Technologie

Lithium-Boom in Sachsen: entdecktes Vorkommen reicht für 800.000 E-Autos

Nicht nur Milliarden-Investitionen und Hunderte neue Jobs: Fällt der Goldrausch im Erzgebirge noch größer aus als gedacht? In Zinnwald soll unter Tage viel mehr Lithium gefördert werden als ursprünglich erhofft. Doch die EU und Klimaaktivisten üben Kritik am geplanten Abbau.
06.04.2025 11:08
Lesezeit: 2 min
Lithium-Boom in Sachsen: entdecktes Vorkommen reicht für 800.000 E-Autos
Drittgrößtes Lithiumprojekt in Europa: Lithium-Boom in Sachsen schafft bis 1200 neue Jobs. (Foto: dpa) Foto: Robert Michael

Im Jahr 2017 hatten Bergleute direkt unter dem Besucherbergwerk in Zinnwald den Schatz entdeckt. Dann hatten 2022 Probebohrungen noch viel höhere Vorkommen des für die Automobil-Industrie wichtigen Rohstoffes ergeben als vermutet. Das hat sich nun bestätigt und das Projekt nimmt immer größere Dimensionen an.

Bergbau: Untertagemine für Lithium in Zinnwald für 2030 angepeilt

In Zinnwald, einem Ortsteil der Stadt Altenberg im Osterzgebirge, soll ab 2030 Lithium gefördert werden. Wie der Evangelische Pressedienst mitteilte, hat eine Machbarkeitsstudie ergeben, dass der Abbau des seltenen Leichtmetalls technisch möglich und wirtschaftlich rentabel sei. Danach könnte ab 2030 der Leichtmetall-Rohstoff aus Tiefen von bis zu 400 Metern in Sachsen aus dem Berg geholt werden.

Das Vorhaben sei demnach das drittgrößte Lithiumprojekt in Europa und für Deutschland strategisch bedeutend, sagt der Abbaukonzern. Lithium ist ein Schlüsselrohstoff für die Herstellung von Akkumulatoren für Elektrofahrzeuge, aber auch für kleinere Geräte wie zum Beispiel Smartphones.

Erschließungskosten von rund einer Milliarde Euro

Nach Angaben des Geschäftsführers der Zinnwald Lithium GmbH, Marko Uhlig, soll der Abbau des begehrten Rohstoffs „oberflächenschonend“ in einer Tiefe von etwa 100 bis 400 Meter unter der Ortschaft erfolgen. Die Produktionsanlage soll mit Energie aus erneuerbaren Quellen betrieben werden. Die Erschließung werde Uhlig zufolge etwa eine Milliarde Euro kosten.

Bisher war von 70 bis 80 Bergleuten die Rede, die das Lithium umweltverträglich fördern sollen, doch es können leicht 300–400 werden. Inklusive Zulieferfirmen könnten damit rund 1200 Jobs geschaffen werden, wie Lithium GmbH-Chef Marko Uhlig der Freien Presse vorrechnete.

Bis zu 18.000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr

Neun Kilometer vom Stollen entfernt soll auf einem Feld beim Ortsteil Liebenau, nahe der Anschlussstelle der A17 Dresden-Prag, eine Aufbereitungsanlage entstehen. In der Aufbereitungsanlage sollen mit einem alkalischen Verfahren bis zu 18.000 Tonnen batterietaugliches Lithiumhydroxid pro Jahr gewonnen werden. Damit ließen sich nach Angaben der Zinnwald Lithium GmbH etwa 800.000 Elektrofahrzeuge mit Akkus ausstatten.

Das Bergwerk auf deutscher Seite im Osterzgebirge könne etwa 70 Jahre lang betrieben werden, hieß es. Zudem gebe es ein noch größeres Lithiumvorkommen auf tschechischer Seite. Uhlig bezeichnete den Lithiumabbau als „nachhaltig, störungs- und risikoarm“.

EU: Bedenken und Kritik

Der Einschätzung des abbauwilligen Unternehmens folgt die Europäische Union nicht. Für sie ist der Abbau von Lithium im Erzgebirge strategisch nicht wichtig. Auch Anwohner und eine Bürgerinitiative hegen Bedenken, dass am Ende sie die Umwelt- und Lärmbelästigungen zu tragen haben, während der Aktienkonzern den Bodenschatz aus der Region hole und Gewinne ins Ausland abflössen.

Die Bürgerinitiative Bärenstein befürchtet, dass das Projekt deutlich größer wird als ursprünglich geplant. „2019 wurde gefragt, ob der Bergbau von einer halben Million Tonne möglich wäre. Zwischenzeitlich waren es 1,5 Millionen Tonnen, nun reden wir von drei Millionen Tonnen“, sagte der Initiativ-Sprecher Malte Eismann MDR SACHSEN. Hinzu kämen Sorgen vor Umweltschäden durch die geplante Industrieansiedlung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Miete bald unbezahlbar? Mehr als die Hälfte des Gehalts für die Miete
23.06.2025

Als Mieter müssen viele Menschen mittlerweile mehr als die Hälfte ihres Einkommens für ihre Bleibe bezahlen. Wie eine repräsentative...

DWN
Politik
Politik Rückkehr der Wehrpflicht in Deutschland: Nato-Ziele nur mit Pflicht zum Wehrdienst möglich
22.06.2025

Die Nato drängt: „Um der Bedrohung durch Russland zu begegnen“, hat die Nato ein großes Aufrüstungsprogramm beschlossen. Doch wie...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stellenabbau: Deutsche Industrie verliert in nur einem Jahr 100.000 Arbeitsplätze
22.06.2025

Die desaströse Wirtschaftspolitik der letzten Jahre führt in der Konsequenz zu immer mehr Stellenabbau in der deutschen Industrie. Vor...

DWN
Finanzen
Finanzen Milliardenschwere Anleger schwenken um: Keine Rezession in Sicht
22.06.2025

Milliardenschwere Fondsmanager halten eine globale Rezession inzwischen für höchst unwahrscheinlich. Dennoch dominieren Unsicherheit und...

DWN
Immobilien
Immobilien Hamburger Westfield-Überseequartier: Ist das die Renaissance der Shopping-Malls?
22.06.2025

In Hamburg hat ein gigantisches Einkaufszentrum auf 419.000 Quadratmetern eröffnet. Ein Tor, wer dabei nur an Shopping denkt. Der...

DWN
Finanzen
Finanzen Home Bias: Warum Anleger oft falsch investieren
22.06.2025

Home Bias ist die Neigung von Anlegern, im eigenen Land oder Währungsraum zu investieren. Immer wieder wird gesagt, dass deutschen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mein Job, dein Job: Jobsharing als Arbeitsmodell der Zukunft?
22.06.2025

Aufgrund gesteigerter Ansprüche von Arbeitnehmern und zunehmendem Fachkräftemangel müssen Unternehmen kreativ werden, was...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mahnlauf statt Innovation: Wie Zahlungsausfälle die Wirtschaft bremsen
22.06.2025

Zahlungsverzögerungen belasten Europas Unternehmen massiv. Jeder zweite Betrieb rechnet mit Kundeninsolvenzen – Investitionen und...