Finanzen

Italien: Rezession verschärft, Hilferuf an EU immer wahrscheinlicher

Die sich verschärfende Rezession und die hohen Zinskosten treiben Italien immer weiter in Richtung Bailout. Doch mit einfachen Auflagen, wie sie Mario Monti erwartet, ist nicht zu rechnen. Die Vorgaben werden streng sein, wissen die Regierenden der EU-Länder doch nicht, ob sich die zukünftige Regierung an den Reformplan Montis halten wird.
06.09.2012 12:48
Lesezeit: 1 min

Der italienischen Premier Mario Monti hat in den vergangenen Wochen immer darauf hingewiesen, dass Italien im Moment keinen Bailout brauchen wird. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass das Land doch darauf zurückgreifen wird, um die EZB zum Kauf von italienischen Staatsanleihen zu bewegen, steigt, so hochrangige Beamten gegenüber der FT. Innerhalb nur weniger Monate könnte es ihnen zufolge bereits soweit sein.

Italiens Staatsschulden liegen bei etwa 2 Billionen Euro und die hohen Zinssätze für italienische Anleihen zeigen, dass die Investoren nicht von den bisher umgesetzten Maßnahmen der Monti-Regierung überzeugt sind. Zudem schwindet die Umsetzungsfähigkeit der Technokraten-Regierung, je näher die Wahlen in Italien rücken. Die zwei Parteien, die Montis Politik derzeit im Parlament stützen, könnten diese Unterstützung bald aufgeben, um bei den Wahlen nicht zu riskieren, für den Sparkurs abgestraft zu werden. „Wenn es uns in den kommenden Monaten nicht gelingt, die Märkte davon zu überzeugen, dass wir unsere Finanzen auch nach den Wahlen in Ordnung halten können, dann werden die Zinsen hoch bleiben“, sagte einer der Beamten. „Dies ist eine Unsicherheit, die nicht einmal die EZB aufheben kann.“

Diese zukünftige Wahl erhöht in diesem Fall auch die Wahrscheinlichkeit, dass Italien beim Beantragen eines Bailouts mit noch schärferen Vorgaben rechnen muss. Wissen doch die anderen Mitgliedsländer nicht, ob sich die neue italienische Regierung an den eingeschlagenen Reformkurs von Mario Monti halten wird. Mit strengen Auflagen für ein Bailout können sie, allen voran Deutschland, einer möglichen Abkehr der neuen italienischen Regierung von den Sparmaßnahmen zuvor kommen und die zukünftige Regierung an den Sparkurs binden.

Die aktuelle Lage der italienischen Wirtschaft trägt ebenfalls zu einem möglich Antrag auf Finanzhilfen bei. Erst am Donnerstag korrigierte die OECD ihre Prognose für Italiens Wachstum nach unten. Sie rechnet mit einer Kontraktion der Wirtschaft im dritten Quartal in Höhe von 2,9 Prozent und im vierten Quartal mit einem Minus von 1,4 Prozent (auch für Deutschland stehen die Zeichen auf Rezession – hier). Nicht nur die schwache Nachfrage aus den anderen Ländern, sondern auch die Steuererhöhungen fördert diese Entwicklung. Die höheren Steuern haben für einen Rückgang bei den Konsumausgaben geführt, so dass auch die Binnennachfrage gesunken ist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Technologie
Technologie „Mein alter Job als Softwareentwickler ist weg“ – Jentic-Chef über selbstprogrammierende KI-Agenten
19.04.2025

Der irische Tech-Unternehmer Sean Blanchfield ist überzeugt, dass KI-Agenten menschliche Programmierer und Softwareentwickler zunehmend...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt „We don’t believe in Outsourcing“ – Klöber zeigt, wie Produktion in Deutschland wieder gelingt
18.04.2025

Sitzen, aber richtig: Der Büromöbelhersteller aus Owingen setzt auf Inhouse-Produktion, recycelte Materialien und digitale Innovation –...

DWN
Finanzen
Finanzen S&P 500 und die Illusion von sicheren, langfristigen Renditen
18.04.2025

Der amerikanische Aktienmarkt befindet sich in turbulenten Zeiten. Angesichts der unvorhersehbaren Handelspolitik von Präsident Donald...

DWN
Finanzen
Finanzen Wertvoller Schmuck im Fokus: So sichern Sie Ihre teuren Schmuckstücke ab
18.04.2025

Die Absicherung wertvoller Schmuckstücke wird immer wichtiger – Hausrat reicht oft nicht aus. Experten raten zu gezieltem...

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen in Dänemark: Wie Sie mit etwas Hygge ein Haus günstig kaufen können
18.04.2025

Nachdem es 2023 und 2024 in Deutschland zum ersten Mal seit 2013 spürbare Wertverluste auf dem Immobilienmarkt gab, kündigten Experten...

DWN
Finanzen
Finanzen USA: Staatsverschuldung erreicht 36,6 Billionen Dollar – wer sind die Gläubiger?
18.04.2025

Die Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten hat mit 36,6 Billionen Dollar einen neuen Höchststand erreicht und wächst in den letzten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Online-Handel unter Druck: Steigende Erwartungen, weniger Spielraum für Fehler
18.04.2025

Der digitale Handel erlebt 2025 einen Wendepunkt: Kunden erwarten Perfektion, während lokale Anbieter ums Überleben im globalen...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona: Aufwärtstrend bei Amateurmusik - Deutsche musizieren wieder
18.04.2025

Den Flohwalzer klimpern, ein Liebeslied singen, auf der Gitarre schrammeln – Hobbymusik hat viele Facetten. Doch wie viele Menschen...