Weltreisende überdenken ihre Urlaubspläne in den USA
Nur wenige Wochen nach dem erneuten Amtsantritt von Präsident Donald Trump zeigen sich erste gravierende Auswirkungen seiner kompromisslosen Grenzpolitik: Die Zahl der internationalen Besucher in den Vereinigten Staaten bricht drastisch ein. Der Grund: Eine wachsende Zahl an Vorfällen, bei denen ausländische Reisende – darunter Geschäftsleute, Künstler und Wissenschaftler – ohne klare Begründung stunden-, tage- oder gar wochenlang an US-Grenzen festgehalten wurden. Betroffen sind nicht etwa mutmaßliche Kriminelle – sondern auch unbescholtene Staatsbürger aus langjährigen US-Partnerstaaten wie Deutschland, Frankreich und Kanada.
Die Botschaft, die von den neuen Maßnahmen ausgeht, ist klar: Die Vereinigten Staaten sind kein offenes Land mehr – nicht einmal für Freunde.
Internationale Entrüstung – und wirtschaftlicher Schaden
Laut einem aktuellen Bericht von OAG Aviation Worldwide sind kanadische Flugbuchungen in die USA im Vergleich zum Vorjahr um 70 Prozent eingebrochen. Die Reaktion auf Trumps angedrohte Zollmaßnahmen gegenüber Kanada und seine provokative Bemerkung, Kanada solle der „51. Bundesstaat“ der USA werden, ist ebenso spürbar wie die persönliche Betroffenheit vieler Reisender.
Auch aus Europa wird signalisiert: So nicht. Der Chef der französischen Hotelgruppe Accor SA, Sébastien Bazin, berichtet von einem Rückgang der US-Buchungen um 25 Prozent. „Der schlechte Ruf macht sich bemerkbar“, so Bazin gegenüber Bloomberg. Und es bleibt nicht beim Image-Schaden: Laut Tourism Economics droht der US-Wirtschaft allein im Jahr 2025 ein Verlust von 9 Milliarden Dollar an touristischen Einnahmen – als direkte Folge der neuen Grenzpolitik.
Einzelfälle? Oder System?
Offizielle Stellen wie US Customs and Border Protection (CBP) betonen, dass „legale Reisende nichts zu befürchten haben“. Doch die Realität zeigt ein anderes Bild. Immer mehr Fälle werden öffentlich, in denen internationale Gäste inhaftiert, verhört und abgeschoben wurden – ohne gerichtlichen Beschluss, ohne Möglichkeit zur Kommunikation.
Beispiel: Jessica Brösche, eine Tätowiererin aus Berlin, wurde auf dem Weg zu einer Kunstmesse in Los Angeles für mehrere Wochen inhaftiert – wegen angeblicher Schwarzarbeit bei einem früheren Besuch. Oder die kanadische Schauspielerin Jasmine Mooney, die trotz korrekter Unterlagen festgenommen und in ein US-Gefängnis überstellt wurde. Sie spricht von „Entmenschlichung“, von einem Gefühl „wie gekidnappt“.
Die Rolle der privaten Gefängniskonzerne
Besonders brisant: Die Unterbringung vieler dieser Festgenommenen erfolgt in Einrichtungen privater Gefängniskonzerne wie CoreCivic und GEO Group, deren Profit direkt von der Anzahl der Inhaftierten abhängt. Obwohl die Unternehmen betonen, keine rechtliche Verantwortung für die Festnahmen zu tragen, zeigen interne Investorengespräche eine andere Sprache. GEO erklärte jüngst gegenüber Anlegern, man rechne unter Trump mit „beispielloser operativer Aktivität“. Der wirtschaftliche Anreiz zur massenhaften Inhaftierung scheint gegeben.
Ein Warnsignal an die Welt
Diplomaten sprechen hinter vorgehaltener Hand von einer „bewussten Abschreckungsstrategie“. Es gehe darum, ein Signal zu senden – an potenzielle Migranten, aber auch an traditionelle Verbündete: Wer in die USA einreisen will, muss sich künftig gefallen lassen, wie ein potenzieller Verbrecher behandelt zu werden.
Der US-Einwanderungsanwalt Jacob Sapochnick bringt es auf den Punkt: „Früher wurde man bei Problemen einfach zurückgeschickt. Heute wird man ohne Worte inhaftiert – und erfährt erst später, dass man zur Abschiebung vorgesehen ist.“
Politisches Kalkül – ökonomisches Eigentor
Der politische Nutzen dieser Entwicklung ist klar: Präsident Trump kann seinen Wählern präsentieren, dass er handelt – kompromisslos, entschlossen, ohne Rücksicht auf diplomatische Befindlichkeiten. Doch der Preis dafür ist hoch: Der einst florierende US-Tourismusmarkt, der laut offiziellen Angaben 9,5 Millionen Arbeitsplätze sicherte und 2022 über 1,3 Billionen Dollar zur Wirtschaftsleistung beitrug, droht zu erodieren.
Analysten erwarten frühestens 2029 eine Rückkehr zur Normalität im internationalen Reiseverkehr – ein verlorenes Jahrzehnt, das auch Großereignisse wie die Fußball-WM 2026 oder die Olympischen Spiele 2028 in Los Angeles belasten könnte.
Fazit: Amerika schottet sich ab – und verliert
Die Vereinigten Staaten unter Donald Trump senden eine Botschaft der Abschreckung – nicht nur an illegale Einwanderer, sondern an die Welt. Die Folgen sind bereits spürbar: Vertrauensverlust, Umsatzeinbrüche, diplomatische Spannungen. Was als innenpolitische Stärke verkauft wird, entwickelt sich zur internationalen Schwäche. Und während Trump die Zölle erhöht und die Grenzen schließt, verliert Amerika – Besucher, Freunde und Milliarden.
Die Frage bleibt: Wer wird in Zukunft noch kommen – wenn die Einreise in die USA zum unkalkulierbaren Risiko wird?