Wirtschaft

Markt gesättigt: Hohe Rabatte für Räder könnten noch in diesem Jahr auslaufen

20, 30 oder 40 Prozent Preisnachlass: Der Fahrradhandel versucht mit kräftigen Rabatten, seine Lager zu räumen. Doch der Trend könnte sich auch bei E-Bikes bald drehen.
16.03.2025 14:25
Lesezeit: 2 min
Markt gesättigt: Hohe Rabatte für Räder könnten noch in diesem Jahr auslaufen
Ein Radfahrer fährt durch die Innenstadt. Wer ein neues Rad bestellt, hofft häufig auf pünktliche Lieferung zur Saison und einen fairen Preis. Doch die Zeit der Rabatte scheint vorbei - auch bei E-Bikes. (Foto: dpa) Foto: Sina Schuldt

Schnäppchenjäger konnten im vergangenen Jahr im deutschen Fahrradhandel gute Geschäfte machen. Auch zu Beginn der Saison 2025 locken Händler und Hersteller bereits wieder mit deutlichen Rabatten auf die Listenpreise. Hintergrund sind nach wie vor gut gefüllte Lager, in denen noch Millionen fertige Räder auf die Kunden warten und Kapital binden. Doch der Trend könnte sich bald drehen, sagen die Fahrradindustrie und der Händlerverband VSF.

Trotz der allgemein gestiegenen Verbraucherpreise mussten die Kunden im vergangenen Jahr für ein durchschnittliches E-Bike 300 Euro weniger ausgeben als im Jahr zuvor, wie der Zweiradindustrieverband ZIV in Berlin berichtet. Zwar stiegen gleichzeitig die Preise für die herkömmlichen Räder leicht, doch unter dem Strich ging der Gesamtumsatz bei fast gleichbleibender Stückzahl um 10,3 Prozent auf 6,33 Milliarden Euro zurück.

Spätfolgen der Corona-Krise

Der Handel kämpft weiterhin mit den Spätfolgen der Corona-Krise. Konnte während der Pandemie zunächst die sprunghaft gestiegene Nachfrage nicht gedeckt werden, folgte eine Phase der Überproduktion und des abgeflauten Kaufinteresses. Im Jahr 2024 wurden in Deutschland 3,85 Millionen Räder verkauft. Das waren nur geringfügig (-2,5 Prozent) weniger als 2023, aber der Rekord aus dem ersten Corona-Jahr 2020 mit gut 5 Millionen Stück blieb weit entfernt.

Der Rückgang um 1,1 Millionen Stück ist allerdings allein auf die Bikes ohne Motor zurückzuführen, während 2024 erneut über 2 Millionen E-Bikes ihre Abnehmerinnen und Abnehmer fanden. 2024 ist das zweite Jahre in Folge, in dem in Deutschland mehr E-Bikes verkauft wurden als muskelbetriebene Fahrräder. "Der E-Anteil wird weiter wachsen auf 70 bis 75 Prozent", sagt ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork.

Und das Blatt bei den Preisen wendet sich. Bereits 30 Prozent der Mitgliedsbetriebe berichteten von einem normalisierten Lagerbestand, sagt Caroline Bonn vom Händlerverband VSF. Weitere 46 Prozent rechneten damit im Laufe dieses Jahres, nur ein knappes Viertel sieht bis 2026 Probleme. Die Händler haben für die neue Saison einfach deutlich weniger bestellt und Überbestände abgebaut.

Die deutschen Hersteller wie auch die Importeure lieferten 2024 nur noch 3,16 Millionen Räder aus - nach 4,36 Millionen im Jahr zuvor. Die inländische Produktion wie auch der Rad-Import wurden deutlich zurückgefahren.

