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Glasindustrie wird Opfer der Energiewende: Traditionsbetrieb Glashütte Freital insolvent

Traditionsbetrieb vor dem Aus: Nach 223 Jahren könnte eine sächsische Glasmanufaktur ihre Produktion einstellen. Die hohen Produktionskosten und die CO₂-Abgaben bedrohen den Fortbestand. Der Insolvenzverwalter muss Personal entlassen. Wieder ein Unternehmen, dass den horrenden Energiekosten zum Opfer fällt.
11.03.2025 06:08
Aktualisiert: 11.03.2025 20:49
Lesezeit: 2 min
Glasindustrie wird Opfer der Energiewende: Traditionsbetrieb Glashütte Freital insolvent
Glashütte Freital GmbH vor dem Aus – sie hat 2 Weltkriege und die sozialistische Planwirtschaft überlebt, aber nicht die Energiewende. (Foto: dpa) Foto: Martin Schutt

Der Traditionsbetrieb Glashütte Freital aus Sachsen ist aufgrund der hohen Energiekosten, der enormen CO₂-Abgaben und schwankender Marktpreise in Schwierigkeiten geraten.

Wirtschaftliche Schieflage: Glashütte Freital ist insolvent

Freitals ältester Industriebetrieb hat lange den wirtschaftlichen Schwierigkeiten getrotzt, doch nun ist es amtlich: Am 26. Februar musste das Unternehmen Insolvenz anmelden. Das teilte der eingesetzte Sanierungsberater Matthias Rönsch mit. „Am 21. Februar sind Gespräche mit den Banken über eine Finanzierung geplatzt“, berichtete Rönsch.

Das Management will das Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung abwickeln und die Firma mit derzeit 125 Mitarbeitern durch einem Sanierungsplan retten. Rund 40 Arbeitsplätze sollen wegfallen. Das Unternehmen hat mit schwankenden Marktpreisen und hohen Energiekosten zu kämpfen. Zuerst hatte die Morgenpost Dresden darüber berichtet.

Unternehmensursprünge vor 223 Jahren

Die Glashütte Freital ist nach eigenen Angaben eine „der kleinsten Glashütten Deutschlands“, die als Königliche Friedrich-Hütte in Döhlen bei Freital 1802 gegründet wurde. Sie produziert Flaschen und Gläser für den Alltagsgebrauch. Auf der Homepage sucht das Unternehmen weiterhin Lehrlinge und Industriemechaniker.

Glasindustrie in der Krise

Auch andernorts hat die Glasindustrie Probleme: Im Glaswerk Drebkau im Niedersorbischen, kurz hinter der Landesgrenze Sachsens im Spree-Neiße-Kreis, läuft am Freitag die Kurzarbeit aus. Der Mutterkonzern Ardagh will nach Gewerkschaftsangaben das Werk schließen, 163 Mitarbeiter könnten ihre Arbeit verlieren, berichtet der RBB. Erst im Januar hatte der um seine Glaswerke in Drebkau und Tschernitz bangende Landrat des Spree-Neiße-Kreises, Harald Altekrüger (69, CDU), einen Brandbrief an die Bundesregierung geschrieben.

Deutsche Kleinserien-Hersteller wie Freital könnten angesichts der horrenden Energiepreise hierzulande diese Preisentwicklung nicht mitgehen, so der Insider. In den deutschen Glas-Markt drängen jetzt immer mehr Anbieter aus Frankreich, die mit billigem Atomstrom produzieren, auch aus Polen und der Türkei.

Historische Glasproduktion in Gefahr

Gegründet als Königliche Friedrich-Hütte, hat das Unternehmen zahlreiche Herausforderungen überstanden. Zwei Weltkriege und die sozialistische Planwirtschaft konnten der Glasproduktion nichts anhaben. Doch nun bringt die aktuelle Wirtschafts- und Energiepolitik den Traditionsbetrieb an seine Grenzen.

Viele bekannte Marken setzen auf Glas aus Freital. Wackerbarth-Sekt, Heide-Fruchtsaft und Nudossi-Creme werden in diesen Behältern abgefüllt. Doch wenn keine Lösung gefunden wird, könnte diese Tradition bald enden.

Sanierungsplan und drohender Stellenabbau

Die Geschäftsleitung informierte die Belegschaft über den Insolvenzantrag. Ziel sei eine Sanierung in Eigenverwaltung. Trotz der schwierigen Lage soll die Glasproduktion vorerst weiterlaufen. Dennoch scheint ein massiver Stellenabbau unvermeidlich.

Interne Quellen berichten, dass das Management einen strikten Sanierungsplan verfolgt. Noch sind rund 130 Mitarbeiter in der Glasfabrik tätig. Doch ohne einschneidende Maßnahmen könnte der Betrieb nicht mehr lange aufrechterhalten werden. Eine offizielle Stellungnahme der Unternehmensleitung ist angekündigt.

Hohe Energiekosten als Belastung

In einem Schreiben an Lieferanten heißt es: „Die Entwicklung am Markt und die aktuellen Bedingungen haben dazu geführt, dass die Einnahmen zur Bezahlung aller produktionsbedingten Kosten, Finanzierungskosten und sonstigen Verbindlichkeiten nicht ausreichen …“

Besonders die hohen Energiekosten setzen der Glasfabrik zu. Glasschmelze, Feeder und Kühlöfen verbrauchen enorme Mengen an Energie. Allein für die Schmelzwanne musste eine CO₂-Abgabe von rund einer Viertelmillion Euro entrichtet werden. Hinzu kamen hohe Netzentgelte in fünfstelliger Höhe.

Neben den gestiegenen Energiekosten hat den Freitaler Glaswerkern auch ein Preisverfall das Genick gebrochen: Nachdem auch große Anbieter wie etwa der US-Glas-Multi Owens-Illinois wegen schwächelnder Nachfrage Schmelzwannen in Europa stilllegen mussten, habe es einen Preiskampf gegeben, berichtet ein Branchen-Insider.

Glashütte Freital: Hoffnung dank Edeka?

Zum lebenserhaltenden Hoffnungsschimmer für Freital könnte Edeka werden: Wie aus der Belegschaft zu erfahren war, ist das Management seit Längerem in Verhandlungen mit dem Handelskonzern – es geht um die Herstellung von Glasverpackungen für Edeka-Eigenmarken. Da aber bis heute noch keine Prototypen angefertigt wurden, befürchten die Mitarbeiter, dass sich der Handelsriese inzwischen einen preiswerteren Anbieter an Bord geholt haben könnte.

Zukunft ungewiss

Wie es weitergeht, bleibt offen. Eine Sanierung könnte das Unternehmen retten, doch die Einschnitte dürften gravierend sein. Hohe Energiekosten und wirtschaftliche Unsicherheiten belasten die gesamte Branche. Ob die Glashütte Freital eine Lösung findet, entscheidet sich in den kommenden Wochen.

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Mirell Bellmann

Mirell Bellmann schreibt als Redakteurin bei den DWN über Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Zuvor arbeitete sie für Servus TV und den Deutschen Bundestag.

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