Deutschland

China-Immobilien: Platzt die Blase?

In fast allen großen Städten Chinas sind die Häuser-Preise im Juli gefallen. Denn die Nachfrage nach Wohnimmobilien ist massiv eingebrochen und es gibt hohe Bestände an unverkauften Häusern. Bereits seit drei Monaten gehen die Immobilienpreise zurück. Die Sorge vor einem Crash mit globalen Folgen steigt.
19.08.2014 00:53
Lesezeit: 2 min

In den Städten Chinas sind die Preise für neue Häuser im Juli erneut zurückgegangen. Die teureren Kredite haben viele potentielle Käufer abgeschreckt, auch wenn die lokalen Regierungen bereits versuchen gegenzusteuern.

Die chinesische Statistikbehörde sagte am Montag, dass die Preise für neue Häuser von Juni auf Juli in 64 von 70 Städten gefallen sind. Seit Januar 2011, als die Regierung die Datenerstellung reformierte, sind nicht mehr in so vielen Städten gleichzeitig die Preise zurückgegangen. In Peking fielen die Preise für neue Häuser um 1 Prozent. Dies ist der erste Preisrückgang seit April 2012.

In Shanghai fielen die Preise um 1,2 Prozent, in Guangzhou um 1,3 Prozent – dies sind die stärksten Rückgänge seit Beginn der Datenerhebung. Die Stadt Hangzhou im Osten Chinas und Sanya im Süden verzeichneten im Juli Preisrückgänge von 2,4 Prozent. Die einzigen beiden Städte, wo die Häuserpreise im Juli stiegen, sind Xiamen im Südosten (0,2%) und Dali im Südwesten (0,1%).

Nicht nur die Daten der chinesischen Regierung, sondern auch private Datenerhebungen zeigen, dass der Immobilienmarkt sich im Juli abgeschwächt hat. Laut SouFun Holdings, der größten Immobilien-Webseite des Landes, fielen die Preise sogar schon den dritten Monat in Folge.

„Der fallende Trend auf Chinas Immobilienmarkt wird sich voraussichtlich nicht verbessern“, sagte Shen Jian-guang, der in Hong Kong ansässige Chefökonom für Asien bei Mizuho Securities Asia zu Bloomberg. „Das entscheidende Problem sind die Hypotheken – trotz aller Erleichterungen durch die lokalen Regierungen.“ Die hohen Zinssätze dämpften die Stimmung der Eigentümer.

Erstkäufer von Immobilien erhalten seit diesem Jahr keine niedrigeren Hypothekensätze mehr. In Peking und Shanghai lagen die Hypothekenzinssätze im Juli beim Orientierungswert. Doch in Guangzhou lagen sie nach Angaben der Centaline Property Agency 5 bis 10 Prozentpunkte höher.

Der Immobilienmarkt ist zu einer Belastung geworden für den zweitgrößten Wirtschaftsraum der Welt. Daher haben die Lokalregierungen nun begonnen gegenzusteuern. In 36 Städten wurde die Kreditvergabe laut Centaline bereits wieder erleichtert.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat China dringend empfohlen, sich ein geringeres Wachstum zum Ziel zu setzen. Denn die Wirtschaft stehe vor einem „Netz aus Schwachstellen“. Dazu zählen die steigenden Zinsen, die Anfälligkeit der Banken und der Immobilienmarkt.

Die neuen Immobiliendaten und die insgesamt sich abschwächende Wirtschaft machen es schwerer für Premier Li Keqiang, das schnellste Wachstum in der Gruppe der G20 aufrecht zu erhalten. Ausländische Direktinvestitionen lagen im Juli um 17 Prozent niedriger als noch ein Jahr zuvor, so Daten des chinesischen Handelsministeriums.

In der vergangenen Woche meldete das chinesische Statistikamt, dass die Kreditvergabe eingebrochen ist und sich auf dem niedrigsten Stand seit der globalen Finanzkrise befindet. Zudem hat sich die Industrieproduktion unerwartet abgeschwächt.

