Inmitten des Streits mit dem Westen steht Russland nach eigenen Angaben kurz vor dem Abschluss eines historischen Gasliefervertrags mit China.
Noch im Mai könne das Vorhaben besiegelt werden, zitierte Itar-Tass am Mittwoch den stellvertretenden russischen Ministerpräsidenten Arkady Dworkowitsch am Rande eines China-Besuchs. Allein der Preis für das Gas sei noch strittig.
Russland und China verhandeln seit einem Jahrzehnt über den Vertrag, der auch den Bau einer Pipeline mit einer Kapazität von 38 Milliarden Kubikmetern pro Jahr vorsieht. Zum Vergleich: In Deutschland werden pro Jahr 100 Milliarden Kubikmeter Gas verbraucht.
Sollte ein Abschluss gelingen, würde dies dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in die Karten spielen, der China im Mai besuchen will. Er hatte gewarnt, mit der Isolation seines Landes wegen der Eingliederung der Krim in die Russische Föderation werde sich der Westen letztlich selbst schaden.
Europa bezieht ein Drittel seines Gases vom russischen Gazprom-Konzern, davon fließen 40 Prozent über die Ukraine. Auch wegen des aktuellen Streits mit der Ukraine und den Sanktionen westlicher Länder sucht Russland andere Abnehmer. China dürfte deshalb eine gute Position in den Verhandlungen mit Russland haben. Bislang verkauft Russland zwar relativ viel Öl dorthin, aber kaum Gas.
Zudem hat Russland am Mittwoch damit gedroht, die Ukraine künftig nur noch gegen Vorkasse mit Gas zu beliefern. Dafür seien „alle Voraussetzungen“ gegeben, sagte Ministerpräsident Dmitri Medwedew. Präsident Wladimir Putin sagte, er habe den Staatskonzern Gazprom angewiesen, vorerst von dem Schritt abzusehen und eine Lösung über Verhandlungen mit Kiew zu suchen.
Nach Darstellung von Gazprom hat die Ukraine Gas-Schulden in Höhe von 2,2 Milliarden Dollar. Die Ukraine bezieht etwa die Hälfte ihres Erdgases aus Russland. Erst in den vergangenen Tagen hatte Gazprom den Gaspreis für das Nachbarland um 80 Prozent auf 485 Dollar je 1.000 Kubikmeter angehoben. Zum Vergleich: In Europa sind 370 bis 380 Dollar fällig.
Es ist unwahrscheinlich, dass China die russischen Gas-Lieferungen mit Dollar bezahlen wird. Als Antwort auf mögliche Sanktionen der USA bereit der staatliche Ölkonzern Gazprom Neft derzeit eine Umstellung der Verträge vom Dollar auf Euro vor. Russlands Rohstoff-Konzerne prüfen zudem die Nutzung von Rubel und Yuan (mehr hier).