Deutschland

Pkw-Maut für Ausländer startet 2016

Lesezeit: 2 min
10.04.2014 17:40
Die Pkw-Maut für Ausländer startet am 1. Januar 2016, so Verkehrsminister Dobrindt. Doch die konkrete Ausgestaltung droht am EU-Recht zu scheitern. Denn die Regierung hat versprochen, deutsche Fahrzeughalter nicht zusätzlich zu belasten.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Politik  

Die Regierung treibt ihre Pläne für eine erweiterte Lkw-Maut und die neue Pkw-Abgabe voran.

„Am 1. Januar 2016 wird die Pkw-Maut scharfgestellt“, sagte Verkehrsminister Alexander Dobrindt am Donnerstag in der FAZ. Dann würden Fahrzeuge aus dem Ausland an der Finanzierung der Straßen beteiligt. Das Konzept dafür werde er vor der Sommerpause vorstellen.

Ab Juli 2015 soll die Lkw-Maut neben den Autobahnen dann auch auf allen vierspurigen Bundesstraßen gelten und ab Oktober auch für kleinere Lkw ab 7,5 Tonnen.

Derzeit greift sie ab zwölf Tonnen auf Autobahnen und etwa der Hälfte der vierspurigen Bundesstraßen. Ab Juli 2018 werde die Lkw-Maut dann wie im Koalitionsvertrag vorgesehen auf alle Bundesstraßen ausgedehnt, sagte der CSU-Politiker.

Hintergrund ist, dass trotz der Aufstockung des Verkehrsetats um 5 Milliarden Euro für diese Wahlperiode Geld schon allein für die Instandhaltung von Straßen, Schienen und Wasserwegen fehlt. Dazu hat beigetragen, dass nach EU-Vorgaben die Lkw-Maut-Sätze nicht wie erhofft erhöht werden können. Dadurch fehlt dem Bund jedes Jahr rund eine halbe Milliarde Euro.

Die Lücke soll nun hauptsächlich eine ausgeweitete Lkw-Maut füllen. Die umstrittene Pkw-Maut, die nur für ausländische Fahrzeughalter auf deutschen Autobahnen gelten soll, wird voraussichtlich nur einen kleinen Beitrag liefern können.

Die Pkw-Maut war eine zentrale Forderung der CSU, die sie im Koalitionsvertrag nach heftigem Ringen vor allem mit den Sozialdemokraten durchsetzte. Die Ausgestaltung dürfte europarechtlich schwierig werden, weil zugleich vereinbart wurde, inländische Fahrzeughalter nicht stärker als bisher zur Kasse zu bitten.

Der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) erklärte, man nehme Dobrindt beim Wort. „Wir erwarten, dass deutsche Autofahrer mit der Pkw-Maut um keinen zusätzlichen Cent mehr belastet werden“, mahnte VDA-Präsident Matthias Wissmann der Bild-Zeitung.

Linken-Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn verwies auf die erwarteten kleinen Einnahmen und auf das EU-Verbot der Diskriminierung von Ausländern auf den Straßen: „In der Summe sind Dobrindts Pläne also das weit vor der Realisierung angekündigte Scheitern eines bayerischen Stammtisch-Themas.“

Dobrindt sagte, er spreche mit allen Nachbarländern, die teils selbst eine Maut erhöben. Es sei eine Frage der Gerechtigkeit, dass diejenigen für den Unterhalt der Straßen zahlten, die sie nutzten. „Gerade der Transitverkehr profitiert doch auch von guten Straßen in Deutschland.“

Offen ließ Dobrindt, wer künftig das Mauterfassungs-System betreiben wird. Derzeit wird die Maut von der Firma Toll kassiert, die von Daimler und der Deutschen Telekom kontrolliert wird. Der Bund könnte den Verträgen zufolge die Firma nun aber übernehmen. Dobrindt sagte, dies werden ebenso geprüft wie den Vertrag mit dem Unternehmen zu verlängern oder das ganze System neu auszuschreiben. Eine Entscheidung werde im Laufe dieses Jahres fallen.

Der Bund liefert sich seit Jahren eine Auseinandersetzung vor einem Schiedsgericht, weil das System erst gut zwei Jahre später als vereinbart funktionierte. Der Bund hat Forderungen inklusive aufgelaufener Zinsen von rund sieben Milliarden Euro erhoben.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
19.04.2024

Ukraines Präsident dankt Deutschland für die Unterstützung. Die Außenminister beider Länder Baerbock und Nauseda intensivieren...

DWN
Technologie
Technologie Turbulenzen bei Tesla: Stellenabbau und düstere Prognosen für 2024
19.04.2024

Nach einem Stellenabbau bei Tesla prognostizieren Experten ein „Durchhänger-Jahr“ für Elektromobilität 2024, während Tesla auf...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Trotz Exportbeschränkungen: Deutsche Exporte in den Iran gestiegen
19.04.2024

Deutsche Exporte in den Iran trotzen geopolitischen Spannungen: Anstieg trotz EU- und US-Sanktionen. Welche Kritikpunkte gibt es in diesem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wie viel Immobilie kann ich mir 2024 leisten?
18.04.2024

Wie günstig ist die aktuelle Marktsituation für den Erwerb einer Immobilie? Auf welche Haupt-Faktoren sollten Kaufinteressenten momentan...

DWN
Politik
Politik G7-Gipfel auf Capri: Militärische Signale für Ukraine und Nahost
18.04.2024

Inmitten eskalierender Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten kommen die G7-Außenminister auf Capri zusammen, um gemeinsam Strategien...

DWN
Politik
Politik Russische Agenten in Bayern festgenommen: Sabotagepläne aufgedeckt
18.04.2024

Zwei Russland-Deutsche sollen für einen russischen Geheimdienst spioniert haben. Einer der beiden soll sich auch zur Durchführung von...

DWN
Politik
Politik Kampf am Himmel: Ukrainische Verteidiger unter Druck
18.04.2024

Die militärische Lage der Ukraine verschlechtert sich weiter. Es fehlen Mittel, Soldaten und Luftabwehrsysteme, um sich gegen neue...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Halving: Die nächste Evolutionsstufe im digitalen Geldsystem
18.04.2024

Am 20. April 2024 ist es wieder soweit: Das nächste Halving steht vor der Tür. Doch um was geht es bei diesem Event, auf das die...