Die anhaltenden Probleme könnten Chinas Weg zur führenden Weltmacht gefährden. Denn zwar verfügt das Land über enorme Mengen an Dollar-Reserven und US-Staatsanleihen, mit denen es sogar die USA in Schach halten kann (mehr hier). Doch Chinas Schwachstelle liegt in den massiven Schulden der Realwirtschaft und in der Blase auf dem Immobilienmarkt.

Die Schwäche auf dem chinesischen Immobilienmarkt wird sich noch verschlimmern, so ein aktueller Bericht von Standard Chartered. Die Ökonomen unter Leitung von Lan Shen hatten 30 chinesische Baufirmen in sechs Städten befragt. Die Baufirmen bieten derzeit „geringe Ermäßigungen“ an.

Doch trotz der Preisnachlässe sind die Käufer immer noch sehr vorsichtig. Die Hausverkäufe gingen im Juli um 28 Prozent zurück. Dies ist der größte monatliche Rückgang in diesem Jahr.

Es ist fast unmöglich, dass die Preise in der zweiten Jahreshälfte steigen“, sagte Tan Huajie, Geschäftsführer der größten chinesischen Baufirma China Vanke. Grund dafür seien die hohen Bestände an unverkauften Häusern. „Die Verkäufe sollten sich ein bisschen erholen, während sich die Preise in der nächsten Jahreshälfte stabilisieren.“

Auch die Preise für bestehendes Wohneigentum sind von Juni zu Juli erneut um 0,8 Prozent gesunken. Im Mai waren die Preise für Wohneigentum zum ersten Mal seit zwei Jahren gefallen (mehr hier). Seitdem wächst die Angst vor einem chinesischen Immobilien-Crash, der Auswirkungen auf die gesamte globale Wirtschaft hätte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Experten-Webinar: Ist Bitcoin das neue Gold? – Chancen, Risiken und Perspektiven

Inflation, Staatsverschuldung, geopolitische Unsicherheiten: Viele Anleger fragen sich, wie sie ihr Vermögen in Zeiten wachsender...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik Grenzkontrollen: Dobrindt und Frei verteidigen Linie der Bundesregierung
04.06.2025

Ein Gerichtsurteil stellt die Rechtmäßigkeit aktueller Grenzpraktiken infrage – doch Innenminister Dobrindt und Kanzleramtschef Frei...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Deutsche Firmen vor Engpässen bei seltenen Erden aus China
04.06.2025

China verschärft seine Exportkontrollen bei strategisch wichtigen Mineralien – mit direkten Folgen für die deutsche Industrie. Vor...

DWN
Politik
Politik Polens Präsident Nawrocki – Ein Trump-Statthalter in Warschau?
04.06.2025

Mit Karol Nawrocki zieht ein Hardliner in den Präsidentenpalast ein – unterstützt von Donald Trump und im offenen Konflikt mit der...

DWN
Immobilien
Immobilien Eigenheim kaufen: Wie der Traum vom eigenen Haus gelingen kann - die besten Tipps
04.06.2025

Der Wunsch, ein Eigenheim kaufen zu wollen, ist für viele Menschen in Deutschland tief verankert. Doch finanziell scheint dieses Ziel oft...

DWN
Politik
Politik US-Zölle auf Stahl und Aluminium verdoppelt: Folgen für Deutschland
04.06.2025

Donald Trump verdoppelt die Zölle auf Stahl und Aluminium – und riskiert damit eine neue Eskalation im transatlantischen...

DWN
Politik
Politik Bas will "mafiöse Strukturen" bei Bürgergeld-Empfängern zerschlagen
04.06.2025

Organisierter Sozialleistungsbetrug ist laut Arbeitsministerin Bas kein Randphänomen mehr, sondern Teil krimineller Strukturen, die...

DWN
Politik
Politik Iran warnt vor US-Vorschlag: Neue Atomverhandlungen mit „vielen Unklarheiten“
04.06.2025

Iran spricht von „Unklarheiten und Widersprüchen“ im US-Vorschlag zu einem neuen Atomabkommen. Während Teheran auf sein Recht zur...

DWN
Panorama
Panorama Köln: Größte Evakuierung seit 1945 hat begonnen
04.06.2025

Rund 20.000 Kölner müssen heute Vormittag ihre Wohnungen verlassen. Fast die gesamte Innenstadt wird wegen einer Bombenentschärfung...