Panorama

Pandemievertrag: Wie die WHO besser auf Gesundheitskrisen reagieren will

Der neue Pandemievertrag soll globale Gesundheitskrisen künftig besser eindämmen. Doch wie wirksam ist er wirklich – und was steht noch offen? Ein Blick auf Chancen und Streitpunkte.
24.05.2025 07:19
Lesezeit: 2 min
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Pandemievertrag: WHO zieht Lehren aus der Corona-Pandemie

Krisen wie bei der Corona-Pandemie sollen künftig vermieden werden. Über 190 Staaten haben sich nun auf einen neuen Pandemievertrag geeinigt. Doch einige Punkte bleiben bislang ungeklärt.

Die Staatengemeinschaft will Szenarien wie während der Corona-Pandemie mit einem internationalen Pandemievertrag künftig besser bewältigen. In Genf haben die Mitgliedsstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) diesen Pandemievertrag offiziell beschlossen. Laut WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus ist die nächste globale Bedrohung nur eine Frage der Zeit: "Die nächste Pandemie ist keine Frage des 'ob', sondern des 'wann'." Die wichtigsten Informationen zum neuen Abkommen:

Welche Änderungen bringt der Pandemievertrag konkret?

Vorsorge

Staaten sagen zu, ihre Gesundheitssysteme zu verbessern und Krankheitsausbrüche im Tierreich schneller zu erkennen. Ziel ist es, neue Erreger im Ansatz zu stoppen.

Versorgungssicherheit

Alle Länder sollen gleichberechtigten Zugang zu Schutzkleidung, Impfstoffen und Medikamenten erhalten. Vorrangig wird medizinisches Personal beliefert.

Technologieaustausch

Pharmakonzerne sollen ihr Wissen offenlegen, um die Herstellung von Impfstoffen und Arzneien auch in Entwicklungsländern zu ermöglichen.

Forschung und Entwicklung

Genetische Informationen über Erreger – also Viren, Bakterien oder andere Krankheitserreger – sollen für die Medikamenten- und Impfstoffentwicklung frei nutzbar sein. Im Gegenzug verpflichtet der Pandemievertrag Unternehmen dazu, der WHO zehn Prozent der Produktion für ärmere Staaten zu spenden und weitere zehn Prozent zu günstigen Konditionen bereitzustellen – ein Modell namens Pabs-System.

WHO-Pandemievertrag: Wurden alle Ziele erreicht?

Im Grundsatz ja – allerdings mussten während der über drei Jahre andauernden Verhandlungen viele Zugeständnisse gemacht werden. Die EU-Staaten drängten etwa auf striktere Präventionsvorgaben: Sie wollten, dass Infektionen bei Tieren enger überwacht werden, da Krankheitserreger von Tieren auf Menschen überspringen können. Entwicklungsländer hingegen verwiesen auf die enormen finanziellen Belastungen. Die afrikanischen Staaten hätten sich strengere Regeln für das Pabs-System, den Technologietransfer und konkrete Finanzhilfen zur Verbesserung der Gesundheitssysteme gewünscht.

Warum wird der Pandemievertrag von Kritikern abgelehnt?

Populistische Gruppen verbreiten online Theorien, wonach die WHO künftig autoritäre Maßnahmen bei neuen Pandemien durchsetzen könnte. Auch die konservative Schweizer "Weltwoche" kritisiert den Vertrag scharf: "Die WHO würde mit dem neuen Vertragswerk faktisch zur mächtigsten Behörde der Welt, zu einer Behörde, die über den Ausnahmezustand entscheidet", heißt es dort.

Das ist jedoch unrichtig. Artikel 22 des Pandemievertrags legt klar fest, dass weder die WHO noch deren Generaldirektor nationale Maßnahmen wie Lockdowns, Impfpflichten, Reiseverbote oder sonstige Einschränkungen verfügen dürfen. Der Pandemievertrag ist nur für Staaten bindend, die ihn ratifizieren. Zudem sind keine Sanktionen vorgesehen, wenn einzelne Länder ihren Verpflichtungen nicht nachkommen.

Wie geht es mit dem Pandemievertrag weiter?

Die Details zum Pabs-System wurden in einen separaten Anhang ausgelagert, dessen Inhalte noch verhandelt werden. Dieser Prozess könnte bis zu einem Jahr dauern. Erst danach kann der Pandemievertrag den Regierungen zur Ratifizierung übergeben werden. Er tritt in Kraft, sobald 60 Staaten ihn angenommen haben. Von den derzeit 194 WHO-Mitgliedern haben jedoch die USA und Argentinien bereits ihren Austritt erklärt.

Welche Fehler machte die Welt bei der Corona-Pandemie?

Als sich das Virus Sars-Cov-2 im Jahr 2020 weltweit ausbreitete, griff vielerorts Panik um sich. Schutzausrüstung war knapp. Länder gerieten in Streit um Lieferungen, verhängten Exportverbote – auch Deutschland. Als Impfstoffe endlich verfügbar waren, hamsterten viele Staaten Impfdosen. Die USA und Indien unterbrachen sämtliche Lieferungen ins Ausland. Während in reichen Ländern bereits die dritte Dosis verabreicht wurde, warteten viele Menschen in ärmeren Regionen noch auf die erste Impfung.

Das Resultat: Rund 36 Millionen Todesfälle weltweit – entweder durch direkte Infektion oder aufgrund fehlender Behandlungen anderer Krankheiten während der Pandemie. Die globale Wirtschaft stürzte ab, Millionen kleine Betriebe gingen bankrott.

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