Politik

Hohe Jugendarbeitslosigkeit in Europa: Gefahr von Unruhen steigt

Lesezeit: 2 min
15.04.2012 23:46
In vielen europäischen Ländern ist ein nachhaltiges Ansteigen der Jugendarbeitslosigkeit zu beobachten. Die International Labour Organisation (ILO) befürchtet neue Protestbewegungen und Krawalle auf den Straßen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen wird zu einem europaweiten Phänomen. Nach Angaben der International Labour Organisation (ILO) steht es besonders um Griechenland und Spanien schlecht. Auch vermeintliche „Tigerstaaten“ wie die Türkei schneiden nicht besonders gut ab. Die ILO ist besorgt, dass die flächendeckende Jugendarbeitslosigkeit der Humus für soziale Spannungen sein könnte.

2007 erreichte die Jugendarbeitslosigkeit mit 11,7 Prozent ein vorläufiges Tief, doch seit dem nimmt die Arbeitslosenquote bei Jugendlichen konstant zu. Dabei steht es in den Industrieländern am schlechtesten. In Spanien und Griechenland kam es sogar zu einer Verdopplung der Arbeitslosenquote im Zeitraum zwischen 2007 und 2011. In beiden Ländern liegt diese über 40 Prozent. In Portugal und Italien sind es zwar weniger, aber trotzdem noch 25 Prozent. Besser sieht es auf den ersten Blick in Belgien, Luxemburg, Österreich und auch Deutschland aus. Die Krise führte in diesen Ländern zwar nicht zu einer Steigerung der Arbeitslosigkeit von Jugendlichen. Im Gegenteil: Die Quote ging weiter zurück. In Deutschland liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 8 Prozent. Allerdings ist diese Statistik mit Vorsicht zu genießen. Jugendliche, die ALG 2 bekommen, sind in dieser Statistik nicht vollständig erfasst. Auch Jugendliche, die aus Verlegenheit ein Zweitstudium absolvieren oder staatliche bezahle Weiterbildung absolvieren, zählen offiziell nicht als arbeitslos.

Die Beschäftigungsquote von Jugendlichen in der Türkei lag im vergangenen Jahr bei 32 Prozent. Weltweit liegt diese allerdings bei knapp 43 Prozent. Nach Angaben von TurkStat sank die Rate der Jugendarbeitslosigkeit von 25,3 Prozent auf 18,4 Prozent von 2009 bis 2011. Und trotzdem ist die Arbeitslosenquote in der Türkei zu hoch. Denn der globale Durchschnitt liegt bei 12,7 Prozent.

Wenn die Lage für Jugendliche weiterhin so bleibt, verstärke sich das Gefühl „der Entfremdung und der wirtschaftlichen und sozialen Ausgrenzung“. Protestbewegungen wie in Griechenland könnten die Folge sein.

Bei den offiziellen Zahlen ist allerdings auch zu beachten, dass die Zahl der Beschäftigten in der informellen Wirtschaft nicht mitberechnet wird. In der Türkei arbeiten wie in Mexiko oder Brasilien gerade viele Jugendliche schwarz. Die ILO merkt allerdings an, dass viel Schwarzarbeit immer auch ein Zeichen dafür ist, dass die Wirtschaft des jeweiligen Landes nicht in der Lage ist, genügend Arbeitsplätze zu schaffen. Die Finanzkrise hat das noch verstärkt.

Die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen wird immer weiter steigen, sagt die Internationale Organisation für Arbeit (ILO) voraus. Die Welt stehe vor einer „Krise der Jugendbeschäftigung“. Im vergangenen Jahr waren nach Informationen der ILO weltweit 75 Millionen Jugendliche im Alter von 15-24 arbeitslos. Seit 2007 bedeutet das einen Anstieg von vier Millionen. Es sind dreimal mehr Jugendliche arbeitslos als Erwachsene.


Mehr zum Thema:  

DWN
Unternehmen
Unternehmen Neue Verträge: Nach dem KaDeWe sind auch Oberpollinger und Alsterhaus gerettet
26.07.2024

Die berühmten Flaggschiffe der deutschen Warenhäuser scheinen nach der Pleite des Immobilien-Hasardeurs René Benko endlich gerettet zu...

DWN
Politik
Politik Ukraine-Hilfsgelder von Russland: EU gibt Erträge aus dem eingefrorenen Vermögen frei
26.07.2024

Die Europäische Union hat jetzt die ersten Zinserträge aus dem im Westen eingefrorenem russischen Staatsvermögen freigegeben. Die...

DWN
Politik
Politik Der Chefredakteur kommentiert: Islamisches Zentrum Hamburg - ein längst überfälliges Verbot, Frau Faeser!
26.07.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Bundeskanzler Scholz zu irregulärer Migration: „Die Zahlen müssen runter“
26.07.2024

Erwerbsmigration nach Deutschland sei erwünscht, meint der Kanzler. Problematisch findet er unerlaubte Einreisen. Eine Innenexpertin der...

DWN
Panorama
Panorama ADAC warnt: Es droht schlimmstes Stau-Wochenende der Saison
26.07.2024

Wer nun in den Urlaub fährt, sollte etwas mehr Zeit einplanen und mitunter starke Nerven haben. Der ADAC rechnet mit vielen Staus. Lassen...

DWN
Politik
Politik Außenministerin Baerbock: Seegerichtshof in Hamburg wird an Bedeutung gewinnen
26.07.2024

In Hamburg informiert sich die Außenministerin bei ihrer Sommerreise über die Arbeit des Internationalen Seegerichtshofs. Anschließend...

DWN
Finanzen
Finanzen EZB nach Stresstest: Banken haben Verbesserungsbedarf bei Cyber-Angriffen
26.07.2024

Seit der Finanzkrise 2008 wird genauer hingeschaut bei den Banken. Im Euroraum müssen sich die Institute nach Einschätzung der...

DWN
Politik
Politik Verfassungsschutz weist auf russische Sabotageversuche hin
26.07.2024

Der deutsche Inlandsgeheimdienst beobachtet schon länger verstärkte russische Geheimdienstaktivitäten. Neue Hinweise veranlassen ihn...