ab 2025 soll das Kindergeld um fünf Euro auf 255 Euro steigen, 2026 dann auf 259 Euro. Auch der Kindersofortzuschlag soll ab Januar 2025 um 5 Euro steigen auf dann 25 Euro.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Gefahr für Trumps Zollpolitik: Klagen eingereicht – entscheidender Prozess hat begonnen
01.08.2025

Trumps Zollpolitik steht vor dem juristischen Kollaps: Fünf US-Firmen und zwölf Bundesstaaten klagen gegen die Sondervollmacht, auf deren...

DWN
Technologie
Technologie Huawei schockt die Konkurrenz: 3000-Kilometer-Batterie stellt alles Bisherige in den Schatten
01.08.2025

Huawei greift nach der Technologieführung im Batteriezeitalter: Mit 3000 Kilometern Reichweite und fünf Minuten Ladezeit droht der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Zollroulette: Die Weltwirtschaft tanzt nach seiner Pfeife
01.08.2025

Donald Trump zündet die nächste Eskalationsstufe im globalen Wirtschaftskrieg – mit Zöllen, Chaos und Drohgebärden. Experten sprechen...

DWN
Politik
Politik Boomer-Soli: Rentensystem soll stabiler werden – und reiche Rentner sollen zahlen
01.08.2025

Reiche Rentner sollen künftig stärker zur Kasse gebeten werden – so die Idee eines "Boomer-Soli". Ein Vorschlag, der das Rentensystem...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Eurozone: Industriestimmung hellt sich erneut auf
01.08.2025

Die Industrie der Eurozone sendet erste Hoffnungszeichen – doch es bleibt ein fragiles Bild. Während kleinere Länder überraschen,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Urlaub trotz Selbstständigkeit: Wie Unternehmer richtig abschalten können – 7 konkrete Tipps
01.08.2025

Selbstständige genießen ihre Freiheit – doch sie hat ihren Preis. Gerade beim Thema Urlaub zeigt sich: Auszeiten zu nehmen fällt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wirtschaft dümpelt dahin – und Deutschland bremst alle aus
01.08.2025

Die Eurozone wächst kaum, Deutschland steckt in der Rezession, Italien schrumpft – nur Spanien überrascht. Europas Wirtschaft verliert...

DWN
Finanzen
Finanzen Mutares-Aktie stürzt ab: BaFin-Untersuchung besorgt Anleger
01.08.2025

Ein tiefer Kurssturz, kritische Fragen der Finanzaufsicht und Erinnerungen an frühere Skandale: Die Mutares-Aktie steht zum Ende der...