Die Angst vor dem Schweine-Zyklus

Sollte sich nun der Handel aus kaufmännischer Vorsicht bei den Bestellungen für das kommende Jahr zurückhalten, droht ein sogenannter Schweine-Zyklus: Das reduzierte Angebot könnte der stabilen Nachfrage nicht entsprechen und die Preise würden stärker steigen als eigentlich notwendig. Die Industrie will das nach den Worten Storks verhindern und mit möglichst kurzen Vorlaufzeiten flexibel auf die Anforderungen des Handels reagieren. "Der Handel wird wieder ordern", sagt dazu VSF-Geschäftsführer Uwe Wöll. Aber selbst dann dürften 2026 die Zeiten der sehr hohen Rabatte vorbei sein.

Mehr Räder als Menschen

Ein Hemmnis für den weiteren Absatz könnte die längere Haltbarkeit der verkauften Räder sein. Nach Einschätzung der Industrie halten die Akkus und damit die gesamten E-Bikes deutlich länger als erwartet und werden entsprechend erst nach durchschnittlich acht bis neun Jahren verschrottet. In der Folge ist der Bestand von E-Bikes in Deutschland im vergangenen Jahr auf 15,7 Millionen Stück angewachsen. Das sind gut drei Millionen Räder mehr als bei der Fortschreibung früherer Prognosen seit dem Jahr 2014 angenommen wurde.

Längst gibt es in Deutschland einschließlich der unmotorisierten Varianten mehr Fahrräder (88,7 Mio) als Menschen (83,6 Mio). Industrievertreter Stork bleibt aber optimistisch, die Pro-Kopf-Quote auf den niederländischen Wert von 1,3 steigern zu können. Dazu sollen nach Meinung des Verbands auch die milliardenschweren Investitionen in die Infrastruktur beitragen, die von der kommenden Bundesregierung geplant werden. Bessere Radverkehrsbedingungen im Alltag und in der Freizeit gehörten zu den Investitionen, die am schnellsten umgesetzt werden könnten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Wall Street kapituliert vor Krypto: Coinbase knackt den S&P 500
28.05.2025

Bitcoin steigt, Coinbase stürmt in den S&P 500 – und die Wall Street macht plötzlich auf Krypto. Doch ist das der Durchbruch oder nur...

DWN
Politik
Politik Grönland stellt den Westen kalt: "China wartet schon"
28.05.2025

Grönland droht dem Westen offen mit einem Schulterschluss mit China – aus Frust über mangelnde Investitionen in seine Rohstoffe. Der...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tesla stürzt ab, China übernimmt – Litauen wird zum Diesel-Paradies Europas
28.05.2025

Während Tesla in Europa dramatisch Marktanteile verliert und chinesische Hersteller wie BYD das Steuer übernehmen, feiert Litauen ein...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Nur schwache Frühjahrsbelebung auf dem Arbeitsmarkt
28.05.2025

Die Frühjahrsbelebung am deutschen Arbeitsmarkt ist in diesem Jahr fast ausgeblieben – trotz saisonaler Impulse. Fachkräftemangel,...

DWN
Politik
Politik Deutschlands Milliarden-Trick: Subventionen trotz EU-Verbot?
28.05.2025

Berlin will energieintensive Konzerne mit Milliarden entlasten – und pfeift dabei auf EU-Regeln. Ist das wirtschaftliche Notwehr oder ein...

DWN
Immobilien
Immobilien Vorsicht vor Trickbetrügern: So schützen sich Wohnungssuchende vor Mietbetrug
28.05.2025

Der deutsche Wohnungsmarkt ist angespannter denn je. Das zieht Opportunisten an, welche die verzweifelte Suche nach Mietwohnungen...

DWN
Finanzen
Finanzen Rentenversicherung gegen Einmalbeitrag: Lohnt sich eine Sofortrente?
28.05.2025

Immer mehr Menschen sorgen sich darum, ob das aktuelle deutsche Rentensystem in Zukunft überhaupt noch tragbar ist. Fest steht: Die...

DWN
Politik
Politik Kiew darf zuschlagen: Merz gibt grünes Licht für Angriffe auf Russland
28.05.2025

Westliche Zurückhaltung war gestern: Deutschland, Frankreich, die USA und Großbritannien erlauben der Ukraine nun den Einsatz gelieferter...