Wirtschaft

Russisches Flüssigerdgas: EU steigert LNG-Importe aus Russland auf 4,5 Milliarden Euro

Die EU importiert weiterhin russisches Flüssigerdgas – trotz Sanktionen gegen Öl und Kohle. Milliardenbeträge fließen, während die EU-Kommission den Ausstieg vorbereitet. Doch wann endet der LNG-Import wirklich, welche Unternehmen sind betroffen – und was bedeutet das für Verbraucherinnen und Verbraucher?
18.08.2025 13:43
Lesezeit: 2 min

EU steigert LNG-Importe aus Russland auf 4,5 Milliarden Euro

Während Kohle und Öl fast vollständig sanktioniert sind, erreicht russisches Gas weiterhin die EU. Nach Plänen der EU-Kommission soll sich dies in den kommenden Jahren ändern. Im ersten Halbjahr 2025 hat die EU Flüssigerdgas aus Russland im Wert von rund 4,48 Milliarden Euro eingeführt. Das sind 29 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie aus Zahlen der EU-Statistikbehörde Eurostat hervorgeht.

Insgesamt wurden in den ersten sechs Monaten dieses Jahres LNG-Importe im Wert von etwa 26,9 Milliarden Euro registriert. Den größten Anteil – rund 13,7 Milliarden Euro – lieferten die USA. Schon im Vorjahr waren die Vereinigten Staaten mit fast 45 Prozent aller LNG-Importe größter Lieferant der EU.

Warum setzt die EU weiter auf russisches LNG?

Für fossile Brennstoffe wie Öl und Kohle bestehen bereits umfassende Einfuhrverbote. Doch Gas-Sanktionen wurden wegen Abhängigkeiten bisher nicht beschlossen. Als Flüssigerdgas und über die Pipeline Turkstream erreicht russisches LNG weiterhin die Staatengemeinschaft.

2024 machten Gaslieferungen aus Russland laut EU-Kommission knapp 19 Prozent aller Importe aus. Eurostat-Daten zufolge belief sich der Wert von Gasimporten aus Russland im Vorjahr auf 15,6 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Aus den USA kamen Lieferungen im Umfang von 19,1 Milliarden Euro. Angesichts des seit Februar 2022 andauernden Krieges gegen die Ukraine will die EU-Kommission die Einfuhr russischen Gases jedoch komplett untersagen. Ab 2028 soll kein LNG-Import aus Russland mehr erlaubt sein.

Welche Schritte plant die Kommission?

Für langfristige Verträge soll das Verbot ab 1. Januar 2028 gelten. Kurzfristige Gasimporte sollen bereits ab 17. Juni 2026 untersagt werden. Neu abgeschlossene Verträge mit Russland dürften ab 1. Januar 2026 nicht mehr erfüllt werden. Grundlage bilden EU-Handels- und Energierecht.

Der Vorschlag muss von den EU-Ländern und dem EU-Parlament beschlossen werden. Dabei braucht es 15 von 27 Mitgliedsstaaten, die zusammen mindestens 65 Prozent der EU-Bevölkerung vertreten.

Russisches LNG: Auswirkungen auf deutsche Unternehmen und Folgen für Verbraucher

Falls die Importbeschränkungen greifen, ist auch das deutsche Staatsunternehmen Sefe betroffen. Dieses bezieht auf Basis eines langfristigen Vertrags weiterhin Flüssigerdgas aus Russland. Sefe war früher Gazprom Germania, eine Tochter des russischen Energiekonzerns Gazprom, und wurde infolge des Krieges sowie der Energiekrise verstaatlicht. Welche Folgen ein vollständiges Verbot für Sefe hätte, ist noch offen. "Eine abschließende Bewertung der Auswirkungen der Verordnung der Europäischen Kommission zum Phase-out der russischen Energieimporte ist erst möglich, wenn diese finalisiert ist", erklärte das Unternehmen.

Nach Angaben der Kommission müssen sich Verbraucher keine großen Sorgen machen. Die Maßnahmen sollen schrittweise umgesetzt werden, um Preisrisiken zu begrenzen. Eine Analyse zeigt, dass verbleibende Gasmengen ohne Gefahr für die Versorgungssicherheit ersetzt werden können. Weltweit existieren ausreichend alternative Anbieter. Gleichzeitig sieht der Vorschlag eine Sicherheitsklausel vor: Falls die Versorgung einzelner Staaten ernsthaft gefährdet wäre, könnte die Kommission Ausnahmen bei den Importverboten zulassen.

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