Technologie

Künstliche Intelligenz: Computer imitiert erstmals erfolgreich einen Menschen

Das Computerprogramm „Eugene Goostman“ hat als Erstes erfolgreich den Turing Test bestanden. Es hat ein Drittel der Befragten in einem Dialog davon überzeugt, dass es ein Mensch ist. Der Turing Test gilt als ultimative Hürde für den Nachweis künstlicher Intelligenz.
14.06.2014 01:57
Lesezeit: 1 min

Ein Computerprogramm aus Russland bestand erstmals den schwersten Test für künstliche Intelligenz. Etwa ein Drittel der Juroren glaubte dabei, eine Unterhaltung mit einem Menschen zu führen. Tatsächlich beantwortete das Computerprogramm „Eugene Goostman“ die Fragen der Jury.

Dadurch ist „Eugene“ das erste Programm, das den sogenannten Turing Test erfolgreich absolviert hat, wie die Universität von Reading mitteilte. Der Turing Test gilt als ultimative Hürde für die Erprobung künstlicher Intelligenz. Der Test wurde 1950 vom Mathematiker und Enigma-Code-Knacker Alan Turing entworfen. Seine These lautete: Erst wenn Menschen nicht mehr in der Lage sind, das Verhalten einer Maschine von dem eines Menschen zu unterscheiden, handelt es sich um künstliche Intelligenz.

„Eugene Goostman“ wurde bereits 2001 in Russland von Vladimir Veselov und seinem Team entwickelt und kontinuierlich weiterentwickelt, wie Golem berichtet. Ihr Ziel war es dabei, dass „Eugene“ Dialoge so natürlich wie möglich imitiert. Der Computer ahmt das Verhalten eines 13-jährigen Jungen aus der Ukraine nach. In jeweils fünfminütigen Gesprächen mit beliebigen Fragen überzeugte er 33 Prozent der Juroren, dass er ein Mensch ist.

Doch das Test-Ergebnis zog auch viel Kritik nach sich, wie Futurezone berichtet. Bei „Eugene“ handele es sich lediglich um einen sogenannten Chatbot, eine clevere Sprachsoftware. Auch der von Google entwickelte Cleverbot war als ein solches Programm in der Lage, den Turing Test zu bestehen und überzeugte dabei sogar 59 Prozent der Juroren.

Auch die Tatsache, dass „Eugene“ einen 13-Jährigen imitierte, sorgte für Kritik. Dies sei lediglich eine Rechtfertigung für seltsame oder fehlerhafte Antworten. Darüber hinaus sei die Zusammensetzung der Jury durch Prominente aus dem öffentlichen Leben äußerst zweifelhaft. Und schließlich sei der Veranstalter des Test, Professor Kevin Warwick, schon in der Vergangenheit durch zweifelhafte PR-Aktionen aufgefallen. So behauptete Warwick, er sei aufgrund eines implantierten RFID-Chips der erste menschliche Cyborg. Und im Jahr 2010 behauptete er, er habe erstmals einen Menschen mit einem Computervirus infiziert.

Doch die Universität Reading und Professor Warwick ließen sich von den Kritikern nicht einschüchtern. In einer gemeinsamen Stellungnahme bezeichnen sie den absolvierten Test als „Meilenstein der Computerwissenschaft“.

„Einige werden behaupten, dass der Test schon einmal erfolgreich absolviert wurde. […] Aber dieses Ereignis involvierte die meisten Simultan-Tests, wurde von unabhängiger Seite verifiziert und die Unterhaltungen waren ohne Begrenzung. Ein wahrer Turing-Test legt die Fragen oder Themen nicht vorher fest. Wir sind deshalb stolz darauf, verkünden zu dürfen, dass Alan Turings Test am Samstag zum ersten Mal bestanden wurde“, so Professor Warwick in einer Stellungnahme.

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