Finanzen

Türkei verfehlt Defizitziel: Trotz Sparkurs geben viele Ministerien mehr aus

Lesezeit: 1 min
07.09.2012 13:34
Die Türkei sprengt ihr Budget für das laufende Jahr, erklärt Finanzminister Şimşek. Grund dafür seien unter anderem das geringer als erwartet ausgefallene Wirtschaftswachstum und weniger Steuereinnahmen. Der finanzpolitischen Lage des Landes sind sich allerdings nicht alle Ministerien bewusst. Trotz der Anweisung, die Ausgaben zu verringern, werden weitere Projekte angekündigt, kritisiert Şimşek.
Türkei verfehlt Defizitziel: Trotz Sparkurs geben viele Ministerien mehr aus

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Aktuell: Verfassungsrechtler rechnen mit Zustimmung zum ESM

Die Türkei verfehlt ihr Defizitziel von 1,5 Prozent für 2012, wie Finanzminister Mehmet Şimşek der Nachrichtenagentur Reuters erklärte. Grund dafür sei das geringere Wirtschaftswachstum, das unter den von der Regierung prognostizierten vier Prozent liegen werde, sowie gesunkene Steuereinnahmen. Sein Ministerium habe deshalb korrigierende Maßnahmen gefordert und wolle Ausgaben kürzen. Doch ganz so erfolgreich wird Şimşek damit womöglich nicht sein.

Im türkischen Fernsehen erklärte er, dass er sich einfach nicht durchsetzen könne. Seine Vorgaben interessieren die anderen Ministerien nämlich nicht. Seit Anfang des Jahres habe er immer wieder auch schriftlich darauf hingewiesen, dass die Budgetsituation im laufenden Jahr nicht gut aussehen werde. „Von einigen Ministerien hören wir immer wieder in den Medien, dass sie vorhaben, ihre Ausgaben zu erweitern. Und das, ohne mit uns darüber zu sprechen und darüber zu verhandeln“, so Şimşek.

Die Türkei hat in den vergangenen Jahren wirtschaftlich enorm aufgeholt. Defizitziele wurden nur selten verfehlt, das Pro-Kopf-Einkommen hat sich nahezu verdreifacht. Doch es zeigen sich erste Zeichen einer Verschlechterung. Die Binnennachfrage sinkt, die breiten Privatisierungsbemühungen haben nicht zu den erhofften Einnahmen geführt und hohe Investitionen in die Infrastruktur haben den Staatshaushalt belastet.

Die Haltung der Ministerien und die Ankündigung weiterer Projekte durch die Regierung zeigen, dass diese Wirklichkeit noch nicht bei allen angekommen ist. Şimşek sagt jedoch unmissverständlich: „Es ist sehr unwahrscheinlich, dass wir unsere Fiskalziele erreichen“. Wie die genauen Maßnahmen aussehen, die das von Şimşek geplante Sparprogramm beinhalten sollen, erklärte er nicht. Die Verhandlungen zum Budget des kommenden Jahres hätten erst kürzlich begonnen. Reuters-Analysten vermuten, dass das Wirtschaftswachstum der Türkei 2012 auf 3,25 Prozent sinken werde. Regierungs-Prognosen zufolge hätte das Wachstum bei 4 Prozent liegen sollen.

Weitere Themen

Rezession in Griechenland verschärft sich

Mehrheit der Deutschen gegen den ESM

Gauweiler: Regierung muss gegen Entscheidung der EZB rechtlich vorgehen


Mehr zum Thema:  

DWN
Finanzen
Finanzen Boom-Segment aktive ETFs: BlackRock startet fünf neue Fonds
07.09.2024

Blackrocks ETF-Tochter iShares erweitert ihr Angebot in Europa um fünf neue aktive ETFs. Ziel der Fonds ist es, Anlegern kostengünstige...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Flexible Arbeitszeiten: Sind Vollzeitjobs ein Auslaufmodell?
07.09.2024

Eine repräsentative Befragung der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass nur noch eine Minderheit eine Stelle mit festen Arbeitszeiten...

DWN
Finanzen
Finanzen Derivate Erklärung: So funktionieren Zertifikate, CFDs und Optionsscheine
07.09.2024

Derivate wie Futures, Optionen, Zertifikate, Optionsscheine, Swaps und CFDs sind heftig umstritten. Einige sehen darin notwendige...

DWN
Technologie
Technologie Wasserstoffprojekt in Namibia könnte KZ-Gedenkstätte gefährden
07.09.2024

Deutschland unterstützt ein Großprojekt zur Herstellung von grünem Wasserstoff in Lüderitz. An diesem Ort befand sich einst das erste...

DWN
Immobilien
Immobilien Tag des offenen Denkmals: 7 ungewöhnliche Monumente in Deutschland
07.09.2024

Ob Schloss Neuschwanstein oder Siegessäule: Viele Denkmäler in Deutschland sind international bekannt. Hier werfen wir einen Blick auf...

DWN
Technologie
Technologie Stromerzeugung aus Windkraft: Die Dynamik nimmt ab
07.09.2024

Im vergangenen Jahr war Windkraft erstmals die Hauptquelle der hiesigen Stromerzeugung, weit vor Kohle. Doch in diesem Jahr ist eine...

DWN
Politik
Politik Trump-Erfolg im Schweigegeld-Prozess: Urteil erst nach US-Wahl
07.09.2024

Im New Yorker Prozess wegen Schweigegeldzahlungen von Ex-Präsident Donald Trump wird das Strafmaß erst nach der Präsidentschaftswahl...

DWN
Panorama
Panorama Studie: Ungesunde Ernährung bereits bei Kleinkindern weit verbreitet
07.09.2024

Laut einer aktuellen Studie ernähren sich bereits Kleinkinder zu süß und ungesund. Wie das Max Rubner-Institut (MRI) in Karlsruhe, ein...