Inflation: Wegweisende Entscheidungen sind von Unternehmen gefordert
Die anhaltend hohe Inflation stellt Unternehmen vor schwierige Entscheidungen: Wann sollen Preise angehoben werden, ohne Kunden zu verlieren oder Gewinne zu gefährden? Studien zeigen, dass Firmen ihre Preisgestaltung umso häufiger anpassen, je schneller die Teuerung steigt. Gleichzeitig warnen Experten vor Überreaktionen – sowohl zu frühe als auch zu späte Schritte können die Profitabilität bedrohen.
In Litauen etwa lag die Inflationsrate im August bei 3,6 Prozent, während Estland mit 6,2 Prozent den Höchstwert im Euroraum erreichte. Prognosen gehen davon aus, dass die Teuerung im Baltikum vorerst hoch bleibt.
Unternehmen zwischen Anpassung und Risiko
Eine Analyse der Bank of Canada belegt, dass Unternehmen in Phasen erhöhter Inflation ihre Preise häufiger neu kalkulieren. Während Tankstellen diese oft mehrmals täglich anpassen, reagieren Händler oder Dienstleister deutlich langsamer. Zu viele Änderungen können jedoch Kunden verunsichern und Vertrauen kosten. Auch in Deutschland stellt die steigende Inflation kleine und mittlere Unternehmen vor Herausforderungen: Preiserhöhungen müssen so kommuniziert werden, dass sie nachvollziehbar erscheinen. Werden Preise mehrmals im Jahr nach oben korrigiert, droht eine Abwanderung der Kundschaft.
Die ISM-Professorin Asta Klimavičienė betont, dass ein Mittelweg entscheidend sei. Wer Preise zu früh anhebt, riskiert Marktanteile zu verlieren. Erfolgt die Anpassung zu spät, können gestiegene Kosten die Margen auffressen. Eine deutliche, aber seltenere Anpassung – etwa einmal jährlich – kann sinnvoll sein, wenn sie transparent begründet wird.
Kostenkontrolle als Schlüsselfaktor
Unternehmen müssen ihre Kostenstruktur genau analysieren. Gerade in der Produktion entscheidet das Verständnis über fixe und variable Kosten darüber, ob Margen gesichert werden. Experten raten zudem, Lagerbestände bei hoher Inflation zu erhöhen, um sich gegen steigende Lieferantenpreise abzusichern. Dies birgt jedoch das Risiko, dass Umsätze sinken, falls Verbraucher sparen. Große Konzerne können über zentralisierte Finanzsteuerung reagieren, während KMU oft flexibler, aber auch verletzlicher sind. Sie müssen sich stärker auf kurzfristige Projekte mit schneller Amortisation konzentrieren.
Für deutsche Firmen hat die Inflation ähnliche Konsequenzen. Der Mittelstand ist besonders anfällig für schwankende Preise, da viele Betriebe nur über begrenzte Liquidität verfügen. Gerade in energieintensiven Branchen sind Preisanpassungen unvermeidbar. Zugleich droht bei zu aggressiven Schritten der Verlust von Wettbewerbsfähigkeit im europäischen Binnenmarkt. Deutsche Unternehmen müssen daher Strategien entwickeln, die ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Preisschocks erhöhen – durch flexible Finanzplanung, digitale Kostenkontrolle und klare Kommunikation mit den Kunden.
Stärkung der Resilienz
Wie Berater Nerijus Datkūnas betont, ist die Erhöhung der Widerstandsfähigkeit zentral. Neben finanziellen Aspekten geht es um strategische Anpassungsfähigkeit: kontinuierliche Verbesserung, Innovationskraft und Risikomanagement. Nur wer Preisentscheidungen, Kostenstrukturen und Geschäftsmodelle aufeinander abstimmt, kann in einem Umfeld anhaltender Inflation bestehen.


