Unternehmen

Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard

Der Anwalt Jaffé ist seit fünf Jahren mit der Sicherung des übrig gebliebenen Vermögens beschäftigt. Er fand nach eigenen Angaben im Sommer 2020 nach dem Kollaps des Dax-Konzerns keine profitablen Geschäfte vor, sondern ein Unternehmen, das pro Woche zehn Millionen Euro verbrannte.
11.07.2025 07:38
Lesezeit: 1 min
Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard
Ex-Vorstandschefs Braun sitzt seit fast fünf Jahren in Untersuchungshaft. Nach seiner im Prozess mehrfach vorgebrachten Darstellung war Wirecard ein profitables Unternehmen mit echten Geschäften. (Foto: dpa) Foto: Lennart Preiss

Im Münchner Wirecard-Prozess hat der Insolvenzverwalter Michael Jaffé die Zweifel an der Unschuld des früheren Vorstandschefs Markus Braun genährt. Der Anwalt Jaffé ist seit fünf Jahren mit der Sicherung des übrig gebliebenen Vermögens beschäftigt. Er fand nach eigenen Angaben im Sommer 2020 nach dem Kollaps des Dax-Konzerns keine profitablen Geschäfte vor, sondern ein Unternehmen, das pro Woche zehn Millionen Euro verbrannte.

Insolvenzverwalter: „Enorme Geldverbrennung“ bei Wirecard

„Ein Betrieb mit weltweiter Struktur und enormem Cash Burn ohne jegliche Liquidität“, sagte Jaffé als Zeuge vor dem Landgericht München I. Die Gesamtsumme der Geldverbrennung im Laufe der Jahre bezifferte Jaffé auf 1,1 Milliarden Euro.

Ex-Vorstandschefs Braun sitzt seit fast fünf Jahren in Untersuchungshaft. Nach seiner im Prozess mehrfach vorgebrachten Darstellung war Wirecard ein profitables Unternehmen mit echten Geschäften. Braun wirft seinerseits dem früheren Vertriebsvorstand Jan Marsalek und dessen Komplizen vor, Milliarden aus dem Konzern abgezweigt und auf die Seite geschafft zu haben.

Geld war „nicht vorhanden“

Jaffé hingegen sprach von „1,1 Milliarden Euro Cash Burn“ – „echtes Geld, das von den Fremdfinanzierern zur Verfügung gestellt und über die Jahre verbrannt wurde, um die Struktur aufrechtzuerhalten und zu betreiben“. Als „Fremdfinanzierer“ bezeichnete Jaffé die kreditgebenden Banken. Allein den Geldbedarf für die zehn Wochen nach dem Insolvenzantrag bezifferte Jaffé auf eine dreistellige Millionensumme. „Funding war nicht vorhanden.“ Zu Brauns Argumentation nahm der Insolvenzverwalter nicht ausdrücklich Stellung.

Seit 2020 werden 1,8 Milliarden Euro vermisst

Dass bei Wirecard in großem Umfang betrogen wurde, ist nicht strittig – die Frage ist, wer die Täter waren. Laut Anklage soll Braun maßgebliches Mitglied der Betrügerbande im Unternehmen gewesen sein. Braun hingegen sieht sich als unschuldiges Opfer der wahren Täter. Der Konzern war im Juni 2020 zusammengebrochen, weil 1,8 Milliarden Euro unauffindbar waren, die die Wirecard-Chefetage in der Konzernbilanz verbucht hatte.

Zu diesen fehlenden Geldern wurde Jaffé in den ersten Stunden seiner Zeugenvernehmung zunächst nicht gefragt. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich um Scheingeschäfte handelte und das Geld nie existierte. Braun weist das zurück.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

 

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ifo-Studie: Betriebsrat wirkt sich positiv auf die Produktivität aus
04.11.2025

Wie stark kann ein Betriebsrat die Produktivität von Unternehmen wirklich beeinflussen? Eine aktuelle Ifo-Studie liefert überraschende...

DWN
Panorama
Panorama Triage-Regel gekippt: Was die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts bedeutet
04.11.2025

Das Bundesverfassungsgericht hat die umstrittene Triage-Regel gekippt – ein Urteil mit weitreichenden Folgen für Medizin und Politik....

DWN
Politik
Politik Reformen in Europa: Wie der schleppende Fortschritt den Wettbewerb gefährdet
04.11.2025

Europa steht vor wachsenden wirtschaftlichen und geopolitischen Herausforderungen. Kann die Union unter diesen Bedingungen den Rückstand...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Kurs droht Rutsch auf tiefsten Stand seit Juni: Anleger leiden unter Risikoaversion
04.11.2025

Der Bitcoin-Kurs steht unter massivem Druck. Milliardenverluste, Panikverkäufe und makroökonomische Unsicherheiten erschüttern den...

DWN
Finanzen
Finanzen BYD-Aktie unter Druck: Chinas Autobauer mit größtem Umsatzrückgang seit Jahren
04.11.2025

BYD steht unter Druck: Der einstige Überflieger der E-Auto-Branche erlebt den größten Gewinnrückgang seit Jahren. Anleger sind...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Stahlproduktion: Studie der Hans-Böckler-Stiftung warnt vor Milliardenverlusten durch Stahlauslagerung
04.11.2025

Die mögliche Stahlauslagerung deutscher Produktionskapazitäten sorgt für Aufsehen. Eine aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung warnt...

DWN
Finanzen
Finanzen US-Börsen: So schützen sich Anleger vor einem möglichen KI-Crash an den Finanzmärkten
04.11.2025

Die US-Finanzmärkte sind in Bewegung. Technologiewerte und Entwicklungen rund um künstliche Intelligenz sorgen für Begeisterung und...

DWN
Finanzen
Finanzen Autokosten: Check zeigt steigende Preise für Versicherung, Pflege und Reparaturen
04.11.2025

Die Preise rund ums Auto steigen rasant – von Versicherung bis Wartung. Ein aktueller Autokostencheck zeigt, wie stark sich der Unterhalt...