Finanzen

Wegen Krise: Zahl der Geschäfte für Goldankäufe in Italien hat sich vervierfacht

Während viele italienische Geschäfte und Unternehmen vor dem Aus stehen, machen in Italien immer mehr Läden, die Gold ankaufen, auf. Viele Italiener bekommen keine Kredite und müssen mit dem Verkauf von altem Gold über die Runden kommen. Einige Abgeordnete gehen sogar von regelrechten mafiosen Strukturen aus.
20.08.2012 18:11
Lesezeit: 1 min

Aktuell: Griechenland: Wütende Bürger nehmen Steuerprüfer als Geiseln

Italiens Stadtzentren haben sich in den vergangenen zwei Jahren stark verändert. Immer mehr Geschäfte mit dem Slogan „Ich kaufe Gold“ eröffnen. Der Think Tank Eurispes schätzt, dass die Zahl dieser Gold-Ankauf-Geschäfte in Italien sich in den vergangenen zwei Jahren vervierfacht hat. Das Wachstum dieser Branche ist ein sehr guter Indikator für das Niveau der Not im Land“, sagt Gian Maria Fara, der Präsident des Think Tanks, Reuters.

Während beispielsweise das Unternehmen Via Medaglie D’Oro vor fünf Jahren die erste Filiale zum Ankauf von Gold in Rom eröffnete, gehören ihr nun bereits sieben Filialen in Rom. Diese Pfandleihäuser haben derzeit einen geschätzten Jahresumsatz von sieben Milliarden Euro. Gianni Mancuso, einer von sechs Abgeordneten, die im vergangenen Monat einen Antrag im Parlament gestellt haben, um den Sektor strenger zu regulieren, schätzt, dass es mittlerweile rund 28.000 dieser „Cash für Gold“-Verkaufsstellen gibt.

Die Abgeordneten sind sehr misstrauisch. Bei neuerlichen Schießereien in Rom seien den Abgeordneten zufolge Besitzer der Gold-Ankauf-Läden beteiligt gewesen. Und das italienische Parlament hat Beweise dafür, dass die Branche gerade von Mafia-Gruppen unterwandert wird. Etliche Betreiber dieser Läden verkaufen bereits, nachdem sie ein paar Wochen aktiv waren, ihre Lizenzen weiter. Das mache es schwieriger, den Vorwürfen von Geldwäsche und dem Handel mit geklauter Ware nachzugehen.

Ein anderes Bild zeigt sich indes bei den kleinen Geschäften und Boutiquen in Italien. Mehr als 1.500 wurden seit Beginn dieses Jahres bereits geschlossen, so der Einzelhandelsverband Confesercenti. Wenn die von Rezession geplagte Wirtschaft nicht bald an Fahrt gewinne, werden noch 5.000 weitere Geschäfte vor Ende des Jahres schließen. Trotz umfangreicher Rabatte, sank der Umsatz im Einzelhandel im Juli um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, so die Kunsthandwerkervereinigung CNA. Der Umsatz der Gold-Shops indes steigt stetig. Allein die offiziellen Goldverkäufe in die Schweiz stiegen um 65 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 120 Tonnen. 73 Tonnen waren es 2010 und 64 Tonnen im Jahr 2009.

Weitere Themen

Sozialdemokraten in den Niederlanden wollen aus dem Euro aussteigen

Griechenland: Regierung will EZB-Kredite sofort bedienen

Zuspitzung der Gewalt: Syrische Granaten schlagen in Jordanien ein

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Svenska Digitaltolk: Dolmetscher-Gigant kauft KI-Unternehmen – Millionenumsatz prognostiziert
01.07.2025

Schwedens Dolmetscher-Gigant will Europas Übersetzungsmarkt aufrollen – mit KI, Millionenplänen und dem Griff nach Deutschland. Doch...

DWN
Politik
Politik Grenze zu – zumindest teilweise: Polen kontrolliert ab Montag
01.07.2025

Polen wird ab kommendem Montag vorübergehend wieder Grenzkontrollen an der Grenze zu Deutschland einführen. Das kündigte...

DWN
Politik
Politik Krankenkassen schlagen Alarm: Zusatzbeiträge könnten deutlich steigen
01.07.2025

Die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) warnen vor Druck zu neuen Beitragserhöhungen ohne eine rasche Bremse für steigende Kosten....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Thyssenkrupp-Umbau betrifft Tausende – Betriebsräte fordern Klarheit
01.07.2025

Angesichts weitreichender Umbaupläne bei Thyssenkrupp fordern die Beschäftigten klare Zusagen zur Zukunftssicherung. Betriebsräte pochen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Neues Werk für NATO-Kampfjet: Rheinmetall startet Produktion in NRW
01.07.2025

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat in Weeze (Nordrhein-Westfalen) eine hochmoderne Fertigungsanlage für Bauteile des Tarnkappenbombers...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Investitionsstau: Kaputte Straßen, marode Schulen – Kommunen am Limit
01.07.2025

Viele Städte und Gemeinden stehen finanziell mit dem Rücken zur Wand: Allein die Instandhaltung von Straßen, Schulen und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Alt gegen Jung: Wie die Generation Z das Arbeitsleben umkrempelt – und was zu tun ist
01.07.2025

Alt gegen Jung – und keiner will nachgeben? Die Generationen Z und Babyboomer prallen aufeinander. Doch hinter den Vorurteilen liegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Arbeitsmarkt ohne Erholung im Juni: Warten auf den Aufschwung
01.07.2025

Die erhoffte Belebung des Arbeitsmarkts bleibt auch im Sommer aus: Im Juni ist die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland nur minimal um...