Wirtschaft

USA dominieren globalen Pharmamarkt: Milliardenschwere Investition von Pharmariese Novartis - Exodus für Europa?

Amerika gewinnt, Europa verliert: Die USA werden zunehmend zum globalen Zentrum pharmazeutischer Produktion. Der Schweizer Pharmakonzern Novartis kündigt eine milliardenschwere Investition an: In den kommenden fünf Jahren sollen 23 Milliarden US-Dollar in den Ausbau und Neubau von Produktionsanlagen auf amerikanischem Boden fließen.
14.04.2025 16:11
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Strategische Investitionen in den USA

Die Ankündigung, über die das auf die Pharmaindustrie spezialisierte Portal Fierce Pharma berichtet, ist Teil einer bemerkenswerten Entwicklung: Immer mehr internationale Konzerne richten ihre strategischen Investitionen verstärkt auf die USA aus. Vorausgegangen waren bereits ähnliche Entscheidungen der US-Branchenriesen Eli Lilly (27 Milliarden Dollar) und Johnson & Johnson (55 Milliarden Dollar).

Die Motive für diesen massiven Investitionsschub sind vielschichtig – doch ein Faktor sticht hervor: Die wirtschaftspolitische Unsicherheit und die drohenden Strafzölle unter der zweiten Amtszeit von Donald Trump. Bereits während seines ersten Mandats hatte Trump mit Zöllen auf Arzneimittelimporte gedroht. Nun scheint diese Drohung – trotz bislang nur inkonsequenter Umsetzung – Wirkung zu zeigen.

Produktion für den US-Markt – in den USA

Laut Unternehmensangaben betreibt Novartis bereits heute bedeutende Teile seiner Arzneimittelproduktion in den Vereinigten Staaten – insbesondere in den wachstumsstarken Bereichen Zell- und Gentherapie, Strahlenmedizin und innovative RNA-Technologien wie der siRNA-Therapie. Mit der neuen Investitionsoffensive sollen insbesondere die Kapazitäten in der Onkologie, Immunologie und Neurowissenschaften massiv ausgebaut werden.

Die Investitionen umfassen den Neubau sowie die Erweiterung von zehn hochmodernen Anlagen, verteilt über mehrere Bundesstaaten. Novartis betont, dass die USA nicht nur ein strategisch wichtiger Absatzmarkt seien, sondern auch zunehmend als Produktionsstandort für den Export an Bedeutung gewinnen.

Politischer Druck wirkt – auch auf internationale Konzerne

Dass ein Schweizer Konzern wie Novartis nun mit einem derart gewaltigen Kapitalaufwand in den USA investiert, zeigt deutlich: Die neuen wirtschaftspolitischen Realitäten in Washington haben das strategische Verhalten der Industrie weltweit verändert.

Der neue Protektionismus der Vereinigten Staaten – unter Trump nicht nur angekündigt, sondern zunehmend in konkrete Maßnahmen gegossen – zwingt internationale Konzerne dazu, sich neu zu positionieren. Die Aussicht auf Zölle, regulatorische Barrieren und eine "America First"-Politik mit nationalem Fokus in der Gesundheitsversorgung treibt Unternehmen dazu, sich auf amerikanischem Boden abzusichern.

Ein gefährlicher Präzedenzfall für Europa

Die Entwicklung wirft auch ein Schlaglicht auf die fehlende Industriepolitik der Europäischen Union. Während die USA mit steuerlichen Anreizen, regulatorischer Bevorzugung und – nicht zuletzt – politischem Druck zunehmend pharmazeutische Produktionskapazitäten an sich binden, wirkt Europa in dieser Hinsicht zunehmend abgehängt. Experten warnen: Der Exodus pharmazeutischer Produktion könnte langfristig Versorgungsrisiken für europäische Gesundheitssysteme mit sich bringen – insbesondere im Krisenfall.

Fazit: Amerika gewinnt, Europa verliert

Die Entscheidung von Novartis ist kein Einzelfall, sondern Teil einer tektonischen Verschiebung der globalen Produktionsströme. Die USA ziehen mit aggressiven Mitteln immer mehr strategische Industriezweige an sich – von der Halbleiterfertigung über die Batterieproduktion bis hin zur Pharmabranche. Europa steht dabei zunehmend am Rand und droht, zum reinen Absatzmarkt für global agierende Konzerne zu verkommen.

Während Washington Standortpolitik betreibt, diskutiert Brüssel weiter über Regulierungsfragen – mit möglicherweise fatalen Folgen für die europäische Wettbewerbsfähigkeit.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Politik
Politik Bürgergeld: Merz will zehn Prozent der Ausgaben reduzieren
02.09.2025

Bundeskanzler Friedrich Merz fordert Einsparungen beim Bürgergeld – konkret zehn Prozent. Diese Milliardenkürzung sorgt für heftige...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tupperware-Neustart in fünf europäischen Märkten
02.09.2025

Tupperware-Neustart mit dem französischen Investor Cédric Meston: Der Frischhaltedosenspezialist wagt den mutigen Schritt, das Geschäft...

DWN
Finanzen
Finanzen Goldpreis erklimmt neues Rekordhoch: Anleger setzen auf Zinssenkungen – was kommt jetzt?
02.09.2025

Der Goldpreis hat ein neues Rekordhoch erreicht und dabei erstmals die Marke von 3.500 Dollar überschritten. Anleger hoffen auf...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen im Abwärtsstrudel: Nasdaq 100 und Anleihemärkte belasten Stimmung
02.09.2025

Die US-Börsen geraten ins Wanken: Steigende Anleiherenditen, schwächelnde Tech-Riesen und politische Unsicherheiten setzen Anleger unter...

DWN
Politik
Politik Flugzeug mit Ursula von der Leyen betroffen von GPS-Störung – Russland im Fokus
02.09.2025

Ein ungewöhnlicher Zwischenfall sorgt für Aufsehen: Ein Flugzeug mit Ursula von der Leyen an Bord gerät ins Visier einer mutmaßlich...

DWN
Finanzen
Finanzen SMA Solar-Aktie stürzt nach Gewinnwarnung ab – drohen weitere Probleme?
02.09.2025

Die SMA Solar-Aktie steht massiv unter Druck: Nach einer überraschenden Gewinnwarnung brechen die Kurse zweistellig ein. Anleger fragen...

DWN
Finanzen
Finanzen Europa: Anleihenmarkt vor Umbruch – niederländische Rentenreform treibt Renditen langfristiger Anleihen nach oben
02.09.2025

Die niederländische Rentenreform droht, den europäischen Anleihenmarkt mit einer Welle von zwei Billionen Euro auf den Kopf zu stellen....

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Kurs unter Druck: Anleger zwischen Zinssorgen und Handelsstreitigkeiten
02.09.2025

Der DAX-Kurs fällt deutlich zurück und die Stimmung an der Frankfurter Börse kippt. Anleger fürchten steigende Zinsen, Inflation und...