Politik

Russland und China schließen historisches Gas-Abkommen

Lesezeit: 1 min
09.04.2014 17:48
Russlands Gazprom und China stehen kurz vor dem Abschluss eines historischen Gas-Abkommens, so die russische Regierung. Danach soll eine Pipeline jährlich 38 Milliarden Kubikmeter Gas nach China liefern. So machen sich die beiden Nachbarstaaten unabhängiger vom Westen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inmitten des Streits mit dem Westen steht Russland nach eigenen Angaben kurz vor dem Abschluss eines historischen Gasliefervertrags mit China.

Noch im Mai könne das Vorhaben besiegelt werden, zitierte Itar-Tass am Mittwoch den stellvertretenden russischen Ministerpräsidenten Arkady Dworkowitsch am Rande eines China-Besuchs. Allein der Preis für das Gas sei noch strittig.

Russland und China verhandeln seit einem Jahrzehnt über den Vertrag, der auch den Bau einer Pipeline mit einer Kapazität von 38 Milliarden Kubikmetern pro Jahr vorsieht. Zum Vergleich: In Deutschland werden pro Jahr 100 Milliarden Kubikmeter Gas verbraucht.

Sollte ein Abschluss gelingen, würde dies dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in die Karten spielen, der China im Mai besuchen will. Er hatte gewarnt, mit der Isolation seines Landes wegen der Eingliederung der Krim in die Russische Föderation werde sich der Westen letztlich selbst schaden.

Europa bezieht ein Drittel seines Gases vom russischen Gazprom-Konzern, davon fließen 40 Prozent über die Ukraine. Auch wegen des aktuellen Streits mit der Ukraine und den Sanktionen westlicher Länder sucht Russland andere Abnehmer. China dürfte deshalb eine gute Position in den Verhandlungen mit Russland haben. Bislang verkauft Russland zwar relativ viel Öl dorthin, aber kaum Gas.

Zudem hat Russland am Mittwoch damit gedroht, die Ukraine künftig nur noch gegen Vorkasse mit Gas zu beliefern. Dafür seien „alle Voraussetzungen“ gegeben, sagte Ministerpräsident Dmitri Medwedew. Präsident Wladimir Putin sagte, er habe den Staatskonzern Gazprom angewiesen, vorerst von dem Schritt abzusehen und eine Lösung über Verhandlungen mit Kiew zu suchen.

Nach Darstellung von Gazprom hat die Ukraine Gas-Schulden in Höhe von 2,2 Milliarden Dollar. Die Ukraine bezieht etwa die Hälfte ihres Erdgases aus Russland. Erst in den vergangenen Tagen hatte Gazprom den Gaspreis für das Nachbarland um 80 Prozent auf 485 Dollar je 1.000 Kubikmeter angehoben. Zum Vergleich: In Europa sind 370 bis 380 Dollar fällig.

Es ist unwahrscheinlich, dass China die russischen Gas-Lieferungen mit Dollar bezahlen wird. Als Antwort auf mögliche Sanktionen der USA bereit der staatliche Ölkonzern Gazprom Neft derzeit eine Umstellung der Verträge vom Dollar auf Euro vor. Russlands Rohstoff-Konzerne prüfen zudem die Nutzung von Rubel und Yuan (mehr hier).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss
26.12.2024

Vor fünf Jahren setzte die EU mit dem Europäischen Green Deal neue Maßstäbe im globalen Klimaschutz. Heute, angesichts wachsender...

DWN
Politik
Politik „Atomkraft? Nein Danke“: Habeck-Ministerium manipulierte wohl AKW-Studie für Atomausstieg
26.12.2024

Manipulation im Wirtschaftsministerium? Wie interne Unterlagen jetzt aufdecken, soll das Wirtschaftsministerium unter Robert Habeck gezielt...

DWN
Politik
Politik Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft
26.12.2024

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland schafft Gasspeicherumlage ab: Entlastung für Nachbarländer, Mehrkosten für Verbraucher
26.12.2024

Deutschland verabschiedet sich von der umstrittenen Gasspeicherumlage an Grenzübergangspunkten zu Nachbarländern. Mit einer Änderung des...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Überstunden steuerfrei: Ab 2025 wird es Realität?
26.12.2024

Überstunden ab 2025 steuerfrei? Wenn diese Pläne Wirklichkeit werden, könnten Arbeitnehmer von einer höheren Auszahlung ihrer...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kann Automatisierung die deutsche Industrie retten?
26.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit Fachkräftemangel und explodierenden Kosten. Wie können Automatisierung und Robotik diese...

DWN
Politik
Politik Wahlforscher Jung: Die Union hat ein "Merz-Problem" - und Habeck eine gute Chance
26.12.2024

Es sei sehr wahrscheinlich, dass Unionskandidat Merz der nächste deutsche Bundeskanzler wird, sagt Wahlforscher Matthias Jung. Doch er...