Obwohl viele Privatanleger die jüngsten Kursrückgänge nutzten, um die Novo Nordisk-Aktie aufzustocken, weisen Experten darauf hin, dass ein Verkauf mit Verlust steuerliche Vorteile mit sich bringen kann. Wer die Aktie im regulären Depot verkauft, kann den Verlust steuerlich geltend machen und ihn mit Gewinnen aus anderen Papieren verrechnen.
„Vielen Menschen fällt es schwer, eine Aktie mit Verlust zu verkaufen. Doch der Schritt kann einen Liquiditätsvorteil bringen, da man die Steuer auf Gewinne anderer Aktien vermeidet“, erklärt Poul Arne Sønderskov Plet, Steuerexperte bei Formue Danmark. Auch Bettina Brask von der Jyske Bank betont, dass der steuerliche Effekt gerade bei hohen Steuersätzen erheblich sei.
Steuerliche Überlegungen statt Panikverkäufe
Während die massiven Belastungen bei Novo Nordisk nicht als panische Flucht gewertet werden können, zeigen Daten der Nationalbank, dass viele Privatanleger den Rückgang nutzten, um Positionen auszubauen. Allein im Sommer wurden 7,8 Millionen zusätzliche Aktien ins Depot gelegt – trotz eines Tagesverlusts von 23 Prozent Ende Juli.
Doch eine gegenteilige Strategie kann Vorteile bieten: Wer bewusst verkauft und später wieder einsteigt, sichert sich einen steuerlichen Abzug. Das sogenannte „Steuerverkaufsmanöver“ ermöglicht es, Gewinne aus anderen Aktien steuerfrei zu vereinnahmen, indem Verluste mit der Novo Nordisk-Aktie gegengerechnet werden.
Bedeutung für Deutschland
Auch für deutsche Anleger ist das Thema relevant. Hierzulande können Verluste aus Aktienverkäufen mit Gewinnen aus anderen Aktiengeschäften verrechnet werden. Angesichts der Beliebtheit der Novo Nordisk-Aktie unter Privatanlegern in Deutschland könnte ein steuerlich motivierter Verkauf gerade in volatilen Phasen eine Strategie sein, um die Gesamtsteuerlast zu senken. Für Anleger mit hohem Einkommen und starkem Exposure gegenüber der Pharmabranche ist diese Überlegung besonders interessant.
Wie Verluste besteuert werden
Im klassischen Wertpapierdepot gilt das Realisationsprinzip: Erst mit Verkauf oder Dividendenausschüttung greift die Steuer. Gewinne bis 67.500 DKK werden mit 27 Prozent versteuert, darüber hinaus mit 42 Prozent. Verheiratete können doppelte Freibeträge nutzen.
Das Manöver ist einfach: Aktien mit Verlust verkaufen, gleichzeitig Aktien mit Gewinn realisieren – und den Verlust steuerlich anrechnen. Anschließend können die verlustreichen Papiere wie die Novo Nordisk-Aktie wieder gekauft werden, sofern zwischenzeitlich ein echtes Kursrisiko bestand.
Durchschnittsmethode birgt Fallstricke
Allerdings sollten Anleger vorsichtig sein. Gewinne und Verluste werden nach der Durchschnittsmethode berechnet. Das bedeutet, dass alte, günstige Käufe den Schnitt nach unten ziehen. Wer also Aktien zu Höchstkursen erwarb, kann trotz hoher aktueller Preise rechnerisch im Minus liegen. Die dänische Steuerbehörde prüft sämtliche Einlagen – auch über verschiedene Banken hinweg.
Für Experten ist klar: Der Verkauf der Novo Nordisk-Aktie kann ein strategisches Mittel sein, wenn man Steuern sparen und Liquidität sichern will. Doch er birgt Risiken, die Anleger genau kalkulieren müssen.


