Politik

London fürchtet soziale Unruhen und kauft schwere Wasser-Kanonen

Deutschland hat drei ausgemusterte Wasserwerfer für eine halbe Million Euro an die Stadt London verkauft. Der deutsche Rentner Dietrich Wagner warnt die Londoner vor den gefährlichen Wasserkanonen. Er hat bei Protesten gegen den neuen Bahnhof ‚Stuttgart 21‘ sein Augenlicht verloren.
11.07.2014 00:34
Lesezeit: 1 min

Die Stadt London hat von Deutschland drei ausgemusterte Wasserwerfer des Typs „WaWe 9.000“ gekauft. Auch das Innenministerium Frankreichs hat in St. Augustin gebrauchte Wasserwerfer besichtigt.

Die deutsche Polizei rüstet derzeit auf den Nachfolger „WaWe 10.000“ um. Hersteller ist die österreichische Firma Rosenbauer. Die fahrbaren Aufstandsbekämpfungsmittel sollten letzte Woche ausgeliefert werden, dürfen wegen einer fehlenden Genehmigung des Innenministeriums aber bislang nicht eingesetzt werden.

London zahlt pro Wasserwerfer 113.000 Euro an das deutsche Innenministerium. Hinzu kommen weitere 157.000 Euro für Transport sowie Umbau der Fahrzeuge für die Nutzung auf den Straßen Londons. Der Bundestagsabgeordnete Andrej Hunko (Linkspartei) sagt:

„Wasserwerfer sind hochgefährliche Distanzwaffen, die schwerste Verletzungen hervorrufen können. Ungeachtet dessen will das Bundesinnenministerium alte Bestände an europäische Regierungen verscherbeln, um Platz für neue Geräte mit noch mehr Wasserdruck zu machen. Die Bekämpfung von erwarteten Krisenprotesten wird auf diese Weise auf nicht hinnehmbare Weise hochgerüstet.“

„Den hastigen Zuschlag für den Kauf der Geräte begründet die Stadtverwaltung Londons mit der Gefahr, dass ansonsten eine ‚andere europäische Sicherheitsbehörde‘ zugreifen könnte. Ich halte das für Scharfmacherei, um den Kauf gegenüber der eigenen Bevölkerung zu rechtfertigen.“

„Der Einsatz der fahrenden Wasserkanonen ist in Großbritannien umstritten. Abgeordnete hatten deshalb den deutschen Rentner Dietrich Wagner eingeladen, der bei Protesten gegen den neuen Bahnhof ‚Stuttgart 21‘ in einem später als rechtswidrig eingestuften Polizeieinsatz sein Augenlicht verlor. Die Bundesregierung ficht das nicht an: Die Kritik Wagners, aber auch britischer Bürgerrechtsgruppen wird nicht einmal kommentiert.“

„‚Einwohner Großbritanniens, hütet euch vor Wasserwerfern!‘, schrieb Wagner in einer britischen Tageszeitung. Ich unterstütze die Aussage ausdrücklich. Ihr Export ist eine nicht zu rechtfertigende technische Aufrüstung gegen politischen Ungehorsam.“

„Britischen Zeitungen entnehme ich, dass der Londoner Bürgermeister Boris Johnson die angebliche Ungefährlichkeit der Wasserwerfer zeigen will, indem er sich von dem Gerät beregnen lässt. Das ist grober Unfug: Johnson müsste sich stattdessen dem Beschuss mit Hochdruck ins Gesicht stellen und prüfen, ob Knochenbrüche oder der Verlust des Augenlichts die Folge sind.“

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Wirtschaft
Wirtschaft De-minimis-Ausnahme: Trump hat europäischen Unternehmen bisher ein Geschenk im Wert von 800 Dollar hinterlassen
19.04.2025

Trumps Zollpolitik ermöglicht es europäischen Unternehmen, Waren bis 800 Dollar zollfrei in die USA zu versenden. Doch Experten warnen,...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Osterleckereien 2025: Warum Schokolade, Butter & Co. teurer sind denn je
19.04.2025

Ostern 2025 wird für Verbraucher teurer – besonders bei traditionellen Produkten wie Schokohasen, gefärbten Eiern und selbstgebackenem...

DWN
Immobilien
Immobilien Gewerbeimmobilien als Kapitalanlage? Lage matters!
19.04.2025

Gewerbeimmobilien bieten nach wie vor interessante Renditechancen für ausgefuchste Marktkenner. Wer klug investiert, kann von stabilen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Europas Wettbewerbskompass: Kurskorrektur bei Technologiewettbewerb dringend nötig!
19.04.2025

Europa steht vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen: Der globale Technologiewettbewerb spitzt sich zu, geopolitische Krisen...

DWN
Finanzen
Finanzen Digitalisierung im Bürgeramt: Passfotos ab Mai nur noch digital erlaubt
19.04.2025

Ab dem 1. Mai sind in Deutschland im Grunde nur noch digitale Passfotos erlaubt. Das neue Verfahren soll Fälschungen vorbeugen. Wer denkt,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Italienische Luxusunternehmen: Prada übernimmt und trägt nun auch Versace
19.04.2025

Über einen möglichen Kauf war seit mehreren Monaten spekuliert worden: Der Luxuskonzern Prada schluckt den Konkurrenten Versace. Damit...

DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...