Bei dem Fund geht es nicht um Felsen auf dem das Eis sich befindet. Es handelt sich vielmehr um riesige Monumente aus Eis, die Kilometer tief unter der Oberfläche begraben liegen. Auf den Fotos sind komplex gestaltete Strukturen zu erkennen. Wissenschaftler erhoffen sich von der Entdeckung, dass sie Eis und dessen Verformungen besser verstehen lernen.
Ein Fakt der hierbei eine Rolle spielen könnte: Eis unter 0°C gefriert nicht, wenn der Druck entsprechend hoch genug ist. Unter Kilometer tiefem Eis ist der Druck natürlich extrem hoch. Die Möglichkeit ist also durchaus gegeben, dass es unterirdisch flüssiges Wasser gibt, das eine Temperatur von weniger als 0°C besitzt. Der Knackpunkt ist jedoch dabei, wie rasant solch kaltes Wasser gefriert, wenn erst einmal der Druck abnimmt.
Dieses flüssige Eis wird sofort fest, wenn es die Chance dazu hat. Bewegt sich eine riesige Eismasse durch Schmelzen und entsteht dabei ein Riss, der tief unter die Oberfläche geht, so nimmt an dieser Stelle der Druck plötzlich ab. In der Folge breitet sich das unter 0°C kalte Wasser dort ruckartig aus und nutzt den neugewonnen Platz. Dabei sinkt der Druck und der Aggregatzustand ändert sich rasch von flüssig zu fest. Wasser wird demnach in die Ritzen gepresst und bildet sofort Eis. Auf diese Weise sollen diese gigantischen Strukturen entstanden sein, berichtet Nature.
Mit dem bloßen Auge sind diese Wolkenkratzer unter der Eisschicht leider nicht ersichtlich. Dazu benötigt es spezielle Radaranlagen, die bei der Aufnahme die unterschiedlichen Arten von Eis per Bild festhalten können. Auf solch einem Foto gibt es in der Regel nur verschiedene Eisschichten übereinander. Je tiefer die Schicht, desto älter das Eis und desto mehr Druck lastet auf ihm. Wenn aber ein solches Foto plötzlich derartig gewaltige Abweichen zeigt, sorgt das in erster Linie für Aussehen.
Früher wurden diese Erscheinungen einfach als Felsgestein abgetan. Doch inzwischen mehren sich die Erkenntnisse, dass es Eis mit einer anderen Struktur ist. Das Phänomen wurde nicht nur in Grönland festgestellt, sondern auch in der Antarktis. Allerdings gibt es dennoch einen deutlichen Unterschied: Während die enorm tiefen Strukturen eher in der Mitte der Antarktis zu finden sind, liegen die unterirdischen Wolkenkratzer in Grönland eher am Rand der Eismassen. Es wurden bereits Dutzende dieser Strukturen an der nordwestlichen Küste Grönlands ausgemacht.
Dabei sind Forscher auf derart gefrorene Bauten gestoßen, die bis zu 1.100 Meter dick waren. Weitere Aufklärungen per Radar haben ergeben, dass es sich dabei in keiner Weise uns seltene Naturphänomene handelt. Schätzungen des Forscherteams zu Folge sind rund zehn Prozent vom nördlichen Grönland mit diesen Strukturen durchzogen. Fälschlicherweise werden die natürlichen Kreationen aus Eis gerne auch als Skulpturen bezeichnet. Vermutlich um der Idee Nahrung zu geben, dass jemand oder etwas diese riesigen Formen angefertigt hat.
Der Mythos um die Entdeckung ist mit Sicherheit auch spannender zu verkaufen, als die reinen Forschungsergebnisse. Allerdings sind diese natürlich auch nicht von Fehlern ausgeschlossen. Trotzdem wird jede mystische Theorie erst glaubhaft, wenn weitere Beweise entdeckt worden sind. Nachdem Eis sehr gut konserviert, sollte auch alles zu bergen sein, was sich dort überhaupt befindet.
Gleichzeitig kann man nur hoffen, dass die Forscher hier einen Gang zurückschalten und nicht allzu übermütig werden. Sie sollten die bereits schmelzende Eisschicht nicht noch schneller zerstören, als es die Klimaerwärmung schon macht. Vielleicht ist ja auch von Vorteil, wenn nicht alles freigelegt wird, was sich unter Kilometer tiefem Eis befindet. Ausreichend Bücher und Filme gibt es bereits zu diesem Thema und selten beinhalten sie ein Happy End.
Aber zurück zu dem, was aktuell real ist. Forscher haben bei den unterirdischen Strukturen auch eine Temperaturänderung feststellen können. So soll das schnelle Gefrieren wiederum Energie im Inneren des Eises freisetzen. Das erzeuge wiederum Wärme und erhöht die Temperatur der oberen Eisschicht. Auf den ersten Blick klingt das natürlich ziemlich absurd: Gefrieren erzeuge Wärme. Einen richtigen Beweis bleiben die Wissenschaftler dafür auch noch schuldig.
Bislang gibt es lediglich die Behauptung, dass um die Strukturen herum die Eisdecke eher schmilzt und dadurch kleine Bäche kreiert. Diese laufen Hunderte von Kilometern ins Landesinnere und erhöhen die Geschwindigkeit des darin fließenden Wassers in Richtung der Mitte von Grönland. Das ist logischerweise wiederum Öl ins Feuer der Fans von Verschwörungsgeschichten. Denn schließlich will das, was dort unten schlummert wieder ans Tageslicht und deshalb schmilzt das Eis an diesen Stellen schneller.
Wie man es auch dreht und wendet, es gibt einfach noch zu viel Unbekanntes unter dem Eis, als das auch nur eine der Theorien entkräftet werden kann. Während die Forscher sich Gedanken über das Eis und dessen Entstehung machen, werden auf der anderen Seite bereits Manuskripte gedruckt, über neue – hoffentlich filmreife – Phänomene. Insofern können sich beide Seite über diese Entdeckung freuen.