Merz in Skandinavien: Achte Station seiner Amtszeit
Finnland zählt normalerweise nicht zu den ersten Zielen eines neuen Kanzlers. Doch der Nordische Gipfel verschafft Merz in Finnland die Gelegenheit, gleich fünf Nato-Partner auf einmal kennenzulernen. Norwegen, Dänemark und Island sind bereits länger Mitglieder des Verteidigungsbündnisses. Finnland und Schweden traten dem Bündnis nach der russischen Invasion in der Ukraine bei.
Russlands Bedrohung dürfte in Turku beim Nordischen Gipfel das dominierende Thema sein. Für Finnland ist sie besonders greifbar – das Land teilt eine 1.340 Kilometer lange Grenze mit Russland. Jüngst berichteten Medien über russische Truppenverstärkungen in Grenznähe. Der Sender SVT aus Schweden zeigte Satellitenbilder mit neu errichteten Lagerhallen, einem großen Zeltlager auf einem Militärstützpunkt und einer wieder genutzten Luftwaffenbasis.
Enge Verbündete der Ukraine
Die schleppenden Bemühungen um ein Ende des Krieges gegen die Ukraine stehen ebenfalls auf der Agenda. Die Länder des Nordischen Gipfels gehören zu den verlässlichsten Unterstützern der Ukraine. Besonders der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat ein gutes Verhältnis zu Dänemarks Premierministerin Mette Frederiksen. Dänemark war eines der ersten Länder, das der Ukraine F-16-Kampfjets überließ. Die nordischen Länder stimmen ihre Hilfen oft mit den baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen ab.
Am Nordischen Gipfel beteiligen sich auch Regierungschefs der autonomen Regionen Grönland, Färöer (beide Dänemark) und Åland (Finnland). Die Diskussion um Grönland, angestoßen von US-Präsident Donald Trump, hat zuletzt an Schärfe verloren. Dennoch bleibt seine Absicht bestehen, die größte Insel der Welt aus sicherheitspolitischen Gründen unter US-Kontrolle zu bringen. Auch dieses Thema könnte auf dem Nordischen Gipfel besprochen werden.
Merz in Finnland: Gespräche mit Stubb und Orpo
Merz bleibt über Nacht in Finnland und wird am Dienstag bilaterale Gespräche führen – unter anderem mit Ministerpräsident Petteri Orpo sowie Präsident Alexander Stubb. Das Treffen in Stubbs Sommerresidenz dürfte für Merz in Skandinavien von besonderem Interesse sein. Stubb ist einer der wenigen europäischen Staatschefs mit gutem Draht zu Trump. Er besuchte den US-Präsidenten sogar in Mar-a-Lago zum Golfen und könnte Merz in Skandinavien wertvolle Hinweise für dessen bevorstehenden Besuch im Weißen Haus geben.