Politik

EU-Diplomaten stellen dem Iran ein Ultimatum – mit Sanktionen

Europa erhöht den Druck auf Teheran: Sollte der Iran keine Fortschritte im Atomstreit erzielen, drohen umfassende UN-Sanktionen. Doch Teheran bleibt hart – und Deutschland ist direkt betroffen.
18.07.2025 11:07
Lesezeit: 1 min
EU-Diplomaten stellen dem Iran ein Ultimatum – mit Sanktionen
Ayatollah Ali Khamenei, der oberste Führer des Iran, lehnt eine Einschränkung des Atomprogramms ab – und bringt damit neue UN-Sanktionen in greifbare Nähe. (Foto:dpa) Foto: Iranian Supreme Leader's Office

Hochrangige EU-Diplomaten haben dem Iran am Donnerstag deutlich gemacht, dass sie bereit sind, die UN-Sanktionen wieder in Kraft zu setzen, sollte Teheran bei den Atomverhandlungen nicht vorankommen. Dies teilte das französische Außenministerium mit.

Vertreter aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und der EU machten dem iranischen Außenminister Abbas Araghchi klar, dass sie gewillt seien, den im Atomabkommen von 2015 verankerten Rückfallmechanismus zu aktivieren. Dieser würde die Wiedereinführung aller internationalen Sanktionen gegen den Iran ermöglichen, sofern bis zum Ende des Sommers keine greifbaren Fortschritte erzielt werden.

Zitiert vom französischen Außenministerium betonten die Diplomaten die „dringende Notwendigkeit“, den diplomatischen Weg wieder zu beschreiten, um eine belastbare, überprüfbare und dauerhafte Lösung für das iranische Atomprogramm zu finden.

Spannungen nach Militärschlägen nehmen zu

Die Angriffe Israels und der USA auf iranische Atomanlagen im Juni haben neue Spekulationen über die Zukunft des iranischen Nuklearprogramms ausgelöst. Das Atomabkommen von 2015, aus dem die USA unter Donald Trump einseitig ausgetreten sind, enthält eine Regelung, die eine Verlängerung von UN-Sanktionen vorsieht, sollte Teheran gegen die Auflagen verstoßen – der sogenannte Backstop-Mechanismus.

Die europäischen Unterhändler drängen auf Fortschritte bis Ende August – denn im Oktober läuft das Abkommen formal aus. Bisher haben Iran und USA fünf Gesprächsrunden absolviert, die jedoch nach dem israelischen Angriff im vergangenen Monat scheiterten. Später beteiligten sich auch die USA an den Luftschlägen.

Was bedeutet das für Deutschland?

Für Deutschland steht bei der künftigen Iran-Politik viel auf dem Spiel. Als einer der Unterzeichnerstaaten des ursprünglichen JCPOA ist Berlin direkt in die diplomatischen Prozesse eingebunden. Eine Rückkehr zu umfassenden UN-Sanktionen würde nicht nur deutsche Wirtschaftsinteressen im Iran tangieren, sondern auch die sicherheitspolitische Stabilität im Nahen Osten gefährden – mit möglichen Folgen für Energiepreise, Flüchtlingsbewegungen und regionale Konfliktdynamik. Die Bundesregierung unterstützt daher die Bemühungen um eine diplomatische Lösung, betont aber zugleich die Einhaltung internationaler Abmachungen.

Iran bleibt kompromisslos

Nach dem zwölftägigen militärischen Schlagabtausch zwischen Israel und dem Iran zeigten sich Teheran und Washington zwar bereit, die Atomgespräche wiederaufzunehmen. Doch die iranische Seite hält an ihrer Position fest: Das Recht auf die friedliche Nutzung von Atomenergie sei unverhandelbar.

Ein Berater des obersten Führers Ayatollah Ali Khamenei sagte am Montag, es werde keine neuen Verhandlungen mit den USA geben, wenn die einzige Voraussetzung sei, dass Teheran sein Urananreicherungsprogramm vollständig einstellt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen MTS Money Transfer System – Sicherheit beginnt mit Eigentum.

In Zeiten wachsender Unsicherheit und wirtschaftlicher Instabilität werden glaubwürdige Werte wieder zum entscheidenden Erfolgsfaktor....

avtor1
Marius Vaitiekūnas

Zum Autor:

Marius Vaitiekūnas ist ein ausgewiesener Experte für Geopolitik und internationale Wirtschaftsverflechtungen. Geboren 1985 in Kaunas, Litauen, schreibt er als freier Autor regelmäßig für verschiedene europäische Medien über die geopolitischen Auswirkungen internationaler Konflikte, wirtschaftlicher Machtverschiebungen und sicherheitspolitischer Entwicklungen. Seine inhaltlichen Schwerpunkte sind die globale Energiepolitik und die sicherheitspolitischen Dynamiken im osteuropäischen Raum.

DWN
Finanzen
Finanzen Rheinmetall-Aktie stabil: Trotz starker Quartalszahlen und Rekordaufträgen bleiben Risiken
06.11.2025

Rheinmetall überzeugt mit starken Quartalszahlen und rekordhohen Aufträgen – doch Lieferverzögerungen und Investitionen belasten die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Harvard-Ökonomin Claudia Goldin: Nobelpreisträgerin sieht keinen echten Fachkräftemangel in Deutschland
06.11.2025

Die Nobelpreisträgerin Claudia Goldin stellt die deutsche Debatte über den Fachkräftemangel infrage. Sie sieht nicht zu wenige...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Milliardeninvestitionen in Fernost: BASF startet Betrieb am neuen Standort in China
06.11.2025

Es ist die größte Einzelinvestition in der Geschichte von BASF: In China hat der Konzern einen neuen Verbundstandort gebaut - gegen...

DWN
Panorama
Panorama Uhrmacherhandwerk: Schwarzwälder wollen Kuckucksuhr als Kulturerbe schützen
06.11.2025

Die Kuckucksuhr feiert ihren 175. Geburtstag – doch die Branche steht vor Herausforderungen. Warum Hersteller jetzt auf mehr Schutz und...

DWN
Technologie
Technologie EU warnt: Reale Emissionen von Plug-in-Hybriden 5-mal so hoch wie angegeben
06.11.2025

Plug-in-Hybride gelten als umweltfreundliche Alternative, doch ihre realen CO₂-Emissionen liegen deutlich über den offiziellen Angaben....

DWN
Finanzen
Finanzen BMW-Aktie im Aufwind: Autobauer erzielt Gewinn wie prognostiziert – was Anleger jetzt wissen müssen
05.11.2025

Die BMW-Aktie legt deutlich zu, doch hinter den glänzenden Zahlen verbirgt sich mehr als nur ein starkes Quartal. Stabilisierung in China,...

DWN
Finanzen
Finanzen Aktien Frankfurt: DAX-Kurs schließt wieder über 24.000 Punkten – Anleger in Frankfurt atmen auf
05.11.2025

Nach einem turbulenten Wochenbeginn zeigt sich der DAX-Kurs überraschend robust. Trotz globaler Unsicherheiten und schwankender US-Daten...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Industrie im Umbruch: Produktion wächst, Aufträge und Beschäftigung sinken
05.11.2025

Die Industrie in Europa zeigt ein uneinheitliches Bild. Einige Länder steigern ihre Produktion, während andernorts Aufträge